Bezirk Oberbayern zeichnet Vorbilder für ehrenamtliches Engagement aus
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Bezirkstagspräsident Josef Mederer (links) überreichte die Bezirksmedaille an Georg Bichler aus Inzell.
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Für sein besonderes Engagement geehrt wurde auch Georg Haslberger aus Unterwössen. (Fotos: Englmaier)

Bezirk Oberbayern zeichnet Vorbilder für ehrenamtliches Engagement aus

Seeon-Seebruck – Bezirkstagspräsident Josef Mederer betonte bei der Verleihung der Bezirksmedaillen im Kloster Seeon, wie wichtig das ehrenamtliche Engagement jedes Einzelnen sei. Gleichzeitig hob er die Bedeutung von Vorbildern hervor. Sie könnten Mut machen, als Inspirationsquelle dienen oder eine Orientierungshilfe für das eigene Handeln und Tun bieten. Unter den Geehrten waren in diesem Jahr auch der Inzeller Georg Bichler und der Unterwössener Georg Haslberger.


»Wir brauchen Menschen, die sich für die Gemeinschaft einsetzen, die ihre Fähigkeiten der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Wir brauchen Menschen, die als Vorbilder gelten können, wir brauchen Menschen, die sich außergewöhnlich stark im Ehrenamt engagieren«, betonte Mederer weiter.

»Ein Geschenk für unser Land«

Der Bezirkstagspräsident bezeichnete ehrenamtlich tätige Menschen als unverzichtbaren Teil der Gesellschaft und nannte das Engagement der ausgezeichneten Personen »ein Geschenk für unser Land«.

In diesem Jahr zeichnet der Bezirk Oberbayern ungewöhnlich viele Vorbilder aus. Hintergrund ist, dass im vergangenen Jahr der Bezirk Oberbayern wegen der Coronapandemie auf Medaillenverleihungen weitgehend verzichtet hatte. Nun wurden in diesem Jahr Personen für die Jahre 2020 und 2021 geehrt.

Zu den insgesamt zehn Geehrten zählt auch Georg Bichler aus Inzell. »Ein Paradebeispiel für eine besonders soziale Haltung ist der Holzknecht-Vinzenzi-Verein Ruhpolding«, betonte Mederer in seiner Laudatio. »Im Jahre 1619 legten die Gründerväter als Motto das 'Füreinander da sein' fest.« Diesen Leitspruch lebe Georg Bichler, der nun für sein vorbildliches ehrenamtliches Engagement mit der Bezirksmedaille geehrt werde.

Georg Bichler stammt aus einer alten Ruhpoldinger Holzknecht-Familie. Mit 16 Jahren hat er seine Lehre zum Forstwirt begonnen und 1981 mit guten Ergebnissen abgeschlossen. Auf Grund seines großen handwerklichen Geschicks und seiner ausgeglichenen Persönlichkeit wurde er zu einer Führungspersönlichkeit bei den Ruhpoldinger Holzknechten als Partieführer und als Personalratsvorsitzender.

In der Tradition verwurzelt und für das Neue aufgeschlossen, stellte er als Forstunternehmer in Nebentätigkeit auch hier seine Fähigkeiten unter Beweis: als leidenschaftlicher und umsichtiger »Rosserer« bei der Holzrückung mit seinen Noriker-Pferden und als Maschinenführer bei der mechanisierten Holzaufarbeitung.

»Georg Bichler hat die Tradition und das Brauchtum der Holzknechte nicht nur gelebt, sondern durch sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement als Vorsitzender des Holzknechtvereins Ruhpolding in besonderer Weise geprägt«, betonte Mederer weiter. »Zwei Jahrzehnte lang war er erster Vorstand und hat sein Amt mit großem Engagement ausgeübt. Er setzte sich mit viel Kraft für ein lebendiges Vereinsleben und die Bewahrung der überlieferten Tradition der Holzknechte ein.« Bei vielen Veranstaltungen sei Bichler federführend gewesen, wie etwa beim »Historischen Bergfahren« in der Laubau und der »Historischen Holztrift« von Röthelmoos zum Gründberg.

