Wenn einer seine Zuhörer begeistern kann, dann ist es der sympathische, mit allen Wassern und (mittlerweile auch) Bieren gewaschene Bernd Schweiger. Vor rund zehn Jahren startete er eine zweite Karriere als Bierbrauer und Biersommelier. Beim »Leseglück«-Abend wurde schnell klar, dass dies nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung sein muss, wenn man seine Gäste mit so viel Herzblut und Leidenschaft hintergründig in die Geheimnisse des Gerstensafts einweiht. Schon die Kelten und Römer hätten vor 2000 Jahren Bier gekannt und geschätzt, auch wenn die Geschmacksnerven bis zur Verkündung des Bayerischen Reinheitsgebots 1516 oft auf eine harte Probe gestellt worden seien. Man müsse das Bier beim Genießen auch riechen und mit etwas Glück könne man es sogar hören, so Schweiger.
An der Seite von Wittmann schlüpfte Schweiger im Stück »Semmelnknödeln« in die Rolle des legendären Komikers Karl Valentin. Wie einst das kongeniale Duo Karl Valentin und Liesl Karlstadt »dischgrierten« sie, ob es nun Semmelknödel, Semmelnknödel, Semmelknödeln oder Semmelnknödeln heiße. Kaum ein Auge trocken blieb auch beim Valentin-Klassiker »Beim Arzt«, bei dem Schweiger den verzweifelt nach einer Krankheit suchenden Kassenpatienten spielte und Wittmann die neugierige Ärztin, die sich für alles interessiert, nur nicht für eingebildete Kranke. »Gar nicht krank, ist auch nicht gesund«, lautet passend dazu ein von Wittmann verlesenes Valentin-Zitat, von denen es an diesem Abend einige zu hören gab.
Mit der humoristischen Satire »Ein Münchner im Himmel« erwies die studierte Kirchenmusikerin auch dem bekannten bayerischen Schriftsteller Ludwig Thoma die Ehre. Thoma sei oft im Chiemgau zu Gast gewesen, auch weil seine Mutter, die Oberförsterswitwe Katharina Thoma, Gaststätten in Prien (Zur Kampenwand), Traunstein (Zur Post) und Seebruck (Zur Post) betrieben habe. Ihre letzte Ruhestätte fand sie 1894 in Seebruck. Für beste Unterhaltung sorgte Wittmann auch als Ziach-Spielerin und Sängerin. Die dargebrachten internationalen Klassiker reichten von einem Walzer über den argentinischen Tango und Rock 'n' Roll bis hin zu Jodlern. Mit den Liedern »Ich möcht' gern an Biersee« und »In München steht ein Hofbräuhaus« war zwischenzeitlich sogar für Bierzeltstimmung gesorgt. »Ein Prosit der Gemütlichkeit« wurde natürlich gemeinsam angestimmt.
Den Optimismus sollte man auch in schwierigen Corona-Zeiten nicht verlieren, denn schon Valentin sagte: »Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind.« Denn: »Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.«
mmü