Drei Angebote von Stromlieferanten waren bei der Gemeinde am Mittwochmorgen eingegangen. Sieben Stromlieferanten waren um ein Angebot gebeten worden. Wimmer hatte dann etwa 30 Minuten Zeit, sich für eines der Angebote zu entscheiden. Nur so lange war der angebotene Preis – über den nichts bekannt wurde – gültig.
Aus diesem Grund hatte sich der Bürgermeister in der Gemeinderatssitzung am Vorabend die Vollmacht ausstellen lassen, den Auftrag an den günstigsten Anbieter vergeben zu können. Gerne hätte er dem Gemeinderat die Angebote der Stromlieferanten vorgestellt. Die »Kurzfristigkeit am Energiemarkt« mache das aber unmöglich, so Bürgermeister in der Sitzung.
Warum war es überhaupt soweit gekommen: Seit Jahren schon beteiligt sich die Gemeinde an einer Strombündelausschreibung, die der Bayerische Gemeindetag vermittelt – wie 1453 andere öffentliche Auftraggeber auch. Dabei werden Zwei- bis Drei-Jahres-Verträge mit verschiedenen Stromlieferanten geschlossen. Für die Gemeinde waren dies zuletzt die Stadtwerke Görlitz (bisher Stromlieferant der Liegenschaften), die Stadtwerke Amberg (Lieferant für die Wärmepumpe des Kindergartens) und In(n) Energie GmbH (bisher Stromlieferant für die Straßenbeleuchtung). Wegen der schwierigen Marktlage gingen diesmal bei der Ausschreibung aber mehr als 550 Teilnehmer leer aus. Etlicher Versorger waren als Bieter aus dem Verfahren ausgestiegen.
Kommunen wie die Gemeinde Surberg bekamen somit kurzfristig – laut Wimmer im November – vom Bayerischen Gemeindetag Bescheid, sich selbst um einen Energieversorger für 2023 zu kümmern. Damit lag der Ball im Rathaus. Bei dem Versuch, Angebote einzuholen, stellte die Verwaltung fest, dass es eine relativ kurze Zuschlagsfrist gibt. »So etwas hat es wirklich noch nie geben«, so Wimmer, als er dem Gremium den Sachverhalt erläuterte.
Auf Nachfrage von Elke Scheil (Bündnis 90/Die Grünen), ob man als Kommune bei der Vergabe berücksichtigen könne, woher der Strom komme, weil alles andere den Klimazielen widerspreche, entgegnete Geschäftsleiter Werner Schwab, dass sich die Gemeinde an die Vergabeordnung halten und den wirtschaftlichsten Anbieter wählen müsse.
Andreas Wimmer (ebenfalls Bündnis 90 / Die Grünen) findet das Vorgehen des Bayerischen Gemeindetags »frech, den Ball jetzt wieder an die Kommunen zurück zu spielen«. Er hätte sich gewünscht, das Thema sei früher – eventuell in einer außerordentlichen Sitzung – schon einmal im Gemeinderat besprochen worden, um bei der Vergabe ein bisschen mehr Puffer zu haben. Zwei Wochen vor Vertragsende, das mache ihn nervös.
Wimmer und Schwab entgegneten, das hätte an der angespannten Lage auf dem Energiemarkt nichts geändert. Sie waren offenbar zuversichtlich, am nächsten Morgen einen Vertrag abschließen zu können. Der Bürgermeister betonte, dass ihm dabei eine möglichst kurze Laufzeit wichtig sei. Elke Scheil hakte nach, ihr sei wichtig, was das für ein Strom sei. Jakob Steiner (Freie Wählergruppe) fragte an, ob ein Rückfall in die Grundversorgung eine Alternative wäre. Für andere Kommunen sei das der günstigere Weg. Wimmer sagte, auch das werde geprüft. Ulrich Stöhr (CSU) regte an, neben der Art der Stromgewinnung vor allem auf die Regionalität des Anbieters zu achten.
Mit den Stadtwerken Traunstein hat die Gemeinde beides erreicht. Einstimmig ermächtigt durch den Surberger Gemeinderat schloss Bürgermeister Michael Wimmer gestern mit dem regionalen Anbieter einen Ein-Jahres-Vertrag ab.
ka