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An der Max-Kurz-Straße in Chieming soll auf circa 5500 Quadratmetern Fläche ein »Seniorenzentrum Chieming« entstehen. In fünf Gebäuden mit einer Gesamtfläche von 1804 Quadratmetern sollen 61 Pflegeplätze, 15 bis 20 zur Tagespflege sowie 27 Appartements für Ambulantes und Betreutes Wohnen, geschaffen werden. (Foto: Zandl)

Senioren- und Pflegeheim soll in Chieming entstehen

Chieming – In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde der Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans »Seniorenzentrum Chieming« an der Max-Kurz-Straße einvernehmlich zugestimmt. Bereits vor der Sitzung stellten der Projektträger IEB Care GmbH & Co. KG aus Übersee, die vorgesehene Heimleiterin Christine Müller und Architekt Robert Strasser aus Traunstein das Bauvorhaben und das geplante Konzept vor. Dazu waren etwa 50 interessierte Bürger ins Haus des Gastes gekommen.


Mit einem Seniorenzentrum werde die Kommune unabhängiger von anderen Gemeinden, sagte IEB-Geschäftsführer Florian Behrend. Das Pflegeheim in der Au in Grabenstätt werde geschlossen werden, weil dort die Vorschriften nicht mehr erfüllt würden. Die 31 Pflegebedürftigen sollen nach Chieming ziehen. Nach derzeitigem Stand könne die Einrichtung im Frühsommer 2026 fertig sein. Auch zur Deckung der lokalen Unterversorgung – insbesondere wegen der demografischen Entwicklung – könnte dies ein Beitrag sein.

Angebot richtet sich an alle Einkommensschichten

Das Angebot richte sich an alle Einkommensschichten: »Jeder soll sich Pflege im Chieminger Seniorenzentrum leisten können«, so Behrend. Den Umzug der Grabenstätter Heimbewohner wird Christine Müller begleiten, die als Betreiberin des Grabenstätter Pflegeheims seit 2014 und in der Altenpflege seit etwa 35 Jahren tätig ist. Zum Konzept gehören das stationäre Pflegeheim, die Tagespflege und das betreute Wohnen. Das stationäre Pflegeheim umfasst 61 Pflegeplätze bei 85 Prozent Einzelzimmeranteil. Alle Zimmer haben eigene Bäder, ein großer Teil ist barrierefrei. Geplant sind Aufenthaltsflächen, Garten, zentrale Balkone und eine eigene Küche. »Dabei dürfen die Heimbewohner auf Wunsch mitarbeiten und den Speiseplan mitbestimmen.«

In der Tagespflege stehen 15 bis 20 Plätze als Entlastung der pflegenden Familien zur Verfügung mit tagesstrukturierenden Maßnahmen, Speisenversorgung, Wohn- und Esszimmer, Ruheräumen, Küche, Pflegebad und Garten. Im betreuten Wohnen gibt es 27 Appartements mit 1-, 1,5 und 2-Zimmer-Wohnungen. Ziel ist der weitestgehende Erhalt der Selbstständigkeit. Zur Ausstattung gehören Barrierefreiheit, Rufanlagen und Wohnküche sowie als Grundleistungen Hausnotruf, soziale Betreuung, Sekretariat, Hausmeister und Fahrservice, als Zusatzleistungen ambulante Pflege, Haushaltshilfen, Essen auf Rädern, Friseur oder Fußpflege.

Architekt Strasser fügte hinzu, dass Rücksicht auf die Umgebungsbebauung und die Nachbarschaft genommen werde, die Gebäudehöhen sollen der Umgebung angepasst sein und es soll keine Verschattung geben. Natürlich werde die Planung auf der neuesten energetischen Grundlage nach dem KFW-40-Standard realisiert, ergänzte Behrend.

Nach der Vorstellung konnten die Gäste Fragen stellen. Zur Gartengestaltung sagte Behrend, es sei an einen Demenzgarten gedacht, der barrierefrei als Naschgarten mit Therapiewegen angelegt wird, um mit den Bewohnern die Sinne zu trainieren und alte Gewohnheiten behalten zu können. Dazu gehöre eine Bushaltestelle ebenso wie Hochbeete zur Bepflanzung für Rollstuhlfahrer.

