Bildtext einblenden
Durch das Drei-Seen-Gebiet zwischen Ruhpolding und Reit im Winkl, wie hier am Weitsee entlang, verkehrte die ehemalige Staatliche Waldbahn. Auf der Schienentrasse von damals verläuft heute die Deutsche Alpenstraße B 305. Foto: Historischer Verein

Arbeitskreis »Waldbahn« bereitet Jubiläums-Ausstellung vor

Ruhpolding – Sie transportierte Unmengen Holz aus den heimischen Wäldern, diente der Personenbeförderung und sicherte zudem in schwierigen Zeiten einer Großzahl Arbeitern und ihren Familien ein – wenn auch bescheidenes – Auskommen: Die sogenannte »Staatliche Waldbahn«, die zwischen den Orten Ruhpolding und Reit im Winkl verkehrte. 1922, also vor genau 100 Jahren, nahm die eingleisige Schmalspur-Bahn ihren Betrieb auf.


Allerdings nicht lange. Denn schon ein Jahrzehnt später stieß die Antriebs-Lok ihre letzte Dampfwolke aus – für immer. Das Projekt war in eine ausweglose wirtschaftliche Schieflage geraten. Gründe dafür gab es mehr als genug, wie etwa die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise oder der einsetzende Postbus- und Lkw-Verkehr. Noch dazu sorgten überaus schneereiche Winter mit potenziellen Lawinenabgängen immer wieder für Gefahr und Behinderungen.

Heute erinnern nur noch Fragmente an die damalige Trassenführung, die sich idyllisch durch das waldreiche Gebiet schlängelte. Längst sind die Gleise abgebaut, Wanderwege und Loipen angelegt, die Natur hat sich hier und da wieder ihr Terrain zurückgeholt. Eine oder zwei Generationen später – die Erinnerung an dieses einstmals ehrgeizige Projekt wäre vermutlich bis dahin gänzlich verblasst. Dass es allerdings nicht so weit kommt, dagegen stemmt sich seit geraumer Zeit eine Handvoll Gleichgesinnter des Historischen Vereins.

Wie Thomas Siegel, Sprecher des eigens gebildeten Arbeitskreises, betont, möchte man anlässlich des Jubiläumsjahrs bewusst das relativ kurze, aber dennoch wichtige Kapitel heimischer Forstgeschichte aufleben lassen: Mit verschiedenen Aktionen, Vorträgen und als Höhepunkt die Ausstellung in der Alten Schule, die von Anfang September für einen ganzen Monat ihre Türen öffnet. Seit etwa zwei Jahren sind er und seine Mitstreiter Georg Bittner, Hans Loferer, Karl Schauderna und Evi Schweiger damit beschäftigt, alles Verwertbare an Material, Unterlagen und Fotos zusammenzutragen, um der Öffentlichkeit einen möglichst authentischen Überblick über das Projekt vermitteln zu können. »Bei unserer Suche haben wir auch die Bevölkerung mit eingebunden«, erzählt Thomas Siegel, mit dem überwältigenden Ergebnis, dass der Fundus mittlerweile auf Hunderte Fotos und sogar zwei Filme angewachsen ist.

Als er vor sechs Jahren zusammen mit seiner Frau nach Ruhpolding zog, hätte er nicht im Traum daran gedacht, dass ihn, als unbedarften Quereinsteiger, der als Kind nie eine Modelleisenbahn besessen hatte, das Thema Waldbahn mal so in den Bann ziehen würde. Umso mehr freut es Siegel und das Team des Arbeitskreises, dass die finanzielle Unterstützung von Seiten der Privatwirtschaft, der Gemeinde und der Förderung staatlicher Stellen sowie dem Europäischen Landwirtschaftsfonds ELER gut angelaufen ist. Allerdings braucht es noch weitere Sponsoren, um die Kosten für die Ausstellung stemmen zu können. ls

Mehr aus Ruhpolding