Bierbrauen und Krimis schreiben, das sind für Andreas Schröfl Beruf und Leidenschaft. Damit tut er gleich auf zweierlei Schienen Gutes: Er produziert Süffiges gegen den Durst und stillt den Lesehunger derer, die auf skurril-hopfige Heimatkrimis stehen.
Ein Prosit der (Lese-) Gemütlichkeit, könnte man sagen. Anlässlich des Chiemgauer Literaturfests Leseglück las der gebürtige Münchner und Braumeister im Studiotheater des Traunreuter k1 aus seinem fünften Krimi: Weißbier-Requiem. Wie gut sich das eine, also der Biergenuss mit dem anderen, dem (Vor-)Lesen, verbinden lässt, wurde in der feuchtfröhlichen Leseglückveranstaltung auch deshalb deutlich, dass es für die Zuhörer zum Brauerkrimi Freibier gab.
Dass aber keiner nach dem Prinzip »Bier her, Bier her…« über die Stränge geschlagen hat, mag wohl auch daran gelegen haben, dass Schröfl mit viel Witz aus seinem Kommissar-Sanktus-Krimi las. Da gab es also auch mit wenig Promille im Blut viel zum Lachen – schließlich sollten ja die Gäste nach der Lesung auch noch den Nachhauseweg antreten. Trunkenheit am Steuer ist gewiss kein Kavaliersdelikt. Bierernst blieb es aber dennoch nicht. Locker und ungezwungen, also so gar nicht »nüchtern«, plauderte Schröfl zwischen seiner Lesung mit den Gästen und ließ so ein wunderbares Schaumkrönchen im k1-Studio wachsen.
Der Hauptprotagonist seines fünften Bier-Krimis, der »Sanktus«, wollte eigentlich mit seiner Familie das Eröffnungswochenende im Bier-Wellnesshotel »Holledauer Hof« genießen. Aber uneigentlich kam dem Ex-Polizisten eine Leiche in die Quere, keine Bierleiche, aber eine Pool-Leiche, könnte man sagen. Kurioser Weise verschwindet diese aber noch, bevor die zum Tatort gerufene Polizei eintrifft, spurlos. Eine ereignisreiche Suche nach Leiche und Mörder mit Lokalkolorit beginnt, wobei der Leser erfährt, dass der Schein Einzelner trügen kann und nach unermesslichem Hass, die bittere Rache folgt.
In seinen Krimi-Stoff lässt Schröfl hässliche Details aus dem Balkankrieg einfließen und macht viele sozialkritische »Nebenschauplätze« auf. Der zum Teil bitter-herbe Beigeschmack der Story verleiht seinem fünften Bier-Krimi genau die Tiefe, die auch ein schaumiges Bierkrönchen nicht zu kaschieren imstande ist.
Die Leseglück-Gäste spendeten nach gut 90-minütiger Lesung kräftig Applaus und traten spritzig-witzig unterhalten, aber nüchtern den Heimweg an.
Kirsten Benekam