Vor die Pause hatten die Künstler Jugendwerke von Debussy und Bernstein gesetzt. Sein Trio für Kavier, Violine und Violoncello G-Dur hatte der 18-jährige Claude Debussy 1880 seinem Lehrer Émile Durand gewidmet; er war damals als Klavierlehrer bei Madam von Meck in Fiesole tätig. Das Klaviertrio war lange Zeit verschollen und wurde erst 1986 veröffentlicht. Der erste Satz schmeichelte sich mit einer klaren Melodie ein und wurde dicht gewebt und eng strömend durchgeführt, der zweite bot ein Scherzo-Intermezzo im 4/4tel-Takt mit faszinierenden Pizzikato-Passagen, der dritte ein elegisches Andante in reicher Harmonik. Der Schlusssatz kam aus tiefem Gefühl mit starker Ausdruckskraft und gipfelte nach einer furiosen Entwicklung in strahlendem Dur.
19 Jahre alt war Leonard Bernstein, als er 1937 während seines Studiums an der Harvard University sein Klaviertrio komponierte. Bereits hier zeigte der musikalische Filou die Mischung aus Klassik, Folklore und Jazz, die ihn später so populär machen sollte. Mit gefälligen Wendungen eröffnete der Kopfsatz, stellte dann aber mit sich jagenden Fugati und Gefühlseruptionen enorme Ansprüche an das technische Können der Musiker.
»Tempo di marcia« begann als witziger Pizzikato-Marsch, auch auf dem Flügel nur eben so hingetupft, rhythmisierte sich dann gewaltig (wie könnte es bei Lenny anders sein); einem weiteren Pizzikato-Anfall folgten verrückte Bogen-Attacken von Violine und Cello und ein gezupfter »Kurz-Schluss«. Das Finale lotete nach einer behutsamen Largo-Einleitung das Themenmaterial kompromisslos aus, spieltechnisch immens schwierig, und präsentierte rhythmische Vitalität voller Überraschungen und Hintergründigkeiten.
Catherine Klipfel zeichnete sich dabei als geschmeidige Tastenlöwin aus, war aber nie zu laut oder dominant-eigensinnig, sondern in häufigem Blick- und permanentem Seelenkontakt mit ihren ebenbürtigen Partnern. Das macht ja gerade den besonderen Reiz des Klaviertrios aus, dass an sich ungleiche Partner einen unglaublichen Klangreichtum entfalten können, wenn sie sich so konzentriert-entspannt aufeinander einlassen und abstimmen wie das Morgenstern Trio.
Aus dieser Einstellung heraus ereignete sich auch bei Ludwig van Beethovens Klaviertrio B-Dur op. 97 (1811) – »dem Erzherzog Rudolph von Österreich gewidmet« – erfülltes und beglückendes Musizieren in ausdrucksvoller Dynamik und Agogik. Kostbare Themenvorgaben das Klaviers eröffneten den 1. Satz und inspirierten zu einer breiten Ausarbeitung; das fröhlich gestimmte Scherzo enthielt eine eigenartig-interessante Kleinfuge. Im kantablen Variationensatz führten die drei Instrumente intensive Gespräche, gingen attacca in einen Finalsatz voller aufregender Einfälle über und vereinten sich zu einer stürmischen Schlusskadenz.
Die Musiker, weit davon entfernt, sich wichtig zu nehmen – sie nahmen die Musik ernst – waren nach dieser Interpretation glücklich; die Zuhörer waren hellauf begeistert und bekamen als Zugabe den 2. Satz »Pantoum« und den 4. Satz »Final« aus dem Klaviertrio von Maurice Ravel, »einem unserer Lieblingstrios«. Engelbert Kaiser