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Der Tachinger Felix Freude (vorne) war zusammen mit Holger Eschenmüller in Bihac, um den Menschen dort zu helfen und um zu sehen, wie sich die Flüchtlingssituation derzeit an der bosnisch-kroatischen Grenze darstellt.

Reise nach Bosnien – 3000 Sandsäcke und Spende an Kinderhilfsverein übergeben

Taching am See – »Es hat mich sehr berührt, zu sehen, wie arm viele Menschen dort sind«, sagt Felix Freude. Der Tachinger war zusammen mit Holger Eschenmüller in Bosnien, um zu helfen.


Denn in der Region rund um Bihac war infolge heftiger Regenfälle der Notstand ausgerufen worden. Hunderte Häuser und hunderte Hektar landwirtschaftlicher Flächen waren überflutet worden. »Außerdem wollten wir sehen, wie sich die Flüchtlingssituation darstellt – jetzt im Winter«, sagt Felix Freude. Er ist Mitglied des Vereins »Lautlos«, der seit 2020 Flüchtlingen an der bosnisch-kroatischen Grenze hilft.

Lange Zeit lebten in der Region rund um Bihac hunderte Flüchtlinge unter widrigsten Bedingungen – aus Angst vor Gewalt oft hilflos und frierend im Wald. »Dort gibt es viele Bauruinen. Vor allem Frauen mit Kindern versteckten sich dort«, sagt der Tachinger. Er und Holger Eschenmüller haben daher nachts – »damit wir Kerzen oder Lichter sehen« – den Wald durchkämmt. »Doch nichts. Die Situation hat sich extrem verändert. Die Fluchtroute verläuft nun über Serbien, das verschiebt sich immer wieder ...«

Anders war die Lage noch im November 2022. Der Verein »Lautlos« war mit einem Lastwagen voll mit Hilfsgütern (Wintersachen, Decken, Schlafsäcken, Isomatten und Medikamenten) nach Bihac gefahren, um dort dringend benötigte Hilfe zu leisten. Außerdem kauften die Mitglieder vor Ort Lebensmittel aus Spendengeldern für die Flüchtlinge.

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Lange Zeit lebten in der Region rund um Bihac hunderte Flüchtlinge unter widrigsten Bedingungen – wie etwa in dieser Bauruine. Doch die Flüchtlingsrouten verschieben sich immer wieder. Derzeit verläuft die Fluchtroute über Serbien.

Das hatten Felix Freude und zweiter Vorstand Holger Eschenmüller aus Seeon auch bei ihrer jetzigen Reise vor – doch Hilfe war hier nicht nötig. Dafür unterstützten sie Zlatan Kovacevic von SOS Bihac beim Wiederaufbau eines Gewächshauses, das durch einen Sturm zerstört worden war. Der Bosnier hat von Spendengeldern ein Stück Land gekauft und möchte dort Gemüse anbauen. Der Ertrag soll Einheimischen und Geflüchteten gleichermaßen zugute kommen. »Dadurch, dass die Menschen sehr arm sind, entsteht oft Neid«, sagt Felix Freude. Das durchschnittliche Jahresbruttoeinkommen liege bei unter 6000 Euro im Jahr. »Zlatan ist es gelungen, hier einen guten Weg zu finden.« Das Credo des Bosniers und seiner Hilfsorganisation: »Wir helfen nicht Flüchtlingen, nicht Bosniern. Wir helfen jedem Menschen, der in Not ist.« Unterstützt wird SOS Bihac wiederum von Lautlos e.V. oder auch dem Aachener Netzwerk für humanitäre Hilfe und interkulturelle Friedensarbeit.

Damit die Menschen rund um die bosnische Kleinstadt bei künftigen Überschwemmungen besser gewappnet sind, brachten Felix Freude und Holger Eschenmüller 3000 Sandsäcke und drei Bautrockner zu SOS Bihac. Außerdem besuchten sie eine alleinerziehende Mutter mit Windeln und Kleidung für das Baby. Einer älteren, kranken Frau bauten sie ein Krankenbett auf – sie packten einfach dort an, wo sie gebraucht wurden.

Von Bihac ging es dann rund 60 Kilometer nördlich nach Kladusa. »Wir haben Zehida (Bihorac, Anmerkung der Redaktion) und ihrem Kinderhilfsverein 1000 Euro übergeben.« Des Weiteren hatten die beiden Kinderkleidung, Wolle und Spielsachen in ihrem weißen Sprinter dabei.

»Zehida ist eine unglaubliche Frau. Sie opfert sich auf für die Hilfe anderer«, sagt Felix Freude. Die Bosnierin kümmert sich nicht nur um Waisenkinder, Kinder aus armen Familien oder behinderte Buben und Mädchen, sondern engagiert sich auch für Frauen, die an Krebs erkrankt sind. »Die Krebsrate ist unglaublich hoch. Woran das liegt, ist unklar«, sagt der Tachinger, der seine Fahrt nach Bosnien mit den Worten begründet: »Ich wollte einfach etwas tun. Nicht nur spenden, sondern mithelfen.«

Zum Verein »Lautlos« kam er, nachdem er den Dokumentarfilm »The Game: Spiel zwischen Leben und Tod« über die Situation von Flüchtlingen an der bosnisch-kroatischen Grenze gesehen hatte. Dieser wurde von der Vorsitzenden Manuela Federl gedreht und mit zahlreichen Filmpreisen ausgezeichnet.

Wer den Verein »Lautlos« unterstützen möchte, kann spenden an das Konto mit der IBAN: DE63 7116 0000 0009 4166 50, Verwendungszweck »Flüchtlingshilfe«. Sachspenden werden derzeit nicht benötigt. Ab sofort gibt es auch didaktisches Material für Lehrer zum Film »The Game«. Wer Interesse hat, kann sich unter Telefon 0170/8260280 an Manuela Federl wenden.

Klara Reiter