Marktgemeinderat wie auch die Bürger in einer Befragung votierten vor eineinhalb Jahren für ein neues Pflege- und Seniorenheim auf dem Rossanger, erinnerte eingangs Bürgermeister Rudi Jantke. Die Fläche schien als optimal. Allerdings sei dieser Bereich kurz danach vom Landratsamt als vorläufig festgesetztes Überschwemmungsgebiet mit Veränderungssperre festgesetzt worden. Bei realistischer Betrachtung könne hier laut Jantke voraussichtlich nicht innerhalb der nächsten fünf Jahre mit einer Bebauung gerechnet werden. Die Investoren suchten deshalb nach einem weiteren Standort, der westlich des Sportplatzes gefunden wurde.
Zum Projekt erklärte der Geschäftsführer der Antojo-Gruppe, Georg Anagnostopoulo, dass es seit 2016 ein neues Wohnbauqualitätsgesetz mit Mindestbauvorschriften für Seniorenheime gebe, dem das bestehende Heim nicht mehr gerecht werde. Werden die Bauvorschriften nicht eingehalten, droht die Schließung. Aufgrund des Gesetzes wurde die Anzahl der Pflegeplätze im bestehenden Seniorenheim von 42 auf 40 reduziert. Am bestehenden Standort habe das Seniorenheim keine Zukunft, so der Geschäftsführer weiter. Um es in Grassau erhalten zu können, sei ein Neubau erforderlich. »Die Zeit tickt. Wir retten uns von einer Befreiung in die nächste. Wir können das Haus so nicht mehr lange aufrechthalten«, betonte Anagnostopoulo. Nun habe man ein Grundstück in vergleichbarer Größe (rund 15 700 Quadratmeter) gefunden, das sich als sehr geeignet zeigt. Es ist nah am Ortskern, mitten in einer Siedlung, am Ende der Hochgernstraße. Hier wäre ein Bau in den nächsten eineinhalb bis zwei Jahren möglich.
Auskunft über den geplanten Bau gab Geschäftsführer Alois Erl junior. Neben einem großen H-förmigen Pflegegebäude mit 95 Betten sollen sechs Häuser mit je acht Wohneinheiten für Betreutes Wohnen entstehen. Zwei Grundstücke für den Bau dieser Einzelhäuser erhält die Gemeinde. Ein Stellplatzschlüssel, der bei ähnlichen Projekten erprobt wurde, werde auch hier angewandt.
Hans Hornberger (SPD) informierte, dass Kreisbaumeister Rupert Seeholzer das Projekt an dieser Stelle »als hinnehmbar« bewertete. Hornberger erklärte weiter, dass auch alternative Standorte im Gemeindebereich untersucht wurden, jedoch an den Eigentümern scheiterten. Der Kreisbaumeister habe laut Hornberger jedoch einige Bedingungen gestellt, darunter den Nachweis eines Schallschutzgutachtens, eine Überplanung des Gebiets nördlich und südlich der Fläche, um ein Planungsziel darzustellen, und das große Gebäude soll wie ein Gehöft aussehen. Hornberger wies auch darauf hin, dass von Nachbarn mit Widerstand zu rechnen sei.
»Ob er schon einmal zu Fuß von dem Standort zum Edeka gegangen sei«, fragte Daniela Ludwig (CSU) Anagnostopoulo. Die Strecke sei weit und beschwerlich. Sie fragte, warum ein Seniorenheim am Ende von Grassau und noch dazu durch ein Wohngebiet führend gebaut werden soll. Ihrer Ansicht nach gehöre dieses in die Ortsmitte. Stefan Kattari (SPD) hielt den Standort für nicht verkehrt, sah aber einige Schwächen in der Planung. »Der Standort geht nicht«, sagte auch Michael Strehhuber (CSU). Zum einen sei es weit bis in die Ortsmitte, noch schlimmer sei aber die Zufahrt. Die Straße, die am Kindergarten vorbeiführt, biete keinen Gegenverkehr, sei durch parkende Autos verengt. Er erinnerte zudem, dass an dieser Stelle schon einmal eine Wohnbebauung abgelehnt wurde. Auch Tom Hagl (CSU) betonte, dass dort vor kurzem erst ein Gärtnereibetrieb abgelehnt wurde, der nur einen Bruchteil des Verkehrsaufkommens gehabt hätte.
Das Wichtigste sei, so Jantke, dass Grassau ein vorschriftsmäßiges, bedarfsgerechtes und der verdienten Lebensleistung der Senioren entsprechendes Seniorenheim bekomme. Bei jedem Standort gebe es einen Abwägungsprozess und bei jedem Projekt auch Widerstand. Jantke informierte, dass sich in den vergangenen Tagen eine neue Sachlage bezüglich der Standorte ergeben habe. Daraufhin wurde die Sitzung kurz für nicht öffentlich erklärt. Nach einem kurzen nichtöffentlichen Teil beschloss der Gemeinderat dann einstimmig, den Antrag vorübergehend zurückzustellen. Den Investoren soll Gelegenheit zur Prüfung alternativer Standorte gegeben werden. tb