Bildtext einblenden
Der Schauspieler und Musiker August Zirner (links, Querflöte) präsentierte zusammen mit Sven Faller (Kontrabass) und Philipp Stauber (Gitarre) die musikalische Lesung »Jazzstories« im Traunreuter k1. (Foto: Marietta Heel)

Wie eine Taxifahrt durchs nächtliche New York

Viele kennen und schätzen den 1956 in Urbana (Illinois) geborenen Schauspieler August Zirner als Burgschauspieler, Mitglied der Münchner Kammerspiele und hervorragenden Darsteller in über 120 Filmproduktionen. Weitaus weniger bekannt ist, dass der in den USA aufgewachsene Zirner sich auch intensiv der Musik widmet – sein Instrument ist die Querflöte – und eine besondere Leidenschaft für Jazz, Rockmusik und J. S. Bach hegt.


Im Rahmen des Literaturfestivals »Leseglück« war er nun zu Gast im voll besetzten Saal des Traunreuter k1, wo er zusammen mit Sven Faller (Kontrabass) und Philipp Stauber (Gitarre) die musikalische Lesung »Jazzstories« präsentierte. Eine illustre Runde, denn Faller und Stauber sind nicht nur erstklassige Instrumentalisten, sondern auch sehr erfolgreich als Komponisten, Bandleader und Produzenten tätig, etwa im Verbund mit der Jazzsängerin Stefanie Boltz, die erst vor kurzem auch im k1 einen Auftritt hatte.

Von Stauber als »Musiker, der gelegentlich als Hobbyschauspieler auftritt« vorgestellt, las Zirner zunächst einige Passagen aus dem zufällig entdeckten Tagebuch des Musikers Barney Hines vor. Der hatte mit allen Jazzgrößen von Mingus bis Monk gespielt, aber immer in der zweiten Reihe und deswegen sein Geld als Taxifahrer verdient. Einmal auch mit Zirner als Fahrgast, so die Pointe. Eine andere Geschichte betraf einen zwielichtigen Mann, den Hines zum Riverside Drive 111 (Duke Ellingtons Wohnsitz in New York) chauffieren sollte.

Zwischendurch brachten die drei mit »Don't Get Around Much Anymore«, »Caravan« und »In A Sentimental Mood« ein paar der berühmtesten Stücke von Ellington zu Gehör, findig arrangiert und unwiderstehlich interpretiert. Anschließend kam Faller zu Wort, den mit Zirner nicht nur die Liebe zur Musik verbindet, sondern auch eine biografische Analogie. Denn während der junge Amerikaner – dessen jüdische Eltern vor den Nazis in die USA geflüchtet waren – vor dem Vietnamkrieg nach Österreich floh und dort eine Karriere als Schauspieler begann, zog es Faller zum Jazz-Studium nach New York, wo er dann auch einige Jahre verbrachte und mit vielen Stars der Szene spielte.

Nachdem er sehr anschaulich seine ersten Eindrücke von New York geschildert hatte, kam Faller auf den Komponisten, Pianisten und Bandleader Thelonious Monk zu sprechen, einer der faszinierendsten und rätselhaftsten Figuren des Jazz. Von ihm spielten sie die Stücke »Well, You Needn't« und »Round Midnight«

Nach der Pause stand mit »Blackbird« und »Come Together« eine kleine Hommage an die Beatles auf dem Programm, zu der Philipp Stauber aus der von David Foenkinos verfassten Romanbiografie »Lennon« einige Passagen vorlas. Darunter auch John Lennons (fiktive) Überlegungen, ob er den talentierten, aber möglicherweise zu jungenhaft aussehenden Paul McCartney in die Band aufnehmen sollte: »Look oder Sound?«, das war hier die Frage.

Mit dem »Watermelon Man« von Herbie Hancock und dem »Girl From Ipanema« (A. C. Jobim) neigte sich der Auftritt dieser neuen Supergroup des Jazz schließlich dem Ende zu. Als fulminante Zugabe in Traunreut ließen die drei Ausnahmemusiker dann noch den »Locomotive Breath« (Jethro Tull) erklingen.

Wolfgang Schweiger

Mehr aus Kultur aus der Region