Als Pater Gabriel zusammen mit Dekan Thomas von Rechberg, Gabriels Nachfolger Pater Vasile Dior, seinen Mitbrüdern Pater Adrian und Pater Gabriel Anton, Pastoralreferent Michael Kohl sowie mit 14 Ministranten feierlich in die Kirche einzog, spürten die Gottesdienstbesucher schon, dass dieser Vormittag außergewöhnlich werden musste. Mit Blick auf das windige Wetter draußen begrüßte Pater Gabriel die Gemeinde passend zu seiner Aufbruchsstimmung: »Das ist der frische Wind, der uns alle in Bewegung setzt.«
Bezugnehmend auf das Tagesevangelium, in dem ein Verwalter Rechenschaft vor seinem Herrn ablegen muss, überlegte Pater Gabriel in seiner Predigt, dass auch er, wie der Verwalter im Lukasevangelium, Rechenschaft über seine Zeit im Chiemgau ablegen wolle. »Ich sehe mich als Verwalter der Gnade Gottes.« Um sichtbar werden zu lassen, wie er als Priester die Gnade Gottes weitergeben könne, setzte sich Pater Gabriel auf die Altarstufen und bat jene Gottesdienstbesucher nach vorne, denen er ein Sakrament gespendet hatte. Zunächst durften sich alle Täuflinge Gummibärchen holen, dann kamen die Ehepaare, die er getraut hatte, die Firmlinge und zuletzt auch die verwitweten Ehepartner derer, die er auf ihrem letzten Weg begleitet hatte. Als alle zusammen auf den Stufen saßen, holte Pater Gabriel seine Gitarre und sang zum Abschied eine selbst getextete Version von »Tage wie diese« von den Toten Hosen. Da rollte dann doch die ein oder anderer Träne über die Wangen der Gemeindemitglieder.
Dekan Thomas von Rechberg dankte dem scheidenden Pater für seine Verdienste im Chiemgau und wünschte ihm: »Verschenke Dich weiter und bringe Frucht!«
»Ich bin mir sicher, wir sehen uns,« lud anschließend Bürgermeister Stefan Reichelt Pater Gabriel ein, Chieming und seine Feste jederzeit zu besuchen. Herzlich bedankte er sich für die gute Zusammenarbeit, die Offenheit und Freude, mit der sich Pater Gabriel im Dorf bewegt hatte. Als Abschiedsgeschenk überreichte er ihm einen Bierkrug mit dem Wappen Chiemings.
Unumwunden gab Gabriels Nachfolger Pater Vasile Dior zu, er möge keine Abschiede und es falle ihm schwer, aber er freue sich andererseits auch, dass in der Gemeinde Haar, an Gabriels neuer Wirkungsstätte, ein dritter Konvent eröffnet werde. Deshalb wünschte er Gabriel: »Viel Kraft für Deine Arbeit im Weinberg Gottes.«
Pastoralreferent Michael Kohl hob die Kollegialität Pater Gabriels hervor und bedankte sich dafür, dass ihm als »ungeweihtem« immer ein Platz im Team und am Altar eingeräumt wurde. Für die Zukunft riet er ihm: »Fahre nicht schneller, als Dein Schutzengel fliegen kann!«
Die Ministranten übergaben Pater Gabriel eine hölzerne Hostienschale mit den eingravierten Unterschriften aller Ministranten. Mit Witz und vielen guten Wünschen versehen, zeigten die Mitglieder des Pfarrgemeinderats unter Anleitung Lucia Mellauners einen Zaubertrick und verschenkten zum Abschied eine Uhr mit Bildern der zwölf Mitglieder und einen Gutschein für einen Rundflug über den Chiemgau.
Verwaltungsleiterin Sandra Bertl freute sich in ihrer Rede, dass Pater Gabriel ein moderner Pfarrer ist, der Online- und DJ-Gottesdienste gefeiert hat. Für sein Vertrauen, das er ihr geschenkt habe und die Freiräume, die er der Verwaltung erlaubt habe, bedankte sie sich aufrichtig. Zum Abschluss hatte sie noch eine Büttenrede vorbereitet im Stile, wie sie Pater Gabriel üblicherweise am Faschingssonntag als Predigt hielt.
»Vergelt's Gott für alles und mach's guad, von der Kirchenverwaltung gibt's auch noch ein Geschenk, nämlich – einen Hut!« So lautete ihre Überleitung zu Franz Gschwendner, der stellvertretend für die Kirchenverwaltung einen schwarzen Trachtenhut überreichte. Großen Anklang fand auch die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes durch den Kirchenchor unter Leitung von Stephan Wahl, der die Ruralmesse op. 3 für Chor und Orgel von Robert Führer einstudiert hatte. Sichtlich ergriffen bedankte sich Pater Gabriel für die vielen gute Wünsche und Geschenke.
Im Anschluss an den Festgottesdienst fand ein Stehempfang im Pfarrheim statt, bei dem sich viele Gemeindemitglieder persönlich von Pater Gabriel verabschiedeten.
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