Höhepunkt war natürlich eine »Audienz« bei Kaiser Vespasian, verkörpert durch Dietmar Kanert, dem Chef der Römergruppe »COH II RAET« aus Straubing. Kanert und seine Lebensgefährtin Margit sehen nicht nur aus wie die historischen Vorbilder Kaiser Vespasian und seine Geliebte Antonia Caenis, sondern haben die Rollen wirklich verinnerlicht. Es wurde sprichwörtlich aus den Näh- beziehungsweise Schmuckkästchen des römischen Kaiserhofs geplaudert. Die Ausstattung wurde exakt nach historischen Vorlagen gefertigt. Der Lorbeerkranz beispielsweise ist aus getriebener Bronze, die nachträglich vergoldet wurde. Die Kleidung wurde extra für die Kaiserdarstellung gewebt und geschneidert. Im Gefolge hatte Kaiser Vespasian einen Legionär und einen Optio.
Der Optio, ein Unteroffizier mit zahlreichen Orden auf der Brust, erklärte den Besuchern die Ausbildung in der römischen Armee. Für die Kinder spielte er mit dem Cornu, einem römischen Blasinstrument, auch kurze Musikstücke. Am Veranstaltungsende durften die Besucher, darunter Kreisheimatpfleger Dr. Christian Soika, sogar der Bayernhymne lauschen.
Zuvor lockte aber auch der Museumsgarten mit dem Obstanger zur Zeitreise. Dort konnten die Kinder mit Sabine Wastlhuber am offenen Feuer römisches Fladenbrot backen und erfuhren interessante Fakten über die Lebensmittel der Kelten. Im Obergeschoß des Museums konnten die Besucher bei Daniela Spies Kräutersalz im Mörser herstellen. Einzige Schwierigkeit dabei war, einen der begehrten Arbeitsplätze an ihrem Stand zu ergattern.
Die Wartezeit konnte man sich, wie ehedem am Forum von Rom, mit antiken Spielen wie der mola rotunda, tris oder dem Soldatenspiel vertreiben. Einer der Kuratoren der aktuellen Sonderausstellung »Jagd und Fischerei in der Antike«, Diplom-Biologe Harald Huber, war extra aus Maitenbeth angereist und erklärte alles Wissenswerte rund um Fluß- und Edelkrebse, sowohl zur Römerzeit, als auch in der Neuzeit. Wer im Obstanger als Ingenieur aktiv werden wollte, durfte sich als Helfer beim römischen Vermessungsingenieur Dirk Eggenweiler melden. Unter seiner Anleitung wurde mit den Vermessungsinstrumenten Groma und Chorobat sowie einigen Markierungsstangen die Erschließung einer Straßenstrecke nachgestellt. Eggenweiler ist einer der mitangereisten Legionäre der »LEGIO IX HISPANA«, einer von Uwe Herwegh gegründeten Römergruppe. Zusammen mit Museumsleiter Matthias Ziereis, Andreas Reiter aus Rott, Klaus-Peter Ott aus Traunstein und Hans Veit aus Rosenheim stellte Herwegh in einem kleinen Römerlager das Leben in der Armee vor.
Hans Veit, mit über 80 Jahren mittlerweile Bayerns wohl dienstältester römischer Legionär, ließ es sich nicht nehmen, den ganzen Tag in voller Rüstung samt Kettenhemd, Helm und Bewaffnung dabei zu sein. Veit stand bereits bei der Eröffnung des Römermuseums im Jahr 1988 am Eingang in Legionärsausrüstung Spalier und ist dem Haus seither verbunden. Dieses Jahr war am Eingang häufig der Keltendarsteller Alexander Krop zu sehen. An seinem Würfelturm konnten die Besucher ihr Glück versuchen.
»Es war ein wunderschöner Familiensonntag im und am Römermuseum Seebruck«, freute sich Museumsleiter Matthias Ziereis, sichtlich froh über den großen Zuspruch durch die Besucher. »Wir historischen Darsteller konnten vielen Kindern und Erwachsenen zeigen, wie Geschichte lebendig werden kann und, dass die Römer ein spannendes Thema sind.« fb