Entsprechend kurzweilig, treffend und pointiert fiel auch seine Rückschau aus, in der er so manches fast schon wieder Vergessene aus der Versenkung holte und genüsslich »wiederaufbereitete«. So nahm er gleich zu Beginn die Wulff-Affäre aufs Korn und rief mit Blick auf den ominösen Anruf des Bundespräsidenten beim Bild-Chefredakteur aus: »Wie dumm kann jemand sein, der der Bild-Zeitung den Krieg erklärt?« Unterstützung hingegen erfuhr Ilse Aigner und ihr Krisen-Management beim Müller-Brot-Skandal, denn »dass der Genuss von Mäusen ungesund sei, müsse erstmal bewiesen werden!« Ähnlich locker sah er auch die zum wiederholten Mal verschobene Eröffnung des neuen Berliner Flughafens, schließlich »werde dadurch die Vorfreude verlängert.«
Beruhigend auch seine Antwort auf die Frage: »Zu was braucht Bayern einen Europaminister?« – Ganz einfach: »Damit die Franken einen Minister stellen können.« Apropos Europäische Union. Zum Friedensnobelpreis für die EU fiel dem Kabarettisten ein, dass dieser Preis normalerweise Leuten verliehen werde, die im Knast sitzen. In diesem Fall wohl im Knast der eigenen Schulden!
Von bestechender Logik auch seine Anmerkungen zum krisengeschüttelten Griechenland, das seine Rüstungseinkäufe (auf Pump) bitter nötig habe, um seiner Rolle als führende U-Boot-Nation im Mittelmehr gerecht zu werden.
Viel Lob dagegen für Günther Grass, der mit seinem Gedicht »Was gesagt werden muss« glatt den Dritten Weltkrieg verhindert habe. Und Lob auch für die vielen Spezialisten, die den Ötzi nun endgültig zu Tode untersucht hätten und deren Fazit lautete: der Mann konnte von Glück sagen, dass er umgebracht wurde, habe er doch an unzähligen Krankheiten gelitten, die ihm ein elendes Ende bereitet hätten.
Spannend auch sein Kommentar zur unseligen Beschneidungs-Debatte, wobei er, geplagt von seiner evangelisch geprägten Erziehung, kein gutes Haar an Luther ließ, der nach heutigen Maßstäben völlig untragbar wäre. Und wie er zuletzt den Wegfall der Praxisgebühr und die Einführung des Betreuungsgeldes als Weihnachtsgeschichte präsentierte, auch nicht von schlechten Eltern. Sportliche Ereignisse spielten dagegen kaum eine Rolle in seiner Rückschau, lediglich der Fußball kam anhand eines fiktiven Gesprächs zwischen dem Bundestrainer und Spielern wie Lahm und Podolski vor.
Freuen wir uns also auf ein Wiedersehen mit Holger Paetz, der am 11. April 2013 wieder im NUTS auftreten wird, und dann hoffentlich vor ein paar Besuchern mehr. Wolfgang Schweiger