Das galt zumindest schon mal für die Buchvorstellungen von Tobias Mengedoht (wie immer fachlich breit aufgestellt), Roswitha Dotzler (besonders humorvoll), Ingrid Gut (äußerst präzise), Gabriele Allekotte (wie immer etwas esoterisch angehaucht), Susanne Barten-Renner (wie immer auf den Punkt kommend), Michaela Winkler (exklusiv) und Heidi Haunerdinger (warmherzig). Die Buchvorstellungen ihrer ganz persönlichen Favoriten wirkten stets authentisch und überzeugend.
Neugier weckte z. B. Tobias Mengedohts Einführung mit Christoph Ransmayrs »Atlas eines ängstlichen Mannes« (S. Fischer), der 70 Reisegeschichten von Menschen und Landschaften beinhaltet. Ein ideales Buchgeschenk für jemanden, der schon alles hat. Oder sollte man lieber zusammen mit Hans Kammerlander die »Seven Second Summits« (Malik) besteigen? Wobei die Betonung auf »Second« liegt und man zunächst die Überlegung anstellt, welche zweithöchsten Berge es überhaupt gibt.
Oder verweilen wir lieber auf dem Boden historischer Tatsachen, zusammen etwa mit Julie Otsukas »Wovon wir träumten« (mare), das die Einreise nach Amerika und die Vermählung japanischer Frauen, sogenannter picture brides, mit bereits dort lebenden japanischen Männern um die Wende des 20. Jahrhunderts schildert. Es bekam bereits den PEN/Faulkner Award 2012. Ebenfalls ein Japan betreffender historischer Roman ist David Mitchells«Die tausend Herbste des Jacob de Zoet« (Rowohlt), in dem sehr poetisch und doch auch oft abenteuerlich das Schicksal einer kleinen Insel, Dejima, vor Nagasaki im Jahre 1799 beschrieben wird. David Mitchell gilt als herausragender Geschichtenerzähler und ist im Moment mit seinem »Wolkenatlas« in aller Munde.
Ebenfalls in die Ferne, nämlich nach Los Angeles, führt uns Hector Tobars »In den Häusern der Barbaren« (Piper). Der Autor, der bereits mit Charles Dickens und Tom Wolfe verglichen wird, charakterisiert hier das Schicksal eingewanderter Latino-Amerikaner, in diesem Fall das des mexikanischen Hausmädchens Aracelli, das sich trotz aller Widrigkeiten nicht verbiegen lässt und ihrer Werte-Welt mutig treu bleibt.
Wer es heiter liebt, ist zweifellos mit David Safiers »Muh« (Kindler), der die Welt aus dem Blickwinkel der Kühe betrachtet, oder mit Michael Frayns köstlicher Verwechslungskomödie »Willkommen auf Skios« (Hanser) bestens aufgehoben.
Viel Spaß bereitete den Zuhörern der ganz persönliche Lektürekampf von Roswitha Dotzler mit Anthony McCartens »Ganz normale Helden« (Fortsetzung von »Superhero«, Diogenes), der den Leser in die virtuelle Welt des Internets entführt. Erst der Schluss versöhnte sie, meinte Roswitha Dotzler, weswegen sie das Buch überhaupt vorgestellt habe. Ganz schön mutig, mal so ehrlich eine Lektüre zu empfehlen, die auf diese Weise neugierig macht. Das mag auch für Gabriele Allekottes Empfehlung »Shades of Grey« (Goldmann), Band 1 bis 3, von E. L. James gelten, ein Sado-Maso-Roman, der ohnehin international die Bestsellerlisten anführt und offenbar einen Nerv, wenn auch oft gemischter Gefühle, getroffen hat.
Manchem ist da ein handfester Krimi mit besonderer Kulisse willkommener: etwa Manfred Baumanns »Zauberflötenrache« (Gmeiner) – ein Salzburg-Krimi (der dritte übrigens), der wieder zur Zeit der Salzburger Festspiele angesiedelt ist.
So gelang zum Schluss Tobias Mengedoht der kleine Sprung zurück in unsere Gefilde, nämlich mit der Empfehlung des neuen Hausbuchs für den Chiemgau und Rupertiwinkel 2013 (Plenk), in dem Autoren wie Hans Helmberger und Willi Schwenkmeier u. a. neue historische Themen, unsere Heimat betreffend, dank sorgfältiger Recherche aufarbeiten. Faszinierend auch »Über Traunstein – Luftaufnahmen aus den Jahren 1913 bis 2012«, deren Vogelperspektive uns ganz neue Blickwinkel eröffnet. Susanne Langer