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Das Hafengelände in Seebruck mit dem Gemeinderestaurant »Hafenwirt« (links) ist eine Augenweide. Ob das dringend sanierungsbedürftige Dach des Restaurants wieder mit Holzschindeln oder mit Aluminiumblech eingedeckt wird, steht noch nicht fest. In der Gemeinderatssitzung wurde das Projekt vertagt und ein Gesamtsanierungskonzept für den Hafenwirt gefordert. (Foto: Rasch)

Entscheidung über Dachsanierung des Hafenwirts Seebruck wurde vertagt

Seeon-Seebruck – Wird das marode Holzschindeldach des Hafenwirts in Seebruck wieder mit Holzschindeln eingedeckt oder mit einem Aluminiumblech inklusive einer Photovoltaikanlage? Diese Frage sollte eigentlich in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats beantwortet werden. Zunächst deutete alles darauf hin, dass ein Aludach mit PV-Anlage vor allem die umweltfreundlichere Lösung wäre. Bis Sepp Daxenberger (CSU) und Ortsheimatpfleger Hans Fenzl das Wort ergriffen.


Beide forderten, bei einer Dachsanierung auf das Ensemble zu achten und wieder Holzschindeln zu verwenden. Der Tagesordnungspunkt wurde letztend-lich auf Antrag von Daxenberger vertagt. Dieser forderte ein Gesamtsanierungskonzept für das Restaurant, zumal dort weitere »Baustellen« wie die Heizung fällig würden. Der Beschlussvorschlag, den Punkt zu vertagen und mit dem Arbeitskreis für Umwelt und Energie über ein Gesamtkonzept zu beraten, wurde mit 10:6 Stimmen genehmigt.

Nach Angaben der Verwaltung habe sich der Ausschuss für Bau und gemeindliche Entwicklung bereits im Sommer 2021 und im April vergangenen Jahres darauf verständigt, dass bei einer Dachsanierung des gemeindeeigenen Restaurants auf das Ensemble geachtet werden müsse und Holzschindeln zu verwenden seien. Bei einer Besichtigung mit dem Umwelt- und Energie-Arbeitskreis Ende vergangenen Jahres sei dann vom Arbeitskreis angeregt worden, bei einer Sanierung des Dachs auch die Option einer PV-Anlage zu überprüfen. Die Überprüfung hatte jedoch ergeben, dass eine PV-Anlage auf einem Holzschindeldach nicht realisierbar wäre.

Der Arbeitskreis hat da-raufhin eine Kostenschätzung eingeholt. Bei einer Dachfläche von etwa 890 Quadratmetern würden sich die Kosten für die Holzschindeln bei 178.200 Euro bewegen. Ein Alublechdach würde gerade einmal die Hälfte, rund 89.000 Euro, kosten. Die Kosten für eine PV-Anlage mit einer 50-Kilowatt-Leistung lägen bei rund 95.000 Euro. Insofern hatte die Verwaltung dem Gemeinderat zwei Beschlussvorschläge unterbreitet: Entweder das Dach mit Holzschindeln zu sanieren oder mit einem Alublechdach mit PV-Anlage.

Nicht nur der Arbeitskreis, sondern auch die große Mehrheit des Gemeinderats könnte sich mit einem Alu-Dach anfreunden. »Für uns wäre ein dunkles Alu-Dach in Ordnung«, erklärte ein Vertreter des Arbeitskreises. Eine PV-Anlage auf dem Dach wäre auch aus Sicht des hohen Energieverbrauchs des Restaurants von Vorteil. Ähnlich argumentierte auch Grünen-Sprecher Toni Mayer: » Der Weg ist super, wir sparen damit das Geld, was die PV-Anlage kostet.« Zur Optik räumte er ein: »A kaputtes Holzschindel schaut a ned so schön aus.« Seine Fraktionskollegin Michaela Losbichler ergänzte, dass ein Aluminium-Blechdach mit PV-Anlage insofern von Vorteil sei, weil der Verbrauch der PV-Anlage gleich darunter liege.

Martha Gruber (FW) rechnete vor, dass das Dach des Hafenwirts erst vor 17 Jahren neu eingedeckt worden sei. Es gehe nicht an, dass das Dach nicht einmal 20 Jahre halte, kritisierte sie. Nachdem die Holzschindeln wegen einer fehlenden Hinterlüftung derart marode seien, sei es für sie keine Frage, jetzt sofort zu reagieren und in ein Aluminiumdach mit PV-Anlage zu investieren. Dritte Bürgermeisterin Dr. Christine Kosanovic (FW) erinnerte da-ran, dass sich der Gemeinderat darauf verständigt habe, die Dächer der gemeindeeigenen Gebäude, die viel Energie benötigten, mit PV-Anlagen auszustatten, um damit mit gutem Beispiel voranzugehen. Sie habe aber das Gefühl, dass sich der Gemeinderat in der Energiewende immer wieder im Weg stehe. »Ich glaube, dass mit einem Aluminiumdach der Einschnitt nicht so gravierend ist.«

Zweiter Bürgermeister Norbert Maier (FW) räumte ein, dass es Alu-Module gebe, die auf die Dächer zugeschnitten werden. Darüber hinaus gebe es auch bestimmte Dachschindeln, was aber eine Preisfrage sei, wie Franz Wörndl (CSU) einwarf.

Gemeinderat Sepp Daxenberger echauffierte sich zunächst darüber, dass für den Hafenwirt kein Gesamtkonzept vorgelegt wird. »Ich erwarte, dass ein Gesamtkonzept erstellt wird, weil eine Sanierung des gesamten Gebäudes ansteht.« Was das zu sanierende Dach betrifft, forderte Daxenberger einen Ensembleschutz. »Der Hafen wird sich komplett verändern, ein Blechdach hat eine ganz andere Anmutung«, warnte Daxenberger. Nicht zuletzt nehme die Gemeinde als Besitzer des Restaurants sehr viel Geld ein, das auch in den Ensemble-Schutz investiert werden sollte.

Zur Forderung eines Gesamtkonzepts erklärte Bürgermeister Martin Bartlweber (FW), dass die Sanierung des Dachs im Rahmen weiterer Sanierungen im Hafen, wie der Heizung, am dringendsten sei. Eine umweltfreundliche Energiegewinnung für das Gebäude anderswo auf dem Gelände zu platzieren, sei schwierig. Der Ensembleschutz sei durchaus wichtig, aber man müsse auch umdenken, so der Bürgermeister.

Als Ortsheimatpfleger warnte Hans Fenzl davor, den Ensembleschutz anzutasten: »Das Hafengelände ist ein einmaliger Erholungspark und die Dachlandschaft prägend, was dem Auge guttut.« Die Kosten seien für ihn kein Grund, zumal die jährlichen Einnahmen des Restaurants gegenüber stünden. »Klimaschutz ist schon in Ordnung, aber die Gemeinde sollte sich hier einen Ensemble-Schutz auferlegen«, sagte Fenzl.

ga

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