Nach personellen Änderungen in der Führungsebene der EVA waren der neue Vorstand für den kaufmännischen Bereich, Maximilian Steinbeißer, und die nebenamtliche Geschäftsführerin Maria Hasselberger zur Sitzung gekommen. Die beiden leiten seit Mitte August mit Josef Mayer, dem Vorstand für den technischen Bereich, den Betrieb mit derzeit 40 Mitarbeitern.
Maria Hasselberger erläuterte die Gründe für die Erhöhung der Strompreise ab 1. Januar und hatte dazu eine Vergleichstabelle mit den Preisen in einigen Nachbargemeinden mitgebracht. Der prognostizierte Strombedarf der EVA wird an der Stromhandelsbörse EEX (European Energy Exchange) über den Terminmarkt beschafft zum »Futures-Börsenpreis« in der Zukunft beschafft und erfolgt in Teilmengen über ein »Tranchenmodell« zu verschiedenen Zeitpunkten. Die Strompreise können sich dabei aufgrund des Beschaffungszeitpunkts deutlich unterscheiden, sind aber auch durch andere Komponenten wie etwa eine Eigenerzeugung der Stromversorger beeinflusst, die es bei der EVA derzeit nicht in relevantem Ausmaß gibt.
Für das Verbrauchsjahr 2023 erfolgte der Stromeinkauf im Laufe des Jahres 2022 und musste bis 31. Oktober abgeschlossen sein. Abweichungen zur prognostizierten Verbrauchsmenge müssen dann im tatsächlichen Lieferzeitraum über einen »Spotmarkt« durch Zukauf oder Verkauf ausgeglichen werden. Für die Jahre 2021 und 2022 konnte die EVA den Strombedarf noch zu sehr guten Preisen kaufen und dies an ihre Kunden weitergeben.
Vorstand Maximilian Steinbeißer erläuterte die Schwierigkeiten bei der Strombeschaffung für 2023, bei der vor allem infolge des Ukrainekriegs und der weltweiten Energiekrise das bisher bewährte System von Angebot und Nachfrage über das Merit-Order-Modell an seine Grenzen stieß.
Dabei setzt das Kraftwerk mit den teuersten Grenzkosten (Erzeugungspreis) den Börsenpreis fest. Da im Jahresverlauf meist die Verstromung von Öl oder Gas dazu den Ausschlag gab, führten extreme Preisschwankungen im Stundentakt auf den Energiemärkten zu hohen Preisrisiken für die Versorger. Das führt nun zu einer massiven Anhebung der Preise im Jahr 2023 von bisher etwa 34 Cent/kWh auf 66,10 Cent/kWh.
Die von der Regierung beschlossene Strompreisbremse soll dabei für die Entlastung der Haushalte sorgen. Als Beispiel nahm Steinbeißer das Verbrauchsmodell eines Haushaltskunden mit 3500 kWh Jahresverbrauch, der 2023 mit einem Jahresstrompreis von 2462 Euro belastet sein wird. Mit Greifen der Strompreisbremse reduziert sich diese Belastung um 730,80 Euro jährlich auf dann 1731,22 Euro.
Die Pläne der Bundesregierung, durch ein Verbot ungerechtfertigter Preiserhöhungen den Missbrauch der staatlichen Preisdeckelung zu unterbinden, werden von der EVA Siegsdorf weitgehend begrüßt.
Viele Fragen aus dem Gremium wurden dann ausführlich beantwortet. Dr. Jürgen Leikert (CSU), der den Besuch mit einer Anfrage ausgelöst hatte, bedankte sich für die Offenheit und die schnelle Information. Willi Geistanger (Grüne) regte eine verstärkte Eigenerzeugung der EVA mit Photovoltaik und Windkraft an und Hans Geiger (BfS) nannte die Strompreisbörse »politischen Wahnsinn«, den die Bürger ausbaden müssten.
Klaus Gimpl (BfS) betonte, man sei als Kunde immer gut mit der EVA gefahren und habe jahrelang von günstigen Preisen und einem guten Service profitiert, und wollte wissen, wie denn der Blick in die Zukunft aussieht. Dazu konnten die Referenten nur auf den »Blick in die Glaskugel« verweisen, waren sich aber einig, dass nach Stand der Dinge und Erfahrung der Einkauf wieder günstiger werde und dann auch die Kunden wieder von sinkenden Beschaffungskosten profitieren.
FK