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Vorzügliche Unterhaltung boten Christian Dozzler (links) und Michael van Merwyk. (Foto: Strasser)

Vier Meter Blues in Staudach

Der gebürtige Wiener Christian Dozzler mit einer Körperlänge von zwei Metern und der aus Westfalen stammende Michael van Merwyk, ebenfalls ein gestandenes Zwei-Meter-Mannsbild, zusammen also vier Meter Blues, standen zum ersten Mal gemeinsam auf der Staudacher Musikbühne.


Dozzler, der bereits in den Jahren 1997 mit seiner damaligen Band »The Blues Wave«, 1999 und 2004 als Solokünstler zu Gast auf der Staudacher Musikbühne gewesen war und seit geraumer Zeit in den USA lebt, lernte dort den deutschen Blues-Gitarristen und Sänger Michael van Merwyk kennen, mit dem er gemeinsam eine CD produzierte. Der Erfolg bestätigte ihren Wunsch, zusammen eine Europatournee zu starten; das einzige Konzert in Süddeutschland gab das Duo in Staudach.

Mit trockenem Humor moderierte Michael van Merwyk Sätze wie »und damit ihr so früh am Abend nicht in Wallung geratet, spielen wir jetzt ein schottisches Volkslied«: ein ruhiger Blues mit getragener Melodie und dem Titel »Over the Hill«. Virtuos zupfte van Merwyk seine Akustikgitarre oder zog ellenlange Slides über seine spezielle, australische Hawaii-Gitarre mit Hohlhals, während Dozzler unablässig seine zehn Finger voller Schwung oder einfach gefühlvoll über die Tasten des Hohner-Pianos gleiten ließ.

Im zweiten Set wechselte Dozzler häufiger vom Klavier zu einer Bluesharp aus seiner reichhaltigen Sammlung von Mundharmonikas und bewies auch damit, dass er diesem zwischen seinen Händen versteckten Musikinstrument perfekte Töne entlocken konnte. Der »Mystery Train«, ein Lied, bei dem Christian Dozzler mit seiner Harp einen fahrenden Zug imitierte und das Michael van Merwyk kurzerhand in »Staudach Express« umtitulierte, wurde von den Zuhörern mit lautstarkem Beifall quittiert.

Die »Zwei-Mann-Boy-Group«, wie sie sich scherzhaft selbst nannten, zeigte eindrucksvoll, wie ein Blues- und Boogie-Konzert auch ohne großen technischen Aufwand und überdimensionaler Verstärker- und Lautsprecheranlage ein aufmerksames, wenn auch überschaubares Publikum begeistern kann. Für zwei Zugaben ließen sich die beiden Künstler daher auch nicht lange bitten und erhielten für drei vorzügliche Stunden Unterhaltung auch den verdienten Applaus. Reiner Strasser

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