Doch genau diese Fanperspektive hatten er und die weiteren Mitglieder des Weltcup-Organisationskomitees schon in den vergangenen Jahren einzunehmen versucht: Es wurden Zuschauer und Übernachtungsgäste befragt, um Anregungen für eine bessere Fannähe zu bekommen.
Das hat sich ausgezahlt: Nachdem es nach der WM 2012 in Ruhpolding eine »normale Delle« beim Faninteresse gegeben hatte, stiegen die Zuschauerzahlen in den vergangenen Jahren wieder. »Wir haben versucht, jedes Jahr etwas mehr Service für die Fans einzubauen, da gehören viele kleine Maßnahmen dazu.«
Aber eben auch große: So wurde für den Weltcup im Januar 2018 statt einer temporären Brücke ein neuer Tunnel zum Fischer-S geschaffen. »Das erhöht den Komfort und die Sicherheit für die Gäste, außerdem hat es auch für unsere gesamte Logistik Vorteile«, freut sich der 43-Jährige.
Beim Weltcup 2019 kommt – auf Initiative von Stadionleiter Berti Schweiger – noch einmal eine erhebliche Neuerung hinzu: Im Bereich oberhalb des Fischer-S entsteht die »Sonnentribüne« – diese bietet gut 1500 Stehplätze. Von dort aus ist nicht nur dieser Streckenabschnitt, sondern auch der Start und die Abfahrt zum Schießstand gut einzusehen.
Zudem macht die »Sonnentribüne« ihrem Namen alle Ehre. »Das ist der einzige Platz, wo im Januar zur Mittagszeit – gutes Wetter vorausgesetzt – die Sonne wirklich in die Arena kommt«, erläutert Stuckmann. Außerdem müssten bei schlechteren Bedingungen die Zuschauer nicht mehr im Matsch stehen. In der Nähe der neuen Tribüne würden zudem gastronomische Versorgung und ausreichend sanitäre Anlagen geboten. Diese Angebote hatte man bereits in den vergangenen Jahren in der gesamten Arena schrittweise ausgebaut.
Auch das gehört zum Service für die Fans. Für diese wird übrigens heuer der Eingangsbereich vorverlegt: Auch die bisher vor dem Stadion liegende Gastronomie wie die »Zirmberg-Alm« und das Biathlon-Festzelt sind nun in das Veranstaltungsgelände integriert.
Die Maßnahmen scheinen zu fruchten. »Wir hatten nach der Aufbauarbeit in den ersten Jahren schon einen Zuschaueranstieg, heuer liegen wir mit dem Vorverkauf schon über acht Prozent über den Zahlen des Vorjahres«, freut sich Stuckmann. Besonders positiv dabei: »Wir hatten im Januar 2018 einen hohen Anteil an Neubesuchern beim Biathlon. Es ist wichtig, dass wir immer wieder neue Fans dazugewinnen.«
Hilfreich sind dabei natürlich auch die Erfolge der deutschen Sportler. Selbst die – inzwischen überwundenen – Turbulenzen im Weltverband IBU während des Sommers haben offensichtlich nicht geschadet. Zum einen tue eine gewisse Erneuerung dem Verband ohnehin gut, zum anderen hätten die deutschen Athleten sich klar positioniert.
Obwohl er schon zuvor wusste, dass Ruhpolding und Biathlon »eine Symbiose ist«, war Markus Stuckmann dennoch davon überrascht, »wie eng das hier tatsächlich zusammenhängt. Wie die Leute im Ort und die freiwilligen Helfer mit ihrem Engagement für die Veranstaltung brennen, das ist schon beeindruckend.« Genau das sei auch »ein Stück weit das Herz der Veranstaltung. Ihre Freundlichkeit ist unsere Visitenkarte.« Die Begeisterung und Leidenschaft der Helfer »steckt einen an. Es hat sehr viel Spaß gemacht, ich war gerne ein Teil der Ruhpoldinger Biathlon-Familie.«
Stuckmann hatte in den vergangenen Jahren die Ruhpolding Tourismus GmbH (RTG) als Geschäftsführer geleitet. Der Weltcup hatte bei seiner Tätigkeit »einen nicht unerheblichen« Anteil. Doch auch im Touristikbereich habe man die Kundennähe und den Service verbessert. In Zusammenarbeit mit den heimischen Vermietern und Hotels sei es gelungen, »das Qualitätsniveau deutlich zu heben.« Auch das »Bettensterben« habe man in den vergangenen zwei Jahren stoppen können. So sieht der 43-Jährige den Ort auch in dieser Hinsicht für die Zukunft gut aufgestellt.
Stuckmann selbst wechselt nach Amerang, wo er für die Stiftung EFA (Ernst Freiberger Amerang) vor allem das EFA-Museum für deutsche Automobilgeschichte betreuen wird. Das Gelände von »Mobile Zeiten« wird auch als Veranstaltungsort umgebaut »und soll künftig für Firmenveranstaltungen, private und öffentliche Feiern zur Verfügung stehen.« Hinzu kommt eine Tätigkeit für den Gutshof Weng, der das Restaurant Hofstuben mit Fleisch aus Bio-Qualität beliefern soll. Es sind neue Arbeitsfelder – auch hier will Stuckmann dazu beitragen, die Qualität weiter zu erhöhen.
In Ruhpolding endet seine Tätigkeit zwar erst am 30. November, doch seinen letzten Arbeitstag in der RTG verbrachte er bereits am gestrigen Donnerstag. »Es war ein Privileg, im Team der RTG arbeiten zu dürfen. Vor allem das Kernteam war ein richtig eingeschworener Haufen«, blickt er zurück. Weil er mit seiner Familie in Ruhpolding wohnen bleibt, wird der Kontakt zum Team wohl nicht ganz abreißen – und zum Biathlon-Weltcup sicher auch nicht. Den wird er allerdings künftig aus der Fanperspektive erleben ... who