Die »Salonboarischen«, wie sie sich scherzhaft nennen, eröffneten den Abend voller Körpereinsatz mit dem »Tango Diatonique« von Christoph Blatzer. Huber, der den knackigen, widerständigen, markanten Tangorhythmus mit der Ziach vorantrieb, fand einen idealen Gegenpol in dem jüngeren, leidenschaftlichen ungarischen Geiger Zoltan Laluska, beide durch und durch Musikanten. Wobei Huber alles auswendig spielte. Mit ganz natürlich aus ihren feinen Händen perlenden Akkorden zauberte Eva Fenninger aus Waging dazu an der Harfe Atmosphäre. Ingo Nagel von der Bad Reichenhaller Philharmonie steuerte mit verschmitztem Blick einen satten, federnden Bass bei.
Charakterstücke wie die »Petit Boutique« von Otto Eckelmann oder später »Sommer in Paris«, ein beliebtes Straßenmusikantenstück in Ungarn, erinnerten an das französische Chanson und die Musette. Einen Akzent legten die Musiker trotz ihrer multikulturellen Ausflüge auf die echte alpenländische Volksmusik. Egal ob es der duftige »Berta Landler« mit Eva Fenninger an der Okarina und Huber an der Gitarre, die Ludwig-Ganghofer-Polka von Johann Wittig oder der Tanzboden-Landler aus dem Pongau war, immer juckte es einen in den Beiden, vor allem beim Tanzboden-Landler. Man musste zumindest mit dem Fuß und dem Oberkörper mitgehen.
Viele dieser Stücke sind auch aus Hermann Hubers eigener Feder, wie der phasenweise unheimliche »Ameranger Schlossgespenst Landler«, übrigens das einzige Stück, das nicht einer Frau gewidmet ist – mit Ausnahme der Polka »An Stefan seiner«, die Huber für seinen ältesten Sohn geschrieben hat.
Bei irischen und englischen Stücken spielte Eva Fenninger mit sensationell weichem Schlag das Hackbrett. Zauberhaft interpretierte sie ein Irish Medley mit der baladenähnlichen »Londonderry Air«, »Madam Bonaparte« und dem flotten »The Harvest Home«. Bei den ruhigen Weisen hätten sich die anderen Musiker vielleicht noch etwas mehr zurücknehmen können, um die feinen Saitenklänge des Hackbretts nicht zu überlagern. Poetisch war »The Flower of the Quern«.
Beim »Manhattan Rag« und später beim witzigen »Blues in Bb« von Heinz Both zeigte Huber seine Virtuosität und sein joviales Spiel auch auf der Klarinette. Viel Temperament hatten das Klezmer-Stück »Mazel Tov« und »Pour una cabeza« von Gardel Carlos – übrigens eine ganz besondere Liebeserklärung: »Ich liebe dich so sehr wie einen Pferdekopf, auf den ich wetten kann.« Eva Fenninger begleitete mit einer gelungenen Abwechslung von klingenden und kurz gestoppten Akkorden. Das intensive Singen beim Tango, die ineinander geflochtenen süßen Melodien, der zackige Rhythmus, der immer wieder einen Widerstand überwinden muss – man glaubte, eine südamerikanische Combo zu hören. Erste Bravo-Rufe tönten durch den Saal.
Die vielen weiteren Höhepunkte kann man gar nicht alle aufzählen. Stellvertretend genannt seien der beschwingte »Gruß an Oberbayern« von Georg Freundorfer, eine Mischung aus Volksmusik und Konzertstück. Der eingängige Walzer aus der »Jazz Suite Nr. 2« von Dmitrij Schostakowitsch und der »Stad-lustige« vom Hirzinger, wo das Quartett bei den Wirtshausmusikanten des Bayerischen Fernsehens auftrat. Die Geige fing da allein an, die Ziach gesellte sich bedächtig dazu, bis der Landler fein dahin perlte. Beim lustigen Teil brach das wilde, archaisch-musikantische Wesen des Geigers, aber auch des Kontrabassisten, der ganz früher Heavy Metal spielte, durch.
Man darf gespannt sein auf die neue CD »Ois Chicago«, die nächstes Jahr im NUTS vorgestellt werden soll. Vorher sind »Fesch & resch« noch zwei Mal im Kongresshaus in Berchtesgaden zu hören: am 25. Februar und am 4. März. Veronika Mergenthal