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»Können Sie mir vorlesen?«, bat Elisabeth Hillebrand Bürgermeister Hans Egger, als er die Glückwünsche der Gemeinde Inzell überbrachte.

Elisabeth Hillebrand feiert im Inzeller Pflegeheim ihren 100. Geburtstag

Inzell – Elisabeth Hillebrand ist ein Phänomen: Gut gelaunt und frohgemut empfing sie an ihrem 100. Geburtstag Gäste und Gratulanten, darunter Bürgermeister Hans Egger, der ihr im Namen der Gemeinde herzliche Glückwünsche überbrachte und einen großen Blumenstrauß überreichte. »So schöne Blumen«, sagte sie erfreut, und schickte gleich hinterher: »Eigentlich bin ich ja wunschlos glücklich, nur hören tue ich nichts mehr, doch das Wichtigste ist, dass der Verstand da ist.«


Dass dieser einwandfrei funktioniert und das »Nichts-mehr-Hören« doch etwas übertrieben ist, wird im Gespräch schnell erkennbar.

Geboren in Bruckmühl bei Bad Aibling, lebte sie dort bis zu ihrem 16. Geburtstag. Dann zog es sie an andere Orte, wie nach Augsburg, Stuttgart und Prien. »Wo immer es ein schlechtes Essen gab, bin ich gleich wieder weg gewesen«, versicherte sie mit einem Augenzwinkern.

Vor allem aber wollte sie etwas »sehen und erleben«, musste zugleich jedoch viel arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ob als »Hausmadl, Zimmermadl oder Filmvorführerin im Kino«, zu tun gab es immer etwas. Wegen der Arbeit und der nahe gelegenen Berge machte sie schließlich in Ruhpolding Station, wo sie heiratete und Kinder bekam.

Auf die Frage, ob sie auch gerne Hausfrau gewesen sei, antwortete Hillebrand mit trockenem Humor: »Alles braucht Pflege – Kinder, Haushalt, Männer.« Sechs Kinder gingen aus der Ehe hervor, bis heute vergrößerte sich die Familie um zwölf Enkel und zehn Urenkel.

Im Rückblick auf die vielen Jahre zeigte sich Hillebrand sehr zufrieden. »Unsere Zeit war besser, nicht so aufregend und hektisch«, versicherte sie. Obwohl wenig Geld zur Verfügung stand und hart gearbeitet werden musste, habe sie eine sehr schöne Zeit erlebt. »Langweilig war es nie.«

Als Ausgleich zum Alltag wanderte sie gerne in den Bergen und bewegte sich viel. Auch heute noch, im stolzen Alter von 100 Jahren, radelt sie in ihrem Zimmer im Chiemgau-Stift Inzell der Diakonie täglich zehn Minuten auf einem Mini-Heimtrainer – einem Fahrrad für Senioren, das ein Training im Sitzen ermöglicht. »Hier ist alles in Ordnung – auch das Essen«, versicherte Elisabeth Hillebrand beim Abschied.

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