Kein einziges Jahr ohne Krise
Neun Jahre ist es mittlerweile her, dass Walch als CSU-Landratskandidat erstmals in diesem Rahmen gesprochen hatte. Seitdem er im März 2014 zum Landrat gewählt worden ist, habe er kein einziges Jahr erleben dürfen, in dem nicht irgendeine Krise erhebliche Auswirkungen auf die Landkreispolitik gehabt habe, so Walch. Kaum sei vor einem Jahr in Sachen Corona Besserung in Sicht gewesen, habe Russland mitten in Europa einen verabscheuungswürdigen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen und einen riesigen Flüchtlingsstrom ausgelöst. »2016 hatten wir rund 1800 Flüchtlinge, jetzt sind es 3000, und wöchentlich bekommen wir 50 weitere zugewiesen«, betonte Walch mit Blick auf die Flüchtlingskrise 2015/2016. »Die Kommunen sind längst an ihrer Belastungsgrenze angelangt« und müssten vom Bund deutlich mehr unterstützt werden, forderte er. Aktuell gehöre man zu den wenigen Landkreisen, die bei der Unterbringung noch ohne Turnhallen auskämen und einen reibungslosen Sportunterricht und Schulbetrieb gewährleisten könnten.
Die übrigen Auswirkungen des Ukrainekriegs, darunter hohe Rohstoff- und Energiepreise, bekomme vor allem die arbeitende Gesellschaft zu spüren, welche alles selbst für ihre Familien erwirtschaften müsse, so Walch. Anstatt diese breite Bevölkerungsmehrheit zu unterstützen, kümmere sich die Bundesregierung nur um Themen wie Übergewinnsteuer und Hartz IV, was nur wenige Menschen betreffe. Walch machte sich mit Nachdruck für »eine Asylpolitik mit Herz und Verstand« stark. Menschen ohne Asylanspruch müssten abgeschoben werden, um Kriegsflüchtlinge bestmöglich unterbringen und versorgen zu können. »Wenn wir keine Energieversorgungssicherheit haben, ist das ein Riesenproblem«, stellte Walch mit Blick auf die vom Bund im Vorjahr ihm zufolge unzureichend bewältigte Gaskrise klar. Allein das bayerische Chemiedreieck mit seinen 40 000 Beschäftigten verbrauche ein Prozent des gesamtdeutschen Stroms.
Um sich nicht von anderen abhängig zu machen, müsse man in der Region bei der Energiegewinnung »alle Potenziale nutzen«, mahnte der Landrat. Auch dies sei eine Frage, welche den sozialen Zusammenhalt betreffe. Im Hinblick auf den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien freue es ihn, dass die Wasserkraftnutzung an der Salzach nun mit Unterstützung des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder bald Realität werden könnte und man mit dem Landkreis Mühldorf am Bau eines Windparks feile.
Stolz könne man als Landkreis auch auf die im Vorjahr in Traunstein in Betrieb gegangene neue Fachschule für Heilerziehungspflege und auf die drei Kreisaltenheime in Trostberg, Palling und Grabenstätt sein, so Walch.
Neues Altenheim mit 90 Plätzen
Man sei einer der letzten Landkreise, der eigene Altenheime betreibe. Für das neue Kreisaltenheim in Palling mit 90 Plätzen habe man 18 Millionen Euro in die Hand genommen, und auch das Kreisaltenheim in Grabenstätt soll renoviert und erweitert werden, um es zukunftsfähig aufzustellen. Im Achental sei zudem ein weiteres Kreisaltenheim geplant, verriet Landrat Walch.
Ein ganz wichtiger Schritt für die Kreisaltenheime sei die geplante Kurzzeitpflege am Krankenhaus in Trostberg. Die Bauarbeiten für das Großprojekt haben bereits begonnen. Aus Respekt vor ihrer Lebensleistung wolle man den Senioren die viel für die Heimat geleistet hätten, »die Möglichkeit geben, wohnortnah alt zu werden, mit guter Qualität und zu bezahlbaren Preisen«, so Walch.
»Megaprojekt« Berufsschule I
Um weiterhin sinnvolle Investitionen tätigen zu können, sei es wichtig gewesen, dass man die Landkreisverschuldung in den vergangenen knapp zehn Jahren von 73 auf 15 Millionen Euro gesenkt habe und über Rücklagen von 25 Millionen Euro verfüge.
»Wir sind die stärkste und beste Region der Welt«, stellte Walch klar. Damit dies auch in Zukunft so bleibe, werde man als Landkreis in den nächsten Jahren eine Viertelmilliarde Euro in die Bildungseinrichtungen investieren. »Unsere Region und unsere jungen Leute sind uns das wert«, so der CSU-Kreisvorsitzende. Als »Megaprojekt« bezeichnete er den Neubau der Berufsschule I, der 140 Millionen Euro koste. Dies habe auch etwas mit Wertschätzung zu tun, denn die duale Ausbildung sei genauso wichtig wie das Studium an einer Hochschule.
mmü