»Kinder unter zwölf Jahren können wir so schützen«, ist Lisa Wolfgruber überzeugt. Sie appellierte an die Kollegen, »sich schnellstmöglich auf den Herbst vorzubereiten.«
»Mütter sind zum Teil an ihre Grenzen geraten«, blickte die Antragstellerin auf den Lockdown und das damit verbundene Homeschooling. Sie sieht die Gemeinde in der Verantwortung. Doch kann eine Lüftungsanlage eine erneute Schulschließung verhindern? Daran haben etliche Gemeinderäte Zweifel. Etwa Philipp Strohmeyer (CSU): »Einen Schutz vor einem Unterrichtsausfall gibt es nicht.« Das sieht auch Wolfgruber so, aber: »Luftfilter sind ein Baustein, Infektionen zu verringern.«
Der Elternbeirat hatte eine Befragung durchgeführt und dazu 73 Antworten erhalten wobei sich 58 der Befragten für die Anschaffung von Luftfiltergeräten aussprachen. Dieser Elternbrief sei durchaus »einseitig« in Richtung Beschaffung geschrieben worden, monierte Ludwig Prechtl (FW), während Bürgermeister Karl Lanzinger (CSU) berichtete, dass niemand aus dem Elternbeirat mit ihm darüber gesprochen habe. »Ohne diesen Antrag hätte ich gar keine Kenntnis von der Befragung.« Bernhard Leitenbacher (Freie Wähler) vermutet, dass viele nur deshalb unterschrieben hätten, »weil sie nicht wollen, dass die Schule wieder schließt.« Doch er ist überzeugt: »Wenn es wieder soweit ist, ist sie trotzdem zu.«
»Lüften ist besser als Luft umwälzen«, erklärte Martin Häusl (CSU), der auch meinte Viren gingen durch solche Filter hindurch. Gleich wie: »Wir müssen trotzdem weiter lüften«, zweifelte Strohmeyer am Sinn dieser Anschaffung, die pro Gerät mit etwa 3500 Euro zu Buche schlagen würde, wobei der Freistaat 50 Prozent der Kosten übernimmt.
Andreas Götzinger (CSU) will von dem Verdacht gehört haben, zu sehr gereinigte Luft würde möglicherweise Allergien fördern. »Das sind fünf Stunden am Tag«, relativierte Wolfgruber den zeitlichen Umfang. Martin Häusl wünschte sich eine klare Aussage der Staatsregierung: »Ich wäre sofort dafür, wenn damit ein Lockdown verhindert würde.«
Eine andere Gefahr sieht Franz-Martin Abfalter (CSU): »Es wird damit möglicherweise eine Sicherheit vorgegaukelt.« Dabei sei der »Faktor Mensch« immer noch der Entscheidende: »Abstand, Maske und Hygiene schützen zu 99 Prozent.«
Längere Lüftungsintervalle verspricht sich Regina Schnappinger (GL) von den Geräten. Und damit weniger Frieren und weniger Unterbrechungen im Unterricht.
Wolfgruber meinte, man solle der Wissenschaft und den Experten vertrauen. Doch lässt sich offenbar aus ein und derselben Studie unterschiedliches herauslesen. Während Wolfgruber vom Umweltbundesamt eine Empfehlung zitierte, wonach die Schulen »sukzessive« ausgerüstet werden sollten, widersprach Lanzinger: »Dort steht, es ist nicht notwendig.« Desgleichen bei einer Studie der Uni Stuttgart: »Die Wirkung ist begrenzt. Experten sprechen sich gegen eine generelle Ausstattung aus.« Auch Lydia Zehentner (CSU) sieht »kein klares Ergebnis«. Sie fragte: »Wie stehen denn Schulamt und Landratsamt dazu?«
Lanzinger berichtete, dass der Landkreis Räume der Klassen 2 und 3 bestücken wolle, nicht aber solche der Klasse 1. Damit sind jene gemeint, die über ausreichend große Fenster natürlich belüftet werden können. »Auch der Kreisausschuss hat entschieden, dass dort, wo nicht ausreichend gelüftet werden kann, Geräte angeschafft werden sollen.«
Ein nicht unwesentlicher Faktor erscheint Strohmeyer der Betriebslärm solcher Geräte, der die 40 dB durchaus überschreiten könne. »Es gibt Erfahrungsberichte«, entkräftete Wolfgruber diesen Einwand. Laut Schnappinger hat sich auch Schulleiter Hans Steinmaßl für eine Beschaffung ausgesprochen, wohingegen Lanzinger vom Schulleiter eher »Nachteile« vernommen haben will. »Zum Beispiel das ständige Brummen, denn solche Umluftanlagen sind relativ laut.«
»Wir drehen uns im Kreis«, warf Josef Stippel (FW) ein, der sich ebenfalls sorgt: »Wenn die Bude zu ist, stehen die Geräte für nix und wieder nix drinnen.« Er meine, man sei jetzt »abstimmungsbereit«. Mitnichten, denn ab hier entwickelte sich die Diskussion in Richtung Kindergarten. Während Bürgermeister Lanzinger eine Lüftung über »Türen, Fenster, Flur, Innenhof und Dachfenster« als gegeben erachtete, sah Schnappinger »durchaus Räume, die nicht optimal durchlüftet sind.« Etwa im Keller. »Das muss man sich anschauen«, riet Stroh-meyer, unterstützt von Götzinger: »Wo es etwas braucht, spricht nichts dagegen.« Eventuell könnten CO2-Sensoren eine »zusätzliche Maßnahme« sein. Als »Kompromiss« schlug Zehentner vor, falls nötig, den Kindergarten auszustatten, und ein, zwei Geräte zusätzlich anzuschaffen.
Lanzinger erklärte, er »sehe ein«, nicht optimal belüftete Kindergartenräume dahingehend zu prüfen und gegebenenfalls auszustatten. Nicht aber die Klassenräume der Schule, »so lange damit ein Präsenzunterricht nicht garantiert werden kann.« Allerdings wusste der Rathauschef von Gemeinden, die sich auf einen solchen Fall vorbereiten. »Das wäre für mich ein Argument«, gestand Lanzinger. »Im Vorfeld klären und dann gleich handeln«, warb Zehentner für eine solche Lösung. Damit zeigte sich auch Lisa Wolfgruber einverstanden.
Der einstimmige Beschluss lautete daraufhin: »Wir prüfen die Kindergartenräume im Keller. Der Bürgermeister wird ermächtigt, für den Fall, dass mit solchen Geräten ein Präsenzunterricht möglich bleibt, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen.«
höf