Nichts für Musikpuristen, aber ein großes musikalisches und unterhaltsam witziges Erlebnis war das großartige Konzert der Cellisten der Bayerischen Staatsoper im Heftersaal in Grassau, organisiert von der Sawallisch Stiftung.
Ungewöhnlich kombiniert waren die Cellisten mit Christoph Well, bekannt als Stofferl Well, einem begnadeten Bläser, Kabarettisten und Urbayer, der nicht nur ein Virtuose auf Trompete, Ziach, Dudelsack und sogar Alphorn ist, sondern das Publikum mehrmals zu Lachsalven hinriss. Eine Cellistin und sieben Cellisten der Staatsoper in München hätten es auch ohne den renommierten Solisten geschafft, eine abwechslungsreiche, musikalisch wunderbare Matinee im Grassauer Heftersaal zu gestalten, so unglaublich vielseitig kann das Violoncello sein – wie ein komplettes Orchester.
Das bunte Programm begann mit der Ouvertüre zu Gioachino Rossinis letzter großer Oper »Guillaume Tell« (Wilhelm Tell), 1829 nach dem Schauspiel von Friedrich Schiller komponiert. Danach stellte Christoph Well in gereimten baierischen Gstanzln das weitere Programm und die höchst renommierten Interpreten aus ganz Deutschland bis nach Basel vor.
Nach Rossinis Ouvertüre folgten zwei Sätze der Holberg-Suite von Edvard Grieg, die langsam getragene Sarabande und die schnelle, furios gespielte Gavotte. Dann – wieder etwas zum Lachen: die von Christoph Well, Jahrgang 1959, selbst komponierte »Feuerwehrmusik«. Sie ist angelehnt an Händels berühmte »Feuerwerksmusik«, mit Well perfekt auf der Piccolo-Trompete gespielt und einer bayrisch gereimten Persiflage auf die in Bayern beliebten, pompösen Festakte, hier der Einweihung eines neuen Feuerwehrhauses mit sämtlichen »prominenten Größen« von Kommandant über Pfarrer bis Bürgermeister und Landrat… – ein wahrlich opulentes Ritual.
Danach wurde es wieder ernst und musikalisch mit der wunderschön ruhigen Elegie der Cellisten von Franz Lachner und anschließend Georges Bizets Carmen Suite mit den bekanntesten Melodien aus seiner Oper »Carmen« – man kann sich den Jubel im Saal nach der virtuosen Darbietung aller Interpreten gut vorstellen.
Nach Jules Massenets »Meditation in Thais« folgte das »Gstanzl-Quintett« von Stofferl Well, bei dem er höchst aktuell die derzeitige politische Lage in Deutschland nach der Wahl aufs Korn nahm und der »bis heute nicht geklärten Frage« nachging, ob Rottau zu Aschau oder Aschau zu Rottau gehört. Den Abschluss des offiziellen Programms bildete die furiose »Fuga y misterio« (Fuge und Geheimnis) des vor allem für seine argentinischen Tangos berühmten Astor Piazzolla. Dem nicht enden wollenden Applaus folgten zwei gut geprobte Zugaben, bei denen Christoph Well sogar als perfekter Alphornbläser auftrat. Allerdings war die Bühne zu kurz, sodass Paul Bischof, Vorstand der Sawallisch Stiftung, als Träger des Alphorns mithelfen musste. »Mein Superspreader«, meinte Well, der aber sogleich beruhigte, er sei mindestens schon dreimal geimpft. Auch beim Einlass war die 3G-Regel akribisch von allen Zuschauern überprüft worden.
Fazit: ein höchst erfreulicher musikalischer Vormittag, der bei den Konzerten der Sawallisch Stiftung hoffentlich nicht der letzte war.
Christiane Giesen