In einer Pressemitteilung des Landwirtschaftsministeriums vom Freitagvormittag heißt es lediglich: »Die Ministerin ist von den Verantwortlichen gebeten worden, auf den Besuch zu verzichten, weil es im Vorfeld Kritik an der Einladung einer Politikerin zu einem Termin so kurz vor der Wahl gegeben hatte.«
Die Landwirtschaftsministerin war zum Jubiläum des Chieminger Regionalmarkts – er findet bereits zum zehnten Mal statt – als Ehrengast eingeladen worden und sollte auch eine kurze Rede halten. Die Organisatoren hatten laut Kirchmaier die Ministerin nicht als CSU-Politikerin eingeladen, sondern in ihrer Funktion als Vertreterin der Landwirtschaft. Es sei vom Organisationsteam jedoch übersehen worden, den Pfarrgemeinderat darüber zu informieren. Denn es gibt einen länger zurückliegenden Beschluss des Pfarrgemeinderats, dass im Pfarrheim keine politischen Veranstaltungen stattfinden dürfen. Doch offenbar sahen einige im Besuch der Ministerin eine politische Veranstaltung, weshalb der Pfarrgemeinderat die Organisatoren an jenen Beschluss erinnerte. Daraufhin habe sie sich an Kaniber gewandt mit der Bitte, von ihrem Besuch abzusehen, sagte Kirchmaier und betonte, es habe keinen Druck von politischer Seite gegeben.
Bei vielen sitzt die Enttäuschung tief: »Ich bin sauer, dass das so läuft«, sagte zum Beispiel Bürgermeister Benno Graf am Freitag gegenüber dem Traunsteiner Tagblatt. Er habe am Donnerstagabend davon erfahren. Für Kritik an der Einladung der Ministerin habe er »keinerlei Verständnis«. Immerhin seien auch in den vergangenen Jahren stets Politiker verschiedenster Parteien zum Regionalmarkt gekommen, ohne dass sich jemand aufgeregt habe. Graf: »Es ist schade, dass es so etwas gibt.«
Deutliche Worte fand der Gemeinderat Heinz Wallner, selbst langjähriger Aussteller, heuer jedoch aus familiären Gründen verhindert: »Es ist ein Saustall«, so Wallner gegenüber unserer Zeitung. Er bezeichnete es als eine Ehre, wenn eine amtierende Landwirtschaftsministerin zusagt, als Ehrengast den Jubiläums-Regionalmarkt zu eröffnen – »und dann muss man sie wieder ausladen. Wie peinlich ist das denn!« So etwas habe mit einer vielfach gepredigten liberalen und offenen Gesellschaft nichts zu tun. m