In bisher 35 Führungen erläuterte der mit dem Oberbayerischen Kulturpreis ausgezeichnete Künstler den Besuchern die spannende Wechselwirkung seiner mit der Kettensäge aufgerissenen »zerklüfteten« Figuren mit den antiken und römischen Vorbildern. Während Kuhnleins Skulpturen ihre Empfindungen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung laut herausschreien, machen die über 2000 Jahre alten Figuren der Antike mit ihren perfekten Oberflächen scheinbar gute Miene zum bösen Spiel. Doch der Schein trügt, denn auch hinter den ideal geformten Bronze- und Marmorabbildern der Götter, Krieger und Helden verbergen sich menschliches Leid und Dramen. Kuhnlein greift in seinem Werk grundsätzliche Fragen des Menschseins auf und lässt darin zugleich die Brutalität wie auch die Verletzlichkeit des Menschen sichtbar werden. »Es gab sehr viele hochinteressante Gespräche und Begegnungen, darunter auch eine Führung mit Alois Glück und dem ehemaligen Kultusminister Hans Maier«, resümiert Andreas Kuhnlein zum Ende der Ausstellung.
Viele Chiemgauer ließen sich die Gelegenheit zum Gang durch die Sonderausstellung ebensowenig entgehen wie angehende Künstler der Bildhauerschulen in Berchtesgaden und Oberammergau. Mancher hatte nach dem Besuch einen veränderten Blick auf die Antike.
Die Ausstellung in der Glyptothek, Katharina-von-Bora-Straße 10, ist täglich außer Montag von 10 bis 17 Uhr sowie am Donnerstag bis 20 Uhr geöffnet. Info: www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de. Axel Effner