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Mitarbeiter und Bewohner des Alten- und Pflegeheims Siegsdorf machten beim Aktionstag »Besuch vor der Tür« auf die Probleme ihrer Einrichtung mit dem geänderten Infektionsschutz-Gesetz aufmerksam. (Foto: Krammer)

Alten- und Pflegeheim Siegsdorf beteiligte sich an Aktionstag »Besuch vor der Tür«

Siegsdorf – Mit Liedern, Gstanzln, Transparenten und hörbarer Lautstärke machten die Heimleitung, die Mitarbeiter und die Bewohner der »Alten- und Pflegeheim Siegsdorf Betreibergesellschaft mbH« auf die Probleme ihrer Einrichtung mit dem geänderten Infektionsschutz-Gesetz aufmerksam.


Der Aktionstag unter dem Motto »Besuch vor der Tür« war eine Initiative des Verbands der katholischen Altenhilfe Deutschland, die viele der mehr als 1200 angeschlossenen Einrichtungen zur Langzeitpflege mit Kundgebungen unterstützten. Zur einstündigen Protestaktion hatten sich ein Großteil der Mitarbeiter und viele Bewohner und Angehörige vor dem Eingangsbereich eingefunden und unterstützten die Aktion »Besuch vor der Tür« mit selbstgemalten Transparenten und Schildern, selbstbewusstem Gesang und lautstarkem Protest zum geplanten neuen Infektionsschutz-Gesetz.

Monika Sandbichler, die Einrichtungsleiterin des Siegsdorfer Alten- und Pflegeheims, betonte in ihren Erklärungen zu den Transparenten und Schildern: »Das Maß ist voll! Während in der Mitte der Gesellschaft Corona keine Rolle mehr zu spielen scheint, erzeugen die geplanten Vorgaben im neuen Infektionsschutz-Gesetz wieder mehr Bürokratie und belasten unsere Beschäftigten, die ohnehin seit mehr als zwei Jahren am Limit arbeiten. Es braucht eine gesamtgesellschaftliche und politisch geförderte Solidarität zur Entlastung der Pflege durch dauerhafte und sichere Refinanzierung von geforderten Corona-Schutzmaßnahmen! Mit der heutigen Aktion möchten wir, zusammen mit vielen anderen Einrichtungen, ein klares und lautstarkes Zeichen setzen. Ein neues Infektionsschutz-Gesetz ohne den bisherigen Rettungsschirm für die Betroffenen kann eigentlich niemand wollen.« Mit selbstgedichteten Gstanzln machte die engagierte Leiterin, unterstützt mit Ziach und Gitarre von ihren Mitarbeitern Maria Gschwandtner und John Kiely, auf bestehende und kommende Probleme aufmerksam. »Wir brauchen wieder Normalität mit Musik, Unterhaltung und Leben in den Häusern und keine 'unsichtbaren Mauern' drumherum«, betonte Sandbichler und forderte: »Weniger Bürokratie, refinanzierte Schutzmaßnahmen und dadurch wieder mehr Zeit für unsere eigentliche Aufgabe, die umfassende Versorgung von Pflegebedürftigen.«

Dass auch die lokale Politik die Probleme erkannt hat, bewies die Teilnahme von Bezirksrätin Annemarie Funke, Kreisrat Dr. Lothar Seissiger und Siegsdorfs Bürgermeister Thomas Kamm, die sich lautstark an den Liedern beteiligten und auch Zeit für anschließende Gespräche hatten.

Das am Donnerstag im Bundestag vorgestellte, geänderte Infektionsschutz-Gesetz bringt für die Langzeitpflege-Einrichtungen neue Belastungen mit sich. Während die Corona-Schutzmaßnahmen der Länder weiterhin umgesetzt werden müssen, wird die Refinanzierung künftig an »die epidemische Lage von nationaler Tragweite« geknüpft oder läuft ganz aus. Das heißt, die Beschäftigten in der Pflege erwartet neben ihren eigentlichen Aufgaben noch mehr bürokratische Arbeit wie etwa das Kontrollieren und Dokumentieren von Test- und Impfnachweisen. Die Pflegeeinrichtungen fordern daher Planungssicherheit in der Pflege durch dauerhafte und ausreichende Refinanzierung der angeordneten Hygiene- und Schutzmaßnahmen, sowie einheitliche Vorgaben in allen Bundesländern für Zutrittsberechtigungen in Einrichtungen der Langzeitpflege zur Vermeidung unnötiger Bürokratisierung.

Monika Sandbichler rief die Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft auf, sich dieser Probleme endlich ernsthaft anzunehmen und mit den Verantwortlichen aus der Langzeitpflege in einen fruchtbaren Dialog zu treten. Und während Besucher, Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter in Gesprächen die Thematik weiter vertieften, klang die offizielle Aktion mit Liedern und Musik von Maria Gschwandtner und John Kiely langsam aus.

FK

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