Seeon-Seebruck: Römerregion ohne Denkmalamt umsetzen
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Im Rahmen des Römerregion-Chiemsee-Projekts sollte der vor zehn Jahren eröffnete, römerzeitliche Ziergarten am Jakob-Weyerer-Platz in Seebruck um einen römischen Kräutergarten ergänzt werden. Diese und weitere geplante Maßnahmen müssen jetzt aber aus dem Projekt gestrichen werden. Um eine Freigabe zu bekommen, hätten die Erdarbeiten archäologisch begleitet werden müssen. (Archivfoto: Rasch)

Römerregion ohne Denkmalamt umsetzen

Seeon-Seebruck – Die Gemeinde Seeon-Seebruck ist eine der bekanntesten Römergemeinden am Chiemsee. Die zahlreichen Fundorte und zum Teil überregional bedeutsamen Bodendenkmäler aus prähistorischen, wie auch frühgeschichtlichen Zeitabschnitten stehen unter Denkmalschutz. Bei Erdarbeiten im Zuge von Bauprojekten müssen registrierte Bodendenkmäler dokumentiert werden. Davon betroffen wären auch Projekte, die im Rahmen des Römerregion-Chiemsee-Projekts geplant waren.

Um diese aufwändige und kostspielige archäologische Begleitung zu umgehen, hat sich der Gemeinderat in einer jüngsten Sitzung darauf verständigt, das Projekt auf die Arbeiten zu reduzieren, die ohne Zustimmung des Denkmalamts durchführbar sind. Dadurch halbieren sich auch die Kosten, die mit 90 000 Euro angesetzt waren, auf 44 000 Euro.

Wie berichtet, will die Gemeinde Seeon-Seebruck den mittlerweile in die Jahre gekommenen Archäologischen Rundweg im Rahmen des Römerregion-Projekts aufpolieren und attraktiver gestalten, bei dem Maßnahmen mit bis zu 60 Prozent aus dem Förderprogramm »Leader« bezuschusst werden.

Der »Gemeinde-Römer«, Matthias Ziereis, und sein Team in der Tourist-Information hatten für erste Maßnahmen bereits ein Konzept zusammengestellt. Allerdings hatte sich dabei herausgestellt, dass nicht alle Ideen, wie gewünscht, ohne bodendenkmalfachliche Begleitung umgesetzt werden können: »So bald du gräbst, findest du was«, erklärte Ziereis. Deshalb hatte die Verwaltung dem Gemeinderat vorgeschlagen, entweder das Projekt wie geplant mit nicht vorhersehbaren Zusatzkosten hinsichtlich der bodendenkmalfachlichen Begleitung durchzuführen, oder, wie jetzt beschlossen, das Projekt auf Maßnahmen zu reduzieren, die ohne die Zustimmung des Denkmalamts durchführbar wären.

Unter anderem sollten die Stationen des 27 Kilometer langen Rundwegs um lebensgroße historische Figuren in Form von Stahlsilhouetten bereichert werden. Diese Corten-Stahl-Figuren werden nun nach einstimmigem Gemeinderatsbeschluss aufgrund der damit verbundenen Auflagen des Denkmalschutzes nicht aufgestellt. Nach Angaben von Ziereis gibt es aber Überlegungen, drei Römer-Figuren an der Mauer gegenüber dem Hotel Wassermann anzubringen. Hier wären keine Fundamente und damit auch keine Freigabe der Erdarbeiten durch die Denkmalschutzbehörde notwendig.

Ebenso entfällt ein römischer Kräutergarten, der als Ergänzung des römerzeitlichen Ziergartens am Jakob-Weyerer-Platz in Seebruck geplant war. Auch hier hätten die Erdarbeiten von einer Fachfirma mit Beteiligung einer archäologisch qualifizierten Fachkraft begleitet werden müssen, um eine Freigabe zu bekommen. Hingegen können alle Maßnahmen, die kindgerechter gestaltet werden sollen, wie zusätzliche Informationstafeln, die an die Beschilderung angebracht werden sollen, umgesetzt werden. Die Tafeln, auf denen Repliken (den Originalfunden nachgebaute Fundstücke wie Helme, Fibeln usw.) zu sehen sind, sollen in Edelstahl ausgeführt werden. Desweiteren können die Besucher die »Geschichte zum Anfassen« künftig über einen Audio-Führer mit verfolgen.

Durch die Reduzierung des Projektvolumens halbieren sich jetzt auch die Kosten von ursprünglich 90 000 Euro auf rund 44 000 Euro. Nach Abzug der Leader-Förderung liegt der Eigenanteil der Gemeinde bei 18 000 Euro. ga

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