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Dr. Sarah Straub bei ihrer Lesung mit Musik im Kulturforum Klosterkirche. (Foto: Giesen)

»Wie meine Großmutter ihr ICH verlor«

Bei einer berührenden, lebendig-authentischen Lesung stellte die promovierte Diplom-Psychologin Sarah Straub ihr Buch »Als meine Großmutter ihr ICH verlor« im gut besuchten Kulturforum Klosterkirche in Traunstein vor.

Schon vor der Lesung konnte sich der Bücherstand der Buchhandlung Stifel über Buchverkäufe freuen, nach der Lesung ging wohl kaum mehr einer ohne das Buch hinaus. Die Autorin, die als wissenschaftliche Angestellte am Universitätsklinikum Ulm arbeitet, wo sie auch eine »Gedächtnissprechstunde« leitet, hält regelmäßig Vorträge über »Frontotemporale Demenz«, um in der Bevölkerung das Verständnis und das Wissen über die sich immer weiter ausbreitende Krankheit Demenz zu verbreiten.

Ausgehend vom Schicksal ihrer Oma, deren Demenz sich sehr schnell durch einen Sturz von der Treppe verschlimmerte, begann sich die Autorin mit der Krankheit und deren unzähligen, individuell immer verschiedenen Formen zu beschäftigen. Ursprünglich wollte Sarah Straub Musikerin und Sängerin werden, was sie neben ihrer therapeutischen und wissenschaftlichen Tätigkeit auch leidenschaftlich gerne tut.

Auch ihre Musik konnten die Besucher des Vortrags bewundern, gab sie doch zwischendurch, zum Thema passend, immer wieder selbst komponierte Lieder zum Besten, bei denen sie sich selbst am Klavier begleitete. Auch Lieder von Konstantin Wecker waren dabei, denn sie arbeitet seit einigen Jahren eng mit dem berühmten Liedermacher zusammen, veröffentlichte ihre letzten beiden Alben in Zusammenarbeit mit ihm und konnte auch ihn dazu bewegen, sich näher mit dem Thema Demenz zu befassen und sein Publikum dafür zu sensibilisieren.

Teils in ihrem schwäbischen Dialekt und sehr abwechslungsreich gestaltete Sarah Straub die Veranstaltung in der Klosterkirche. Was früher oft hieß, sie oder er »ist halt a bisserl verkalkt« und das sei »normal« in höherem Alter, werde bis heute oft nicht rechtzeitig als beginnende Demenz diagnostiziert. Sie warb dafür, bei Verdacht auf Demenz sich nicht nur vom Hausarzt, sondern einem Facharzt (Neurologe oder Psychiater) untersuchen zu lassen, denn – rechtzeitig erkannt – könne man zwar nicht heilen, aber doch noch viel tun und das Fortschreiten der Krankheit hinauszögern.

Der richtige Zeitpunkt, um zum Arzt zu gehen, sei, wenn routinierte Tagesabläufe nicht mehr richtig funktionieren. Wichtig sei es, nach erfolgter Diagnose darüber zu sprechen, sowohl in der Familie als auch mit Freunden, und die Scham abzulegen. Falls nach ausgiebiger Untersuchung die Diagnose Demenz (nicht das gleiche wie Alzheimer!) gestellt werde, müssten sich Betroffene wie Angehörige Zeit lassen, das zu verdauen und sich vor allem rechtzeitig Hilfe und Beratung holen. Demenz sei keinesfalls das Ende des Lebens, betonte Straub. Es gebe noch viele Möglichkeiten, gemeinsam und auch allein das Leben zu genießen.

Christiane Giesen

»Wie meine Großmutter ihr ICH verlor«, Demenz – Hilfreiches und Wissenswertes für Angehörige, von Dr. Sarah Straub, 256 Seiten, Kösel Verlag, ISBN 978-3-466-34772-8

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