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Irmi Klauser (links) wird den Waldkindergarten leiten. Neben ihr Sonja von Rosen von der AWO. (Foto: Wunderlich)

Im September startet der Schlechinger Waldkindergarten

Schleching – Das Thema Waldkindergarten beschäftigt die Gemeinde Schleching schon eine Weile, aber jetzt ist es in der konkreten Planung. Ein Platz wurde gefunden, eine ausgebildete Waldpädagogin ab September eingestellt und die Anmeldephase ist angelaufen. Ab dem Alter von drei Jahren können die Kinder in den Waldkindergarten gehen für maximal sechs Stunden am Tag. Die »Bringzeit« liegt zwischen 8 bis 8.30 Uhr, abgeholt wird bis spätestens 14 Uhr. Der Platz liegt in der »Schlechinger Au« (am Ende der Austraße, Wanderparkplatz und ein kleines Stück Richtung Wald). Träger des Waldkindergartens ist die Arbeiterwohlfahrt (AWO). Leiterin des Waldkindergartens wird Irmi Klauser.


Bei einer Informationsveranstaltung für interessierte Eltern bezeichnete Bürgermeister Josef Loferer das Angebot des Waldkindergartens als Erweiterung und Thema der Zukunft für Natur und Umwelt.

Sonja von Rosen von der AWO freute sich, dass die AWO die Trägerschaft übernimmt und berichtete, dass sie schon elf Kindergärten betreue, wovon bereits zwei als Waldkindergärten etabliert sind.

Irmi Klauser stellte sich kurz vor. Sie kann nicht nur auf 35 Berufsjahre als Erzieherin zurückblicken, auch hat sie die Zusatzausbildungen als Psychomotorikerin und Waldpäda-gogin mit dem Abschluss als Naturlehrerin. Nachdem sie zwei Jahre lang den Waldkindergarten Übersee aufgebaut hatte, arbeitet sie jetzt seit fast sechs Jahrenim integrativen Waldkindergarten Riedering als Leiterin. Ihre Kindheit verbrachte Irmi Klauser zuhause auf dem Bauernhof in Piesenhausen und die Ferien in Ettenhausen. So entstand eine besondere Beziehung zum Schlechinger Tal und der Grundstein für ihre Liebe zur Natur- und Tierwelt.

Den Kindernmehr zutrauen

Sehr engagiert und authentisch vermittelte Irmi Klauser die Argumente für einen Waldkindergarten. Zunächst führte die Pädagogin die Probleme der Kinder in der heutigen Zeit an, wie das Fehlen von freiem, kreativem und fantasievollem »Ur-Spiel« in der Gruppe mit anderen Kindern im Wald und der Kontakt mit der Natur. Als weiteres Problem der Zeit sah sie die Reizüberflutung, die eine gesunde und natürliche Entwicklung nicht fördere. Auch die Wertevermittlung der Gesellschaft komme zu kurz. In der Bewegung der Kinder sah sie ein wichtiges Lebenselement vom ersten Lebenstag an und meinte, »die Urbewegung ist das Tor zum Lernen«.

Ihr Tenor in den weiteren Ausführungen war, dass den Kindern mehr zugetraut werden sollte. Kinder bräuchten keinen extra Spielplatz und Spielsachen, dann werde eher die eigene Fantasie angeregt. Als Beispiel führte Irmi Klauser an, wie Kinder sich einen Bauernhof basteln aus Zapfen und Rinden, die sie im Wald finden. Oder jetzt im Winter wurde eine Sprungschanze von den Kindern selbst gebaut. Alles wohl durchdacht, erst eine Schanze für die Kleineren und dann eine für die etwas Älteren. Die Kinder entscheiden meist selbst, an welcher Stelle im Wald sie spielen möchten, so kombinieren sie ganz richtig, dass es bei einem stürmischen Tag besser auf der Lichtung oder Wiese ist, wegen der möglicherweise herabfallenden Äste im Wald.

Irmi Klauser meinte, »in den ersten sechs Jahren werden die Koffer fürs Leben gepackt«. Die Kinder lernen visuelle, taktile und auditive Wahrnehmungen, ebenso wie die Sensibilisierung des Geruchs- und Geschmacksinns, sowie flexibel und spontan auf natürliche Gegebenheiten zu rea-gieren, wie Wetter und Jahreszeiten. Auch im sozialen Verhalten bei Rollenspielen verarbeiten die Kinder ihre Um- und Mitwelt.

Bei allem freien Spiel orientiert sich der Waldkindergarten trotzdem am bayerischen Bildungs- undErziehungsplan und richtet sich nach den gleichen Bildungs- und Erziehungszielen.

Auf die Frage einer Mutter »ob auch Kinder, die Windeln tragen dabei sein können«, hieß es, das sei kein Problem. Irmi Klauser beantwortete auch die weiteren Fragen zum Toilettengang, der einfach im Wald durch Vergraben stattfindet und von den Kindern als natürlicher Vorgang angenommen wird.

Manche Eltern wollten wissen, wenn es dem Kind im Waldkindergarten nicht gefällt, ob es dann zum Regelkindergarten zurückzukehren kann. Irmi Klauser erklärte dazu, in der ganzen Zeit ihrer Tätigkeit in diesem Bereich wollte noch nie ein Kind zurück. Sonja von Rosen schlug vor, die Möglichkeit in einem anderen Waldkindergarten (zum Beispiel in Übersee) zum »Schnuppern« zu nutzen.

Auch auf Fragen zum Übertritt von der Krippe in den Waldkindergarten wurde ausführlich geantwortet und von einer dreiwöchigen Übergangszeit berichtet, wo die Bezugspersonen mal kurz weg gehen und die Spanne dann länger wird. Für neue Kinder gibt es unter den Älteren später Paten, die den Neuankömmling an die Hand nehmen. Irmi Klauser berichtete auch von ihren positiven Erfahrungen der Integration von Kindern mit Behinderung, es gibt in ihrer jetzigen Gruppe ein Kind, das taub und eines, das blind ist, beide wurden sehr gut integriert und alle Kinder lernen damit umzugehen.

Auch die Frage nach einer Zusammenkunft der angemeldeten Familien bevor es im September los geht, wurde bejaht. Es gibt dann auch eine konkrete Liste, was die Kinder für den Anfang benötigen, besonders in Bezug auf die richtige Kleidung. In der mit Holz beheizbaren Hütte gibt es auch für jedes Kind eine eigene Box für die zweite Kleidungs-Ausstattung.

Anmeldungen bis maximal am 28. Februar

Gemeinderat Michael Bachmann vom Arbeitskreis Waldkindergarten berichtete, dass in der Hütte für jedes Kind ein Sitzplatz zur Verfügung steht. Die Gruppenstärke ist für 12 bis maximal 25 Kinder vorgesehen.

Anmeldungen für den Kindergarten sind bereits möglich, die Anmeldefrist endet spätestens am 28. Februar oder vorher, sobald die Gruppenstärke für das erste Halbjahr erreicht ist. Es werden Schlechinger Kinder bevorzugt bei der Anmeldung und auch besonders Integrationskinder mit erhöhtem Förderbedarf. Anmelden kann man sich bei Johanna Detsch bei der Gemeinde Schleching (E-Mail: Johanna.Detsch(at) Schleching.de).

wun