Anstatt durch großen Flächenverbrauch neue Baugebiete auszuweisen und dort Wohnungen zu schaffen, betrat die Gemeinde einen anderen, beispielhaften Weg. Das Ensemble von Kassierhaus, Schlackenhaus und Gelbhaus, einst zum Eisenhüttenwerk gehörend und im Eigentum der Gemeinde, sollte nicht nur historisch erhalten, sondern zudem zur Entlastung des begrenzten Wohnungsmarkts neugestaltet und modern saniert werden.
In der ersten Phase des Projekts gelang es bereits das Kassierhaus herzurichten und vier Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Weitaus größer war aber die Herausforderung, das große Schlackenhaus so zu gestalten, dass es den neuen Mietern ein attraktives Zuhause bietet. Im Juli 2020 begann die aufwendige Sanierung. Wie Bürgermeister Stefan Schneider informierte, gab es Auflagen durch den Denkmalschutz und den Brandschutz und besondere Herausforderungen aufgrund der Bausubstanz. Die Schlackensteine bieten zwar eine gute Dämmung, allerdings keinen Schallschutz. Durch Verwendung von besonderen Materialien und einer Innendämmung mit Kalzium-Silikat-Platten konnte das akustische Problem gelöst werden. Die Fenster wurden gegen Isolierfenster mit guter Wärmedämmung getauscht und auch das Dach neu gedeckt. »Wir haben einen riesigen Aufwand betrieben und hoffen nun, dass auch die nächsten 100 Jahre hier wieder Menschen glücklich leben können«, so Schneider. Auch an eine ökologische Heizung wurde gedacht und eine für alle drei Häuser zentrale Pelletheizung in einem Heizhaus installiert.
Von außen verrät das Haus nicht die gewaltigen Umbaumaßnahmen im Inneren. Hier entstanden 19 unterschiedliche Wohnungen zwischen 38 und 110 Quadratmeter, für Singles und Senioren sowie für Familien geeignet. Alle Wohnungen sind barrierefrei, was auch durch den neuen Aufzug gewährleistet wird. »Früher gab es kein Treppenhaus, die einzelnen Geschoße waren durch die Hanglage zugänglich«, erklärt der Rathauschef. Nun aber ist ein Treppenhaus vorhanden. Das Gebäude wurde an der Nordseite mit Balkonen ausgestattet. »Wir hatten großes Glück mit dem Architekten Sylvester Dufter und mit dem Denkmalschutz, der den Anbau der Balkone genehmigte«, so Bürgermeister Schneider.
Eine weitere Besonderheit ist, dass zu allen Wohnungen ein Gartenanteil gehört, jeder Mieter somit auch eine Freifläche zur eigenen Gestaltung erhält. Darüber hinaus wird jeder Wohnung ein Bereich in der Holzhütte zugewiesen. Für den Innenausbau der Wohnungen wurden nur hochwertige, nachhaltige, ökologische Materialien verwendet.
Bürgermeister Stefan Schneider ist stolz darauf, was hier auf die Beine gestellt wurde. Schließlich nahm die Gemeinde über vier Millionen Euro in die Hand. Gefördert über den kommunalen Wohnungsbau erhält die Gemeinde einen Staatszuschuss von 1,6 Millionen Euro und konnte zudem einen zinsvergünstigten Kredit für die Dauer von 30 Jahren abschließen. Da die Gemeinde keine Gewinne durch die Vermietung erzielen muss, kann sie die Wohnungen zu einem Mietzins, der 30 Prozent unter dem marktüblichen Preis liegt, vermieten und gibt damit die erzielte Förderung direkt an die Mieter weiter.
Entsprechen groß war das Interesse an den Wohnungen. Die Mieter wurden nach festgelegten Kriterien ausgesucht, wobei in erster Linie das Einkommen der künftigen Mieter eine Rolle spielte. Schneider zeigte sich begeistert vom Gemeinderat, der sich diese Aufgabe nicht leicht machte, viel Zeit investierte, um die richtige, sozialgerechte Wahl zu treffen.
Nun ist ein weiteres Etappenziel erreicht und nach dem Einzug der Mieter – die ersten werden bereits am Wochenende einziehen – steht das nächste Projekt, die Sanierung des Gelbhauses an. Ist in wenigen Jahren das monumentale Gesamtkonzept umgesetzt, kann die Gemeinde durch dieses beispielgebende Wohnbauprojekt insgesamt 34 Wohnungen und somit zwischen 80 und 90 Bürgern ein Zuhause bieten.
tb