1940 kaufte die Bischöfliche Finanzkammer das damalige Arzthaus und vermietete es dem Kinderheim »St. Anna« zur Nutzung. 1943 wurde dieses Gebäude in Josefsheim umbenannt und diente als Erholungsheim für tuberkulöse Mädchen. 1970 wurde das Heim von den Barmherzigen Schwestern übernommen und 1972 nach einem erneuten Umbau zu einem damals modernen Kindererholungsheim mit Hallenbad fertiggestellt. Nachdem die Nutzung als Kindererholungsheim nicht mehr notwendig war, hat die Katholische Jugendfürsorge die Vermietung und Betreuung dem Verkehrs- und Kulturverein als Schülerherberge überlassen, ehe vor nicht allzu langer Zeit das Wohnbauwerk der Gemeinde das Areal kaufte.
Derzeit stehen beide Gebäude leer. Wie dem Antrag auf Vorbescheid zu entnehmen ist, wird ein Abbruch und Neubau des eigentlichen Josefsheims in Betracht gezogen; eine Umnutzung und Sanierung des daneben befindlichen Gebäudes für Zwei- bis Vierzimmerwohnungen ist ebenfalls vorgesehen, erklärte Bauamtsleiter Hans Hechenbichler. Das Dach des Neubaus soll als Zeltdach mit Verbindungsbau ausgebildet und für beide Wohngebäude eine gemeinsame Tiefgarage unter dem Neubau errichtet werden.
In einer Stellungnahme von Ortsplaner Jochen Gronle werden die Baumaßnahmen ausdrücklich befürwortet. Dabei soll sich zum Beispiel die Wandhöhe des Neubaus am heutigen Bestandsgebäude orientieren. Es sollte aber geprüft werden, ob nicht andere Dachlösungen möglich seien. »Zum einen erscheint ein Zeltdach in Ruhpolding ortsuntypisch, zum anderen ist eine etwas steilere Ausformung des Dachs wünschenswert.« Grundsätzlich werde die Neuordnung befürwortet, sagte Hechenbichler.
Man müsse sich über die Dachlandschaft Gedanken machen, meinte Bürgermeister Claus Pichler. »Es sollte nach einer gefälligeren Lösung gesucht werden.« Gerhard Hallweger (SPD) vertrat die Meinung, dass man sich in diesem Zusammenhang dem Verkehrsproblem in der Rathausstraße annehmen sollte. Diese sollte vorher – gerade auch was die Fußgängersituation beträfe – neu überplant werden. »Das ist aus meiner Sicht die letztmalige Gelegenheit.« Weitere Wortmeldungen, zum Beispiel zu Rückfragen nach der Dachform, zum Verkehrskonzept in der Rathausstraße, aber auch zu positiven Äußerungen zum Bauvorhaben, folgten. Der Rathauschef stellte den Antrag, die Beschlussfassung wegen der noch offenen Fragen zurückzustellen, was das Gremium mit sechs zu zwei Stimmen ablehnte.
Daraufhin nahm der Bauausschuss die Pläne zur Kenntnis und beschloss, dem Antrag auf Vorbescheid das gemeindliche Einvernehmen für die baulichen Maßnahmen grundsätzlich zu erteilen. Das weitere Vorgehen bezüglich Dachform, Dachneigung und Baukörpergliederung sei aber noch mit dem Bauherrn abzustimmen. hab