Egal ob die Oma damals am frühen Morgen des heiligen Abends mit einem Bussi daher kam, welches sich von einem »Bissen« nicht unterschied, auch egal, dass es an jenem Morgen immer die gehassten Weißwürste gab – dem nicht genug, dazu wurde dem heranwachsenden Altinger stets immer diese gelbe Limo gereicht. Da lobt sich der Altinger dann doch die guten alten bairischen Bräuche, Halloween zum Beispiel, bei dem so schön gefragt wird »süß oder sauer« und die Antwort stets heißt: »Was soll der Schmarrn, schleichts Euch«.
Ja, immer diese Rituale, auch das abendliche Dinner mutiert zu einem Überlebenskampf, denn neuerdings gibt es immer diesen heißen Stein – dabei will der Bayer doch gerne wissen, wann das Essen zu Ende ist. Beim heißen Stein wandelt sich die Nahrungsaufnahme. Man isst nicht, bis man satt ist, sondern bis man gewonnen hat. Bei den Altingers heißt dann die freie Übersetzung von »heut ham mers uns guad gehn lassen« sinngemäß »Herrschaft, hab ich speibn müssen«.
Michael Altinger läuft zu Hochform auf, schnabuliert, fabuliert und besingt gelegentlich auch (sogar sehr gekonnt) mit lautmalerischen Texten den Sinn und Unsinn dieses Festes, um kurz darauf wieder weiter zu kalauern. Die »heilige Show« geht ihren Gang, zwischendrin dürfen wir an der Geburt von Altingers neuestem Kind teilhaben, erfahren einiges über die Niederkunft der Jungfrau Maria und ärgern uns mit Altinger gemeinsam, dass damals keine Genanalyse gemacht wurde, weil dann hätten wir gleich gewusst, wer der heilige Geist ist.
Das Programm ist durchdacht, sehr pointiert, Altinger über jeden Zweifel erhaben, man möchte fast annehmen, er zieht den weihnachtlichen Wahnsinn nunmehr schon seit seinem ersten Lebensjahr durch, so treffsicher sind seine spitzen Pfeile, die er abfeuert. Als er um die Zugabe gebeten wird, lässt er sich nicht lang bitten, im Gegenteil verrät er augenzwinkernd »es war eh noch nicht aus«. Gibt ein grausames Lied von ganz viel »Gaudi« zum besten, um sich dann »frohe Weihnachten« wünschend endgültig zu verabschieden.
Man darf sich auf Weihnachten 2015 freuen, wenn es wieder heißt: »Meine Heilige Familie«. Udo Kewitsch