Bildtext einblenden
Chiemsee | Holger Pichl Foto: Chiemsee | Holger Pichl

»Intakter Chiemsee als gesunder Lebensraum« – Landtagsfraktion der Freien Wähler diskutiert mit Fachleuten

Chieming – Die Landtagsfraktion der Freien Wähler tauschte sich bei ihrer dreitägigen Winterklausur am Chiemsee mit Fachleuten zu den Themen »Wasserqualität am Chiemsee« und »Der Chiemsee – Garant für sauberes Wasser, Touristenmagnet und Lebensgrundlage für ansässige Berufsfischer« aus.


»Die Belastungen durch den Klimawandel sind schleichend, am Chiemsee jedoch noch weniger stark ausgeprägt, als an anderen Seen«, meinte der FW-Fraktionsvorsitzende Florian Streibl. Umweltminister Thorsten Glauber warnte davor, dass steigende Temperaturen auch die heimischen Gewässer in zunehmendem Maße aus dem natürlichen Gleichgewicht bringen könnten. Wärmeliebende Organismen würden dabei heimische Arten verdrängen. »Wir brauchen einen intakten Chiemsee als gesunden Lebensraum für Fische und Pflanzen.« Aufgrund des seit rund 35 Jahren bestehenden Chiemsee-Ringkanals seien der Phosphoreintrag verringert und die Wasserqualität deutlich verbessert worden. Der Chiemsee sei wieder in einem guten ökologischen Zustand, meinte der umweltpolitische Sprecher der Fraktion, Benno Zierer. Dies sei eine Voraussetzung, um den Tourismus, aber auch die Fischerei, die für die hiesige Kulturlandschaft ein ganz wichtiger Baustein sei, in eine gute Zukunft zu führen.

»Der Klimawandel, welcher zu deutlich veränderten Wasserständen und Temperaturen führt, ist eine große Herausforderung für die Fischerei«, erklärt Florian Kirchmeier, Berufsfischer aus Seebruck und Vorsitzender der Fischereigenossenschaft Chiemsee. Die Erträge seien im Vergleich zu anderen bayerischen Seen aber trotz zurückgehender Nährstoffe immer noch gut. Problematisch sei aber, dass durch die immer wärmeren Wintermonate die Winter-Stagnation, bei der der Wind die gleichtemperierten Wasserschichten gut durchmischen könne, immer später beginne und die Zeit des Sauerstofftankens für den See immer kürzer werde. Die dadurch entstehenden sauerstofffreien Regionen in der Tiefe könnten dann vor allem für den Fischnachwuchs zu einer tödlichen Falle werden. »Besonders die Renken, unser Brotfisch, die natürlicherweise im See ablaichen, haben dann nur eine geringe Chance zu schlüpfen oder gar zu fangreifen Fischen heranzuwachsen«, so Kirchmeier. Der künstlichen Bebrütung komme deshalb eine immer größere Bedeutung zu. Kirchmeier beklagte außerdem, dass der Kormoran mittlerweile gelernt habe, Fische aus den Fischernetzen zu reißen und dabei zum Leidwesen der Fischer auch die Netze beschädige.

Sowohl die Fische als auch Fischer müssten sich zukünftig wohl umstellen und an die neuen Bedingungen anpassen, so der zweite Vorsitzende der Fischereigenossenschaft Chiemsee, Thomas Lex. Hier bedürfe es seiner Meinung nach auch weiterer Forschung und Beratung durch staatliche Stellen.

Da der Chiemsee in niederschlagsarmen Sommern enorm viel Wasser verliere und es im Frühjahr immer weniger Schmelzwasser gebe, regte Kirchmeier eine mögliche technische Lösung zur Regulierung des Seewasserspiegels an. Dies wäre für den Erhalt der Ufer-Laicher wie dem Hecht oder diversen Weißfischen wichtig. Zudem appellierte er, dass die jährliche Müllräumungsaktion des Wasserwirtschaftsamts Traunstein in der Hirschauer Bucht beibehalten werden müsse, damit der Plastikmüll, der über die Tiroler Achen in den See gelange, nicht zu gefährlichem Mikroplastik zerrieben werde und in die Nahrungskette gelange.

mmü