Hauptattraktion des Abends war neben dem Klavierquintett A-Dur op. 81 und dem »Zypressen-Streichquartett« Nr. XI von Antonin Dvorák die Uraufführung des Klavierquintetts »Witches & Brooms« (Hexen und Besen) von Thomas Hartmann.
Während der tschechische Tonschöpfer Dvorák (1841 bis 1904) mit seiner Musik längst den Sprung über ein Jahrhundert hinweg geschafft hat, seine Musik bis heute hoch im Kurs steht und viel gespielt wird, steht dem Chiemgauer Pianisten und Komponisten Thomas Hartmann noch einiges bevor: Gerade weil er in den vergangenen Jahren als Musiker und Komponist sehr produktiv war und wirklich Großes geleistet hat, scheint er den eigenen Anspruch immer höher zu schrauben, sich selbst zu immer erstaunlicheren Leistungen anzutreiben. Genau das ist der Stoff, aus dem gute Musiker gemacht sind.
Sein viersätziges Klavierquintett (Allegro, Presto, Adagio und Prestissimo), das sich in seinem Kompositionsstil schwer einem bestimmten Musikgenre zuordnen lässt, ist nicht schwer zu beschreiben: Man stelle sich Wind vor, der über Wasser sein temperamentvoll-bewegtes Unwesen treibt – mal furios, mal abflauend, der dann in Bäume fährt, Blätter aufwirbelt, einige davon abreißt und mitträgt, sie schweben lässt, bis schließlich eine wilde, aber sehr lustige Hexe kichernd ihren Besen besteigt und losfliegt.
Thomas Hartmanns jüngste Komposition gelang letztlich auch deshalb so, weil der Pianist in bester musikalischer Begleitung war: zwei Violinen (Alexander Krins und Anna-Lena Mayer), eine Bratsche (Felicia Graf) und ein Cello (Simon Nagl).
Wie Hartmann selbst in kurzer Erklärung vorausschickte, vereine er in diesem Werk genau das, was ihn als Musiker ausmache. Er habe sich in seinem Leben »durch die gesamte Musikgeschichte gehört«. Inspirationen aus Jazz, Klassik, Tango, Volksmusik, ja sogar Heavy-Metal verarbeite er polystilistisch zu Crossovermusik – kurz: »a wuids Durchanand«, so Hartmann.
Das Ergebnis: 35 Minuten höchst tempo- und variationsreiche, von vielen rhythmischen Wendungen durchzogene Musik, die tatsächlich klingt, wie ihr Titel verspricht. Unglaublich viele Noten, ein hexenmäßiger Hörgenuss für die k1-Gäste.
Den fünf Musikern wurde ein hohes Maß an Virtuosität und auch Experimentierfreude abverlangt, denn in den Pausen zwischen den Sätzen herrschte nicht etwa konzentrative Stille, sondern kreative Musikalität: Die Musiker waren hier dazu aufgefordert, wie im Jazz zu improvisieren, Musik aus sich heraus, im Zusammenspiel, entstehen zu lassen.
Die hingerissenen Konzertbesucher applaudierten zwischen den Sätzen und ließen auch innerhalb der Sätze in besonders ansprechenden Passagen Begeisterungsbekundungen laut werden.
So erinnerte diese Uraufführung an eine spannende (musikalische) Erzählung oder an Filmmusik und war, so frisch und exzellent auskomponiert, meisterhaftes Hexenwerk. Die Gäste im k1-Studio wurden des Klatschens und Füßestampfens nicht müde. Ganz klar: Das Publikum hoffte auf mehr. Mit Hartmanns »Paganini Variationen« wurde dieser Wunsch erfüllt und die Lust auf das nächste Konzert des »ensemble amphion« geweckt. Kirsten Benekam