Die Isinger schlüpfen bei diesen Szenen in die Rolle von Patienten, Ärzten, Pflegern und Familienangehörigen – ähnlich wie bei den Einspielern zu einer Talkshow. Im Wechsel zu diesen typischen Situationen aus dem Pflegealltag befragt ein Schüler-Moderator eine echte Pflegefachkraft wie Jens Erdmann, Dozent bei der Katholischen Stiftungshochschule in München, über den Pflegeberuf und die Ausbildung.
»Wie kriegt man die beiden aus dem Bett?« Frau Müller und Frau Stein wollen sich nach ihrer Hüftoperation gar nicht mehr bewegen. Zwei Pfleger locken sie aber dann erfolgreich mit einem Trick auf den Flur und motivieren sie zu einem Laufwettbewerb – Krücken gegen Geh-Wagerl. »Empathie, Mitgefühl und Belastbarkeit braucht man für den Pflegeberuf«, bringt es Daniela Grathwohl dann in der Fragerunde auf den Punkt. Sie ist in der Schön-Klinik Vogtareuth zuständig für die Fortbildung und die Einbindung der neuen Absolventen. Andere Szene: Ein Bub ist in den Pool gefallen und gefühlt zehn Minuten unter Wasser gelegen – langer Aufenthalt in Krankenhaus und Pflege. Nach einiger Zeit wird er geheilt aus der Pflege entlassen – zur großen Freude der beiden Eltern. Sie bedanken sich überschwänglich, der Bub auch. »In diesem Beruf erhält man viel positive Rückmeldung«, erzählt in der darauffolgenden Fragerunde Intensiv-Pfleger Adrian Kolb.
Diese szenische Talkshow am Gymnasium Ising ist Teil einer Kampagne des bayerischen Gesundheitsministeriums für die Pflegeberufe und das neue Bachelor-Studium dafür. Das Ministerium sucht dazu auch die Öffentlichkeit, weshalb in Ising auch die beiden eingeladenen Bürgermeister von Chieming, Stefan Reichelt und Markus Brunner, zusehen.
Das Landschulheim Schloss Ising ist das erste bayerische Gymnasium, das in Zusammenarbeit mit dem Ministerium diese Maßnahme der Berufs- und Studienorientierung umsetzt. »Das kommt bei den Schülern an, weil’s unterhaltsam ist«, sagt Schulleiterin Catrin Brandl, »denn es bricht mit den üblichen Klischees, die man mit dem Pflegeberuf verbindet. Ich denke, dass man diesen Weg auch für andere Berufe wählen könnte.«
Eine schwangere Frau wird nach einem Autounfall ins Krankenhaus gebracht. Das ungeborene Kind stirbt, die Frau erleidet einen Hirntod. Die Pfleger stehen den Angehörigen unterstützend zur Seite: Soll man die Geräte abstellen? »An dieser Szene mit der Sterbebegleitung sieht man, dass die Pflege umfassender ist als man denkt«, ergänzt Pflege-Dozent Jens Erdmann.
Erdmann findet für die Isinger Pflege-Talkshow lobende Worte: »Hier ist Berufsberatung mit Leben gefüllt und mit viel Witz dargestellt worden. Man konnte die Bandbreite des Berufs sehr gut erkennen.«
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