Zur Frage nach den Arbeitsplätzen sagte Behrend: »Pflegebedürftige wie Personal ziehen vollständig um.« Für die restlichen 50 Prozent des erforderlichen Personals sollten Rekrutierer Fach- und Hilfskräfte anwerben, ergänzte Müller.

Eine Zuhörerin fragte, ob die 37 Parkplätze reichen. Behrend sagte, man habe sich an der bayerischen Stellplatzsatzung orientiert und die Stellplatzzahl aufgrund von Erfahrungswerten angepasst.

Zur Frage, ob die Überschwemmungsgefahr des Krebsbachs bei Starkregen mitbedacht sei und die scharfe Kurve an der Max-Kurz-Straße seniorengerecht umgebaut werden könnte, sagte Behrend, es werde ein hydrologisches Gutachten für ein hundertjährliches Hochwasser erstellt. Die Kurve werde thematisiert, wenn der Ausbau der Dorfstraße ansteht, sagte Bürgermeister Stefan Reichelt dazu.

Auf die Frage, ob ein Teil des Seniorenzentrums auch privat erworben werden könnte, sagte Behrend, das sei ausgeschlossen. Es gehe um ein Gesamtkonzept mit sozialer Gestaltung und Synergien verschiedener Bereiche. »Wir planen keine Seniorenresidenz, die sich nur betuchte Senioren als Zweitwohnsitz leisten können, sondern eine von einem Betreiber verwaltete Wohnanlage, die nach sozialen Maßstäben ausgelegt ist«. Die Bewohner kämen aus dem Ort oder der näheren Umgebung, »bei der stationären Pflege erfahrungsgemäß aus einem Umkreis von 15 Kilometern.«

Reichelt ergänzte, dass es sich um einen vorhabe bezogenen Bebauungsplan handle, der keinen Umbau in eine Wohnanlage zulasse. »Das Projekt ist für die nächsten 40 bis 50 Jahre ausgelegt, der Pflegebedarf wird steigen«, so Reichelt.

Die Aufstellung des Bebauungsplans wurde unter mehreren Bedingungen in Aussicht gestellt. Das Projekt sei mit dem Bezirk abzustimmen. Der Betreiber dürfe keine weiteren Anteile zur Deckung der Investitionskosten erheben, die Sozialverträglichkeit müsse gesichert sein. Die Gebäude dürfen nur als Einheit an einen Betreiber vermietet werden. Ein Verkauf von Teileigentum ist auszuschließen – ausgenommen das Mehrfamilienhaus für Personalwohnungen auf der Ostseite.

Die Nutzung als Ferien- und Zweitwohnung ist auszuschließen. Das »betreute Wohnen« ist nur für Menschen mit körperlicher, geistiger oder seelischer Beeinträchtigung, die eigenständig leben können, aber in verschiedenen Bereichen Unterstützung brauchen. Dem Projektträger liegt ein Kaufangebot für 5500 Quadratmeter Grund vor. Das Bauvorhaben umfasst fünf Gebäude mit insgesamt 1804 Quadratmetern.

Ankommende Leute in die Dorfstruktur aufnehmen

Sebastian Heller (Bündnis 90/Die Grünen) fand es wichtig, dass es in Chieming ein Senioren- und Pflegezentrum gebe, »die ankommenden Leute müssen aber auch in der Dorfstruktur aufgenommen werden, sodass es ihnen gut geht.« Zweiter Bürgermeister Markus Brunner (UW) fand die Projektidee »stimmig. Es geht nicht nur um ein Investment, sondern es steckt Herzblut dahinter.«

Angelika Maier (Bündnis 90/Die Grünen) sagte, den Gehweg an der Max-Kurz-Straße sollte man bereits im Vorentwurf des Bauverfahrens verkehrsrechtlich sichern. Ebenso müsse der zusätzliche Verkehr durch den Bau des Seniorenheims im Zuge des Verfahrens bedacht werden. 

az