Denn wie sonst wäre es zu erklären, dass Menschen freiwillig die höchsten Berggipfel erklimmen, sich aus 40 Kilometern Höhe in die Tiefe stürzen, oder eben einen Diesel fahren! Was jetzt auch für Traunreut ungeahnte Folgen haben könnte, wenn nach einem Dieselfahrverbot Autofahrer von außerhalb einen Umweg über Österreich machen müssten, wobei sie in die Hände von Schleppern geraten und nach Afghanistan abgeschoben werden könnten. »Aber Kabul oder Traunreut, des is' eh wurscht.«
Der Kabarettist erregte sich auch über den Finanzskandal beim Bistum Eichstätt, wo ein Mitarbeiter »ohne tiefer gehende Kenntnisse« 50 Millionen verzockt habe. Typisch für Kirchenmänner: »Keine Ahnung haben von nichts, aber g'scheit daherreden über Paradies, Ehe und Sex.«
Diese Unkenntnis gelte auch für den Umgang mit Flüchtlingen, ein Thema, das Christian Springer sehr am Herzen liegt und das er bei seinen Auftritten immer anspricht. Da erzählte der Kabarettist von seinem offenen, über 80-seitigen Brief an Horst Seehofer, in dem er seine Sicht der Dinge dargelegt habe (»Landesvater, cool down«), und von seinen Bemühungen, Flüchtlingen die deutsche Sprache und Leitkultur nahezubringen.
Etwa mithilfe eines pensionierten Deutschlehrers, der allerdings vorgeschlagen habe, den Lernwilligen anhand von Schillers »Maria Stuart« deutsche Kultur beizubringen – »und da rollen die Köpfe«. Oder mit Schillers »Der Taucher«, – »wo's am Ende alle dersaufen«. Außerdem sei es lächerlich, wenn ausgerechnet der Franke Markus Söder die christlich-abendländische Kultur beschwören würde. »Hat er vergessen, wo der Limes verlaufen ist?«
Nach der Pause betrat dann Josef Brustmann die Bühne und wunderte sich erst einmal, wieso bei einem Starkbierfest in Traunreut das ausgeschenkte Bier nicht aus der im Stadtgebiet angesiedelten Steiner- Brauerei komme, sondern aus Traunstein. Auch sonst zeigte sich der Kabarettist gut informiert über die hiesigen Verhältnisse.
Ausgerüstet mit Gitarre, Zither und Bandoneon nahm das ehemalige Mitglied des »Bairisch Diatonischen Jodel-Wahnsinns« sowie der »Monaco-Bagage« sein Publikum dann mit in eine lockere Plauderstunde, in der Josef Brustmann wortgewaltig, originell und mit spitzbübischem Humor von sich und (s)einem Bayern erzählte.
Hier ist er 1954 als achtes von neun Kindern einer mährischen Flüchtlingsfamilie in der Nähe von Teisendorf geboren, im ersten Stock eines alten Bauernhauses, der »Belle Etage«, in der im Winter die Zimmerwände mit einer Eisschicht überzogen waren. Aufgewachsen ist er in Waldram bei Wolfratshausen, in der Heimat von Edmund Stoiber und anderen skurrilen Gestalten wie dem Leichenwäscher und Totengräber Toni, der diese Tätigkeiten nur ausübte, weil er gerne mit Menschen zu tun hatte und seinem Vater den Umzug ins Altenheim mit den Worten »Ist ja nicht für immer« schmackhaft machte.
Kleine, sehr persönliche Geschichten bot Josef Brustmann, mal amüsant und mal nachdenklich, untermalt mit bayerischen Volksmusikklängen und einer furios gezupften Zither-Version der Beatles-Nummer »Across the Universe«, der er mit »Highway to Hell« von AC/DC noch eins draufsetzte.
Nur gelegentlich streifte Josef Brustmann dabei in seinen bissigen Gstanzln die große Weltpolitik: »Trump ist Präsident und Cohen hinüber. Verzeih, lieber Gott, aber andersrum wär's mir lieber.« Stattdessen präsentierte er launige Grabsteininschriften wie den einer Witwe für ihren verblichenen Gatten (»Ruhe in Frieden, bis wir uns wiedersehen«) oder bezog eine Zuschauerin namens Christiane in sein melodisches Glockenspiel vom Münchner Marienplatz ein.
Zudem spielte die Blaskapelle Traunwalchen im k1 auf. Wolfgang Schweiger