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Die beiden Sprecherinnen der Bürgerinitiative Karin Wein (von links) und Susanne Sacco übergaben Bürgermeister Thomas Kamm den Bürgerantrag für eine »gesundheitsverträgliche Digitalisierung« in der Gemeinde Siegsdorf. (Foto: Krammer)

»Von der Politik allein gelassen«

Siegsdorf – Die »Bürgerinitiative für eine gesundheitsverträgliche Digitalisierung« übergab Siegsdorfs Bürgermeister Thomas Kamm einen »Bürgerantrag.


Sprecherin Susanne Sacco hatte dazu umfangreiche Informationen und Erklärungen zusammengestellt, die sie im Sitzungssaal der Gemeinde dem Bürgermeister, seinem Amtsleiter Hermann Haslinger und einigen Pressevertretern in einem kurzen Vortrag erörterte. Sacco lobte die Unterstützung der Gemeinde zu diesem Thema und freute sich über die 326 Unterschriften, die trotz Urlaubszeit und Corona zusammengekommen waren.

Kernpunkte des Bürgerantrags sind eine weitere Zurückstellung aller Anträge von Mobilfunkbetreibern auf Nutzung von gemeindlichen Gebäuden, die Erstellung einer unabhängigen gutachterlichen Expertise der derzeitigen und künftigen Strahlenbelastung, die dann in ein Mobilfunkkonzept der Gemeinde einfließen und als Grundlage für ein Dialogverfahren mit den potenziellen Betreibern genutzt werden könnte.

Zum zweiten möchte man einen weiteren zügigen Ausbau der Breitbandversorgung in allen Gemeindebereichen, um für den Mobilfunk eine gesundheitsschädliche »Indoorversorgung« überflüssig zu machen. Sacco betonte, dass die Mitglieder und Unterzeichner natürlich auch auf moderne Kommunikationstechnik setzen und sie auch benutzen, es ihnen aber vor allem um eine gesunde Umwelt für ihre Kinder und Enkelkinder gehe.

»Über die Bürgeranträge hinaus sollten die Gemeinden im Landkreis und auf überregionaler Ebene mit Hilfe kompetenter Wissenschaftler und Juristen eine gemeinsame Basis erarbeiten, die moderne Technik mit gesunder Zukunft verbindet«, betonte die Sprecherin und verwies auf das große und stets wachsende Interesse der Bevölkerung an diesem Thema.

»Die Gemeinde ist seit Monaten mit diesem Thema konfrontiert, wir fühlen uns aber von der Politik allein gelassen und von den Mobilfunk-Betreibern gelinde gesagt deutlich unterinformiert«, sagte Kamm dazu. Er zeigte sich verständnisvoll für den Unmut der Bürger und versicherte den Antragstellern, dass nicht nur die Gemeinde und die Region betroffen seien.

Die Gemeinde Siegsdorf hat wie auch viele Nachbargemeinden seit Jahresbeginn alle Anträge von Betreibern zurückgestellt. Auch im Verbund der Landkreisgemeinden und im Bayerischen Gemeindetag würden mit Hilfe unabhängiger Berater Informationen gebündelt und Gemeinsamkeiten erarbeitet. »Aber das gemeinsame Vorgehen braucht seine Zeit«, betonte Kamm und zeigte sich zuversichtlich, dass ein weitreichendes Moratorium auch den Informationsdruck auf die Mobilfunk-Betreiber erhöhen werde.

Abschließend gab er bekannt, dass der Gemeinderat in seiner Sitzung am 5. Oktober über die Zulässigkeit des Bürgerantrags abstimmen wird. Sacco hofft auf ein deutliches Zeichen des Gemeinderats: »Es braucht auch die widerspenstigen Gallier, die im kleinen Rahmen agieren«, forderte sie den Gemeinderat auf tätig zu bleiben. FK

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