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Eine großartige Auswahl aus dem »Great American Songbook« trafen Friederike Duetsch & Band bei ihrem Auftritt im k1. (Foto: Heel)

Wohliges Bad in Nostalgie

Swing, das war die Popmusik der 1930er und -40er Jahre, bevor der Rock'n'Roll dazwischenfunkte und wenig später mit den Beatles eine neue Ära begann.

Von dieser Swingmusik nährt sich auch das »Great American Songbook«, das die Traunsteiner Sängerin Friederike Duetsch und ihre drei Begleitmusiker Thomas Hartmann (Klavier), Georg Karger (Bass) und Anno Kesting (Schlagzeug) an diesem Abend im Traunreuter k1 aufblätterten. Nur ein paar wenige Seiten, versteht sich, denn das Repertoire ist riesig.

Heraus kam dabei ein so anregendes wie kurzweiliges Konzert, das eingangs dem Komponisten Irving Berlin gewidmet war, der in seinen Jugendjahren als »Singing Waiter« in einem New Yorker Café gearbeitet hatte und sich dabei selbst das Klavierspielen beibrachte. Und da er nach Gehör spielte, nahm er der Einfachheit halber nur die schwarzen Tasten und komponierte so in Fis-Dur. Friederike Duetsch präsentierte vier Songs von ihm, darunter Cheek to Cheek« und »How Deep Is the Ocean«, gefolgt von George Gershwins genialem »Somebody Loves Me«. Wobei sie (wieder einmal) bewies, dass sie mit ihrer kraftvollen, ungemein wandlungsfähigen Stimme spielerisch leicht die Balance zwischen respektvoller Interpretation und moderner Inszenierung zu halten vermag.

Für Spannung sorgte auch die druckvolle, improvisationsfreudige Begleitung aus Klavier, Bass und Percussion, die Friederike Duetsch raumfüllend den Rücken stärkte und so ein Klangerlebnis erster Güte garantierte. Entsprechend freudig wurden vom Publikum auch weitere Klassiker wie Nina Simones »My Baby Just Cares for Me«, Duke Ellingtons »Take the A Train« oder »Lullaby Birdland« aufgenommen.

Etwas aus dem Rahmen fielen die nachfolgenden zwei Songs, »Schickelgruber« (Musik: Kurt Weill/Text: Howard Dietz) und Leonard Cohens »Dance Me to the End of Love«. Das eine ein Propaganda-Stück aus dem Jahr 1942, in dem Weill sich über Hitler lustig machte, das andere ein unglaublich anrührendes Lied und entstanden, nachdem Cohen davon gehört hatte, dass mitten im Grauen der Konzentrationslager Häftlingsorchester klassische Musik spielen mussten. Bemerkenswert, wie Friederike Duetsch dabei Cohens elegischen Tonfall umging und dem Song ihren eigenen Stempel aufdrückte, leicht spröde und doch sehr ausdrucksstark.

Als Kontrast dazu gab Friederike Duetsch anschließend »Over the Rainbow« zum Besten, bevor sich mit dem quirligen »I Can Cook Too« (Leonard Bernstein) dieses wohlige Bad in Nostalgie dem Ende zuneigte. Als Zugabe des mit stürmischen Applaus bedachten Konzerts hörten wir noch »Why Don't You Do Right«.

Wolfgang Schweiger

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