Während sich Bruder Josefus bevorzugt auf die Eigenarten einzelner Harter Originale einschoss, widmete sich Bruder Jakobus vor der Pause vordergründig den Themen »Gendern« und »Diskriminierung«. Nach der Pause brannte Bruder Jakobus rhetorische Feuerwerke zur Gemeindepolitik ab.
Bruder Josefus – im wirklichen Leben Dritter Bürgermeister von Chieming – gedachte dem jüngsten »Querdenker-Fall an der Chieminger Hauptstraße«. Auf seinem Schild habe der Anwohner, der eigentlich aus Hart stammt, die Münchener vergessen, die neben den Altöttingern und Mühldorfern ebenfalls »zum Dipfalland« zählten.
In einer weiteren Episode ging's um einen Gemeindebürger, der widerrechtlich Fallen »gegen den Scher« gelegt und in seinem Verfolgungseifer schließlich den Erdungsanker in seinem Stall mit dem Bulldog rausgerissen habe, weil er diesen mit einer Baumwurzel verwechselt habe. »Für den dadurch entstandenen Graben hätte man eine ganze Maulwurfarmada gebraucht«, witzelte Bruder Josefus. Eine weitere Anekdote beschrieb eine Verwechslung beim Anhängerverleih »unter den Harter Postlern«, die zu einem Polizeieinsatz führte, weil sich der Eigentümer »von einem Wahnsinnigen bestohlen sah«.
Hannes Z. habe als Kranmonteur die Nerven seiner Gattin auf die Probe gestellt und gezeigt, dass sie unterschiedliche Vorstellungen vom richtigen Spielplatz für ihre Kinder hätten, sagte Bruder Josefus. Der Kranmonteur hatte seine Kinder wohl auf eine Baustelle mitgenommen und stolz Bilder an seine Frau geschickt. »Doch diese war wenig begeistert und einem Herzinfarkt nahe, als sie die rostige Spielwiese ihrer Kinder sah.«
Auch wechselseitig ließen die beiden Fastenbrüder die Auffälligkeiten des jeweils anderen nicht unerwähnt. So baute »Herr Lehrer« eine PV-Anlage auf sein Garagendach, die nach Ansicht von Bruder Josefus von den Apfelbäume beschattet werde. Grüner Most oder grüner Strom sei hier die Frage. »Während der Herr Lehrer sich eher dem grünen Most verbunden sah, entschied sich dessen Gattin für den grünen Strom, und machte mit einer Motorsäge kurzen Prozess mit den Obstbäumen, bis der Herr Lehrer von der Schule wieder daheim war.«
Bruder Jakobus hielt dagegen, dass es in Hart »Gerüchten zufolge einen Bauern gebe, der im Ort eine Maschinenhalle gebaut hat, die größer als sein Nutzgrund ist«. Auch zum Thema Umweltbewusstsein hatte Bruder Jakobus einiges zu bemerken: »Der Wallner-Heinz ist der umweltbewussteste Gemeinderat. Weil die Kläranlage in Rimsting zu klein ist, will er keinen Wohnraum mehr schaffen. Dabei fängt er bei sich daheim an. An seiner Ausgrabungsstätte bauen zwar alle lustig weiter, doch stellt das eine Wohnraumreduzierung in Chieming dar, weil dadurch kein Wohnraum entsteht.«
Aufs Korn genommen wurde auch Gemeinderätin Angelika Maier – »die grüne Geli mit ihrem nicht ganz so grünen Alfons«. Die beiden seien dabei beobachtet worden, wie sie mit einem SUV in den Skiurlaub gefahren sind. Da man als Weitreisender und Vielfahrer immer wieder neue E-Autos brauche und das Flugzeug nutze, falle die Ökobilanz von Jakob Lauber wesentlich günstiger aus: Er fahre jetzt seit bald 30 Jahren mit seinem Fiesta überwiegend im Ort hin und her und weise damit eine größere Umweltfreundlichkeit auf.
»Beim Faschingszug haben die Burschen eine Schablone mit ‚ECHT HART‘ auf den Boden gelegt oder an Gartenzäune hingehalten und mit dem Dampfstrahler drüber gespritzt«, wusste Bruder Josefus. Besonders »de Hiabadinger« hätten sich darüber aufgeregt. »Liebe Burschen, vielleicht machts das nächste Mal eine Schablone mit 'ECHT DREGGIG' oder 'NED GANZ SAUBER', dann braucht niemand mehr schimpfen, höchstens seinen Saustall sauber halten.«
Zur Sprache kamen auch zwei Gebäude vom Giaser-Franze: Zum einen sein Spa-Cube in Fehling, zum anderen »das neue Silo von Egerer«, das den Weidachern »ein Turm des Anstoßes« sei, weil ihnen dadurch die freie Sicht zum Hochfelln versperrt werde. Auch zu dessen Nachbarn, dem »Chiemsee-Buddha von Fehling«, gab es einiges zu erzählen sowie über den unkonventionellen Grünguttransport vom Daxenberger-Simon, sowie dem Schauer-Sepp, dem als »Nelson vom Tabinger Trafalgar Square« eine Säule aufgestellt werden sollte, um seinen Kampf »für und gegen vieles« zum Ausdruck zu bringen.
Nicht fehlen auf der Liste der Dableckten durfte Holger Knuth, der es als Vorstand der KSK mit seiner Feldküche schaffte, die Übernachtung des Manövers »Berglöwe« der Bundeswehr im Bereich von Weidach zu verhindern.
Zweiter Bürgermeister Markus Brunner sprach von »einer rundum gelungenen Veranstaltung.« Er selbst sei gut davon gekommen, er habe sich auch nichts zu Schulden kommen lassen. Begleitet wurden die Fastenprediger vom zehnköpfigen »Berg-Blech« unter Leitung von Manfred Berger aus Matzing.
az