Vor 16 Jahren hatte die mittlerweile 78-Jährige das Amt übernommen und wurde dann von allen Seiten für ihre Arbeit gelobt. Bürgermeisterin Stefanie Lang führt jetzt dazu aus: »Es war schön für die Gemeinde, dass sich Frau Streitwieser so engagiert hat und auf einen so großen Erfahrungshintergrund verweisen kann«, den sie nun an Marianne Sailer-Schneckenpointner weitergeben wolle.
Streitwiesers Motiv zur Übernahme dieses Amtes lag damals in der eigenen Früh-Verrentung, berichtet sie. Ein großer Teil ihres Ehrenamts bestand aus Beratungsgesprächen und Kontaktvermittlung zu Fachstellen wie etwa dem VdK. Diese Arbeit sei in den letzten 16 Jahren nicht immer ganz einfach gewesen. Man müsse auch ein wenig »Durchhaltevermögen, Hartnäckigkeit, aber auch Humor« mitbringen – dann könne man wirklich etwas bewegen.
Gemeinde ist auf einem guten Weg
Taching sei dabei auf einem guten Weg. Auch wenn noch lange nicht alles perfekt sei. »Menschen mit Behinderungen stoßen in ihrem Alltag immer wieder auf Barrieren im öffentlichen Raum.« Diese abzubauen, sei Aufgabe der gesamten Gesellschaft, von Rat und Verwaltung. Bedingt durch den demografischen Wandel gewinne eine barrierefreie Ortsgestaltung dabei zunehmend an Bedeutung.
Dass Streitwieser eines Tages bei dieser Aufgabe landen würde, hätte sie selbst zuvor am wenigsten geglaubt. Als gelernte Schneiderin habe sie ihr halbes Leben mit dem Nähen von Gardinen und Braut- und Dirndlkleidern zugebracht.
»Doch nach einem plötzlichen Schlaganfall war alles anders. Das hat mein Bewusstsein für viele Dinge stark verändert.« Ihr persönliches Schicksal habe sie bei dieser Aufgabe eher als einen Vorteil angesehen. »Man hat sofort eine andere Vertrauensbasis zu den Menschen, das ist sehr positiv«.
Sie hofft, dass ihre Amtsnachfolgerin weiterhin mehr Bewusstsein für Inklusion schaffen kann, vor allem bei den Menschen, die selbst nicht betroffen sind. »Es sollte zum Beispiel selbstverständlich sein, dass mit dem Rollstuhlfahrer selbst geredet wird und nicht mit der Begleitperson. Wenn wir alle an einem Strang ziehen und jeder seinen eigenen kleinen Teil zur Inklusion beiträgt, dann können wir das schaffen.«
Die neue Behindertenbeauftragte Marianne Sailer-Schneckenpointner sieht sich auch als niederschwellige Schnittstelle zwischen Menschen mit Behinderung und Fachstellen, Hilfsorganisationen und Selbsthilfegruppen. Mit einigen Einrichtungen sei sie schon gut vernetzt, unter anderem mit Werner Fertl, zuständig im Landratsamt Traunstein für die Betreuung von Senioren und Behinderten. »Von ihm erhalte ich viele aktuelle Infos zu Veranstaltungen und Angeboten für Hilfesuchende.«
Sie fühlt sich nicht nur durch ihre frühe Jugend-, Pfarrgemeinderats- und Seniorenarbeit, sondern auch durch ihre aktive Beteiligung an der örtlichen Bürgerhilfe und durch die persönliche Betreuung einer lieben Freundin für ihre neue Aufgabe prädestiniert: »Jeder Interessierte kann sich einfach bei mir melden unter der Telefonnummer 08681/4 57 30«.
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