Gekommen war auch der frühere Landtagspräsident Alois Glück und die Altlandräte Leonhard Schmucker, Jakob Strobl und Hermann Steinmaßl, die nacheinander Vorsitzende des Verbands waren. Heute zählt der Verband rund 800 Mitglieder, davon rund 550 aus dem Landkreis Traunstein, 250 aus dem Berchtesgadener Land und wenige aus anderen Landkreisen.
Der Vorsitzende, Landrat Siegfried Walch, informierte, dass bei den neuen Vorgaben der Trinkwasserverordnung auf Kleinanlagenbetreiber erhebliche Belastungen im vierstelligen Bereich zukommen könnten. Da es sich aber um eine saisonale Verordnung handle, sei es im Landkreis Traunstein in Absprache mit dem Gesundheitsamt Traunstein gelungen, den Mehraufwand im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten abzuwenden. Vor Ort würden pragmatische Lösungen bezogen auf den Einzelfall erarbeitet.
Bei der Aussprache bestätigte der Leiter des Gesundheitsamts Traunstein, Dr. Wolfgang Krämer, dass bei der Trinkwasseruntersuchung auf Almen nicht alle über einen Kamm geschert werden dürften. Es gehe aber um die Gesundheit. Wo bei mikrobiologischen Untersuchungen Keime gefunden würden und Gefahr bestünde, dass jemand erkranke, müssten Aufbereitungsanlagen eingeführt werden.
Walch äußerte auch die Sorge, dass in der Bevölkerung heute ein unbegründetes Grundmisstrauen gegen die Landwirtschaft bestehe. Ziel des Landkreises sei es daher, einen Dialog zwischen Landwirten und Verbrauchern herzustellen, zum Beispiel beim Regionaltag im Juli, wo Erzeuger regionale Produkte direkt anbieten würden.
In ihrem Geschäftsbericht ging Maria Stöberl auf eine Neuerung bei der Umrechnung von Stückzahlrechten ein. Viele alte Rechtstitel lauten noch auf Stück Hornvieh, wobei der Auftrieb zahlenmäßig auf »Zehn Stück Hornvieh« begrenzt war und die verschiedenen Altersklassen nur begrenzt zugelassen waren. Künftig sei eine Umrechnung der Altersklassen möglich, wobei ein Hornvieh 0,9 Kuhgräsern entspreche. Die Umrechnung erfolgt auf Antrag des Berechtigten bei der Geschäftsstelle. Außerdem ist ein notarieller Vertrag notwendig.
Verpachtung und Ruhen von Weiderechten
Weiteres Thema waren die Verpachtung und das Ruhen von Weiderechten. Grundsätzlich gilt, dass die Weiderechte ruhen, sobald die Viehhaltung am Anwesen aufgegeben wird. Eine getrennte Verpachtung von Alm und Anwesen ist nicht möglich. Sobald aber die Viehhaltung am Hof, zum Beispiel auch durch einen Pächter, wieder aufgenommen werde, sei auch die Verpachtung der Alm und Nutzung der Weiderechte wieder möglich, erklärte Maria Stöberl.
Durch den Strukturwandel gebe es immer mehr Berechtigte, die ihr Rechtholz nicht mehr selbst aufarbeiten können, sodass ein gemeinsamer Sammelhieb, eventuell mit Seil, sinnvoll sein könne, so Stöberl. Die neuen Standards der Staatsforsten sehen vor, dass die Berechtigten selbst ein Unternehmen beauftragen müssen, um das Rechtholz aufzuarbeiten, das dann gemeinschaftlich vermarktet wird. Da die Abwicklung von Sammelhieben für die Berechtigten sehr aufwändig ist, könnte sie auch über die Waldbesitzervereinigung erfolgen, empfahl Stöberl.
Aus dem Kassenbericht von Ludwig Böddecker ging eine solide Finanzlage des Verbands hervor. Durch einstimmigen Beschluss gab es wieder keinen eigenen Haushaltsplan, sondern die Mitglieder ermächtigten die Vorstandschaft, die Mittel in gewohnter Weise den Verbandszwecken entsprechend zu verwenden.
Bei den alle drei Jahre stattfindenden Neuwahlen gab es kaum Änderungen. Alle Abstimmungen unter der Wahlleitung von Klaus Steiner fielen einstimmig aus. Als Vorsitzender wiedergewählt wurde Landrat Siegfried Walch, zweite Vorsitzende bleibt die Geschäftsführerin des Verbands, Maria Stöberl. Schriftführer ist weiterhin Reinhard Kurz-Hörterer, Ludwig Böddecker übt auch künftig das Amt des Kassiers aus. Zu Beisitzern wählte die Versammlung wieder Robert Glück, Andreas Stanggassinger, Martin Holzner, neuer Beisitzer ist Alois Speicher. Josef Zeller bleibt Kassenprüfer, neu zur Seite steht ihm Johann Meier.
Weiterer wichtiger Tagesordnungspunkt war der Lichtbildervortrag von Sigi Steinberger vom Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Beim Almprojekt habe sich gezeigt, dass rechtzeitiger Auftrieb auf die Almen, die Erhöhung der Auftriebszahlen und vor allem eine gelenkte Weideführung mit Koppelhaltung den Bewuchs auf den Almflächen sehr günstig beeinflussen würden. Die Weiden würden von den aufgetriebenen Tieren »gepflegt« und brauchten daher nur noch minimale mechanische Weidepflege. Besonders der etwa drei Wochen frühere Auftrieb sei wegen des Klimawandels dringend notwendig.
Tannenoffensive angestoßen
Reinhard Strobl von den Bayerischen Staatsforsten dankte Maria Stöberl, dass sie als Mitglied im Beirat die Tannenoffensive angestoßen hat. Auf ihren Vorschlag hin wird seither beim Umbau des Bergwalds bayernweit erfolgreich ein wesentlich höherer Anteil an Tannen gepflanzt als früher.
Franz Kuchlbauer von der Mordaualm sprach seine Sorgen wegen der Wiederansiedlung des Wolfs an. Die Politik sei gefordert, hier einzugreifen. Der Landtagsabgeordnete Klaus Steiner sagte dazu, dass der Wolf nicht flächendeckend zugelassen werden könne, weil das das Ende der Almwirtschaft bedeute. Einzäunung und Behirtung seien oft nicht praktizierbar. Mit Sorge betrachte er die allgemeine Diskussion um die Landwirtschaft, die weithin unter Generalverdacht gestellt werde. Es gehe nicht an, dass pauschal von »Gift«, zum Beispiel bei Glyphosat, gesprochen werde, sondern man müsse differenziert hinschauen. Wo Nutzpflanzen angebaut würden, sei auch Pflanzenschutz notwendig, so Steiner. gi