Zu seinem ehrenamtlichen Engagement zähle des Weiteren die wichtige Vernetzungsarbeit mit dem Holzknechtmuseum in Ruhpolding. Als Vorstandsmitglied im Holzknechtmuseumsverein Ruhpolding e.V. habe sich Georg Bichler für die Vorführung der früheren Arbeitsmethoden und Lebensweisen der Holzknechte eingesetzt. »Unvergesslich sind seine Vorführung des Winterzugs, also die Holzbringung mit Schlitten, aber auch Veranstaltungen wie die Wald- und Köhlerwoche oder der Bergadvent«, sagte der Bezirkstagspräsident. Und weiter: »Georg Bichler hat das dörfliche Leben bereichert, wichtige Beiträge zum Erhalt und zur Vermittlung der Tradition der Holzknechte geleistet und sich in besonderer Weise für die Jugend eingesetzt: Nach mehr als zwei Jahrzehnten Bemühen wurde der Forst Ruhpolding wieder zum Ausbildungsbetrieb.« Als Zeichen der Anerkennung wurde er im Kloster Seeon mit der Bezirksmedaille geehrt.

»Unsere Gesellschaft braucht Vorbilder«

Diese Ehre wurde auch Georg Haslberger aus Unterwössen zuteil. »Unser nächstes Vorbild ist ein Mensch, der durch seine Berufsausbildung als Zimmerer genau weiß, wie wichtig tragende Stützen sind, wenn es beispielsweise um ein Dach geht«, betonte Mederer in seiner Laudatio. »So wie es dicke Balken bei einem Dachstuhl braucht, braucht unsere Gesellschaft Vorbilder, die standhaft sind, die Beständigkeit aufweisen.« So eine zuverlässige Stütze der Allgemeinheit sei Georg Haslberger. Er habe das gesellschaftliche Leben durch jahrzehntelanges, ehrenamtliches Engagement in Gesellschaft und Vereinen und insbesondere in der Brauchtumspflege entscheidend mitgeprägt. »Seine Leidenschaft für die Brauchtums-, Denkmal- und Heimatpflege sowie sein Ziel, sich stets für die Belange seiner Heimatgemeinde zu engagieren, sind vorbildlich«, betonte der Bezirkstagspräsident.

Hervorgehoben wurde Haslbergers Engagement für den Gebirgsschützenverein, dessen Gründungsmitglied er 1973 war. »Die Gebirgsschützenkompanie wurde unter seiner Mithilfe und Leitung zu einem wichtigen Teil des gesellschaftlichen Lebens seiner Heimatgemeinde und zu einer wichtigen Stütze der Brauchtumspflege.« Ungezählt seien die vielen Feste und Gedenkfeiern sowie die Ausstellungen, die diese Vereinigung mit Leben erfüllt habe, so Mederer weiter. »Jedes Jahr ist das Weihnachtsschießen mit Hand-böllern ein wichtiger Ankerpunkt im Brauchtumsjahr.«

Aber nicht nur bei Veranstaltungen sei die Kompanie sichtbar und ihr Wirken erlebbar: Bei einer Wanderung durch Unterwössen stoße man immer wieder auf Zeugnisse des segensreichen Tuns von Georg Haslberger und seiner Kompanie. »Die Gebirgsschützen haben Kulturdenkmäler erhalten und Flurdenkmäler und Marterl sowie Kapellen restauriert«, betonte der Bezirkstagspräsident.

Ungezählt seien auch die Stunden ehrenamtlichen Engagements, die in den Vereinslokalitäten steckten: In überwiegend ehrenamtlicher Eigenleistung der Kompaniemitglieder sei die Schießstätte samt zugehöriger Gaststätte am Streichenweg entstanden. »Dort gibt es nun beste Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten«, so Mederer. Außerdem sei es Georg Haslberger gewesen, der das Bataillons-Fest nach Unterwössen gebracht habe »und diese Großveranstaltung maßgebend organisiert und koordiniert hat«.

Georg Haslberger sei ein Mensch, der verlässlich seinen Mann stehe, wenn er gebraucht werde. Vor diesem Hintergrund verwundere es nicht, dass er sich ehrenamtlich nicht nur bei den Schützen engagiere. »Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist er beim Gebirgstrachtenerhaltungsverein d’Rechlberger Oberwössen aktiv, ist Mitglied bei der Elektrizitätswerk Oberwössen e. G. und dort seit mehreren Jahren Vorsitzender des Vorstandes der Genossenschaft.«

Außerdem habe sich Georg Haslberger auch auf kommunalpolitischer Ebene eingebracht. »Sechs Jahre arbeitete er als Kreisrat und engagierte sich zwölf Jahre im Gemeinderat der Gemeinde Unterwössen. Wie sehr sein ehrenamtliches Wirken dort geschätzt wurde, sieht man auch daran, dass die Rätinnen und Räte ihn zum zweiten Bürgermeister gewählt haben«, sagte Mederer – und überreichte auch ihm als Zeichen der Anerkennung die Bezirksmedaille.

fb

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