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Bergens Bürgermeister Stefan Schneider (rechts) plädierte dafür, dass es ein gezieltes Wolfsmanagement braucht, wobei der Bürokratismus abgebaut werden müsse. Dem stimmten auch Sepp Harbeck, Vorsitzender des Schafzüchtervereins Traunstein (Mitte), und Stefan Rappl, der schon Schafe an Wölfe verloren hat, zu. (Foto: Wegscheider)

»Der Wolf ist eine Belastung« – Schafzüchter aus vier Landkreisen trafen sich in Bergen

Bergen – »Die Wolfszahlen nehmen zu in unserer Region zu und dagegen muss etwas getan werden«, so die einhellige Meinung der Schaf- und Viehhalter aus den Landkreisen Traunstein, Berchtesgadener Land, Rosenheim und Mühldorf. Über 100 von ihnen trafen sich an der Hochfellnseilbahn in Bergen, um über die derzeitige Situation zu diskutieren und ihre Meinung kund zu tun. Eingeladen hatte der Schafzüchterverein Traunstein. Dessen Vorsitzender Josef Harbeck, der dieses Amt schon seit fast 20 Jahren inne hat, ergriff sogleich das Wort.


Er war begeistert von der Teilnahme der vielen Schafzüchter. Harbeck ist der Überzeugung, dass alle das »Gleiche drückt«. »Wir im südlichen Landkreis leben vom Tourismus und die Landschaftspflege wird sehr wichtig und ernst genommen. Wie soll das funktionieren, wenn unsere Tiere auf der Weide und den Almen nicht mehr sicher sind?«, stellte er die Frage.

Bergens Bürgermeister Stefan Schneider pflichtete ihm bei. Herdenhunde und Zäune seien kaum realisierbar, hierfür brauche es ein Wolfsmanagement. Einzelne durchziehende Wölfe werde man nicht vermeiden können, aber ein Rudel wäre in seinen Augen eine Katastrophe. »Wir müssen das Bewusstsein stärken. Der Wolf ist da und die Population wächst. Es gilt, das Thema Wolf zu ‚entwickeln‘ und Bürokratie abzubauen.« Der Traunsteiner Kreisobmann des Bauernverbands, Hans Steiner aus Tengling, der selbst einen Milchviehbetrieb mit 90 Kühen hat, ging noch weiter und fand drastische Worte: »Der Wolf ist für uns alle eine Belastung und gehört zum Abschuss frei gegeben. Er hat keinen Platz bei uns, und unsere Vorfahren haben schon gewusst, warum sie den Wolf bei uns ausgerottet haben«, führte er deutlich aus und bekam für seine Worte auch großen Applaus. Steiner berichtete von eigenen negativen Erfahrungen mit dem Raubtier. Grünlandhaltung und Wolf seien nicht zu vereinbaren. Er nannte das Beispiel von Kälbern in der Box. Das sei wie ein Fisch in der Dose, nur dass die Dose schon offen ist.

Gabi Thanbichler aus Teisendorf, Wolfsbeauftragte für die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land, plädierte dafür, dass die Diskussion sachlich ablaufen möge. Sie sieht sich als Bindeglied zwischen Politik und Bauernstand. In ihren Augen muss der Tierschutz für alle gelten. Allerdings geht sie davon aus, dass in den nächsten Jahren doch einiges auf die Landwirte und die Bevölkerung zukommen werde. Allein in Tirol seien bisher schon 16 verschiedene Wölfe gezählt worden.

In ganz Europa gibt es derzeit etwa 40.000 Wölfe und 2500 davon leben in Deutschland. Laut Berechnungen würden für den Erhaltungszustand des Wolfs 1000 Stück reichen. Eine Petition sei dazu geplant. Bei diesem Thema sei auch die Politik gefordert. Es müsse eine Lösung gefunden werden, forderte Thanbichler.

Von der Politik wurden Maßnahmen vorgegeben, um die Weidetiere vor dem Wolf zu schützen, doch hierbei würden Theorie und Praxis weit auseinander klaffen, führte Josef Habeck aus. Schutzzäune auf einer Wiese aufzubauen sei noch gut vorstellbar, aber im Gebirge sehe dies schon ganz anders aus. So ein Zaunaufbau sei schwer händlbar und müsse auch ständig kontrolliert werden. In den Gebirgsregionen gebe es Freiweidegebiete und solch große Flächen für Schaf und Rind einzuzäunen, um sie vor dem Wolf zu schützen, sei praktisch nicht möglich. Hinzu komme, dass der Tourismus stark eingeschränkt werde beim freien Betretungsrecht der Natur und der Zugang zu den Almen nicht mehr ohne weiteres möglich sei. »Unsere Region lebt vom Tourismus und viele Zäune in der Landschaft machen wahrlich kein gutes Bild.«

Einige haben schon negative Erfahrungen mit dem Wolf gemacht, so wie Stefan Rappl, mitverantwortlich für den Vortrag in Bergen. Er könne als betroffener Schafzüchter ein Lied davon singen. »Wenn man rauskommt auf die Weide und es liegen die toten Schafe auf der Wiese, getötet vom Wolf, dann ist das ein grausiger Anblick. Das möchte man nicht sehen und es trifft einen hart«, sagte Rappl.

Das bestätigte auch Arnulf Gut aus Neukirchen, Mitglied des Kreisvorstands des Bauernverbands Berchtesgadener Land. »Im Munitionslager in Neukirchen sind 120 Schafe und die gilt es zu schützen. In Zukunft wird ein Untergrabungsschutz notwendig sein, um den Wolf von den Schafen fern zu halten.« Der Aufwand werde immer mehr, aber »wir dürfen nicht resignieren«, so die einhellige Meinung der Teilnehmer.

Hier sei auch die Tierrechtsorganisation PETA gefordert, die sich um Weidetiere kümmern solle, die qualvoll durch Raubtiere zugrunde gehen.

Abschließend bedankte sich Sepp Harbeck für die offenen Worte und forderte alle auf, sich für die Tiere einzusetzen. »Wir dürfen nicht nachlassen, um uns im Nachhinein nichts vorwerfen zu lassen. Nicht, dass unsere Enkel später mal sagen: Opa ihr habt damals geschlafen«

hw