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Wenn der Zaun mal steht, müssen die Helfer bei jedem Wetter raus, wie der junge Helfer auf dem Foto. (Archivbild: Giesen)

Amphibien sind in ihrer Existenz bedroht

Marquartstein – »Frösche und Kröten zur Wanderzeit heil über die Straße zu bringen – das ist seit jeher eine Kernkompetenz des Bund Naturschutz«. So eröffnete der Ortsvorsitzende des Bundes Naturschutz (BN) im Achental, Hermann Eschenbeck, einen Infoabend über Amphibien im Burgcafé.


Kreisgruppenvorsitzende Beate Rutkowski erläuterte Lebensweise und Gefährdung der Amphibien wie auch ihre große Bedeutung für die Biodiversität. Einerseits seien sie als Beutetiere eine wichtige Nahrungsquelle für viele Vögel, Reptilien und Säugetiere, ande-rerseits ernähren sie sich von Käfern, Würmern und Schnecken und spielen so eine regulierende Rolle im Naturhaushalt. Leider seien die Amphibien in ihrer Existenz stark bedroht, »zehn von 19 Amphibienarten in Bayern sind gefährdet«, sagte Rutkowski. Sogar der früher so häufige Grasfrosch stehe bereits auf der Vorwarnliste, so Rutkowski.

Die Gründe dafür erläuterte Hermann Eschenbeck am Beispiel des Achentals. Durch Begradigung und Eindeichung seit Beginn des 20. Jahrhunderts seien die Auwälder vom Fluss abgeschnitten worden. Dadurch sei der Auwald seiner wichtigsten Eigenschaft beraubt worden, nämlich dem Wechsel von Überflutung und Trockenfallen. Heute stünden Amphibien nur noch wenige Altwässer und Kiesgruben zum Ablaichen zur Verfügung, erklärte der Ortsvorsitzende. Es komme aber nicht nur auf geeignete Zielgewässer an, sondern auch die Lebensräume im Sommer und Winter müssten stimmen. Dies treffe beim Übergang in Freiweidach in Marquartstein noch zu. Mit 1600 wandernden Tieren im Durchschnitt der letzten sieben Jahre sei dieser auch über den Landkreis hinaus von Bedeutung. Aber viele frühere Vorkommen im Achental seien heute erloschen. Mit Sorge sehe der BN das Verschwinden von Hecken und Feldgehölzen oder die Drainage von moorigen Flächen. Sehr empfindlich seien Amphibien gegen Agrargifte, die über die höchst sensible Haut aufgenommen würden, erklärte Eschenbeck. Die weitaus wichtigste Ursache für den Schwund der Tiere aber sei die Habitatzerschneidung und Verinselung von Flächen durch den Bau von Straßen, Siedlungen etc. Eine Quelle ständigen Ärgers für Naturschützer sei auch die »Verseuchung« fast aller Tümpel und Weiher durch gedankenlos aus-gesetzte Goldfische, die sich an den Laichballen mästen.

Auf Fragen aus dem Publikum, was man tun könne, um Amphibien zu helfen, erklärte Eschenbeck, dass mobile Amphibienzäune nur einen Teil des Problems lösen. Sie helfen nur bei der Frühjahrswanderung zu den Laichgewässern, die meistens innerhalb weniger Tage stattfindet. Die Rückwanderung in die Sommer- und Winterhabitate erstrecke sich über mehrere Monate. In dieser Zeit müssen die Tiere die Straße ungeschützt überqueren, da über eine so lange Zeit keine Zaunbetreuung organisiert werden kann. Die Überlebensstrategie der Amphibien sei die zahlreiche Nachkommenschaft. »Zurzeit schaffen es in Freiweidach noch viele Erdkröten und einige Grasfrösche vom Weiher über die Straße zurück in den Wald, sodass die Wanderung im folgenden Jahr gesichert ist. Aber an vielen anderen erloschenen Übergängen haben sie schon gegen die vielen Autos verloren«, so Eschenbeck.

Fest eingebaute Amphibien-Leitanlagen, die auch eine sichere Rückwanderung ermöglichen, gibt es im Landkreis im Ortsteil Klaus bei Bergen und am Froschsee. Diese seien aber sehr teuer und ihre Einrichtung werde wie zum Beispiel am Weitsee durch viele Widerstände behindert, so der Ortsvorsitzende. Dort kämpfe der BN seit vielen Jahren für eine bauliche Maßnahme zum Amphibienschutz. Was helfen würde, wäre die Anlage von neuen Habitaten an nicht von Straßen zerschnittenen Orten wie sie der BN auf seinem eigenen Grundstück beim Tüttensee praktiziere.

Abschließend freute sich der Referent über die Meldung von neuen Helfern für Freiweidach. Rutkowski ergänzte, dass für Amphibienübergänge im östlichen und nördlichen Landkreis für die demnächst anstehende Krötenwanderung noch dringend freiwillige Helfer gesucht werden. gi