Die Komponistin und Geigerin Martina Eisenreich und die Interessengemeinschaft Jazz Burghausen e.V. haben den Oberbayerischen Kulturpreis 2022 erhalten.
Die höchste Auszeichnung, die der Bezirk Oberbayern in der Kultur vergibt, überreichte Bezirkstagspräsident Josef Mederer im Rahmen einer Feierstunde im Festsaal in Kloster Seeon. Zahlreiche geladene Gäste, darunter auch viele Bezirksrätinnen und Räte sowie Vertreter der Kultur der Kommunalpolitik, nahmen an der Verleihung teil. Der Bezirk Oberbayern vergibt den mit jeweils 5000 Euro dotierten Preis seit 1980 jährlich an zwei Persönlichkeiten, die sich um die Kultur in Oberbayern verdient gemacht haben. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Duo Verena Richter.
Bezirkstagspräsident Josef Mederer würdigte Martina Eisenreich und die Interessengemeinschaft Jazz Burghausen. Beide hätten sich auf hohem Niveau mit ihrem vielfältigen Schaffen um die Kultur weit über Oberbayerns Grenzen hinaus verdient gemacht. Lobend erwähnte er auch, dass beide Preisträger auch den Nachwuchs auf seinem künstlerischen Weg unterstützten.
Martina Eisenreich, geboren 1981 in Erding, hat sich vor allem als Komponistin von Filmmusik einen Namen gemacht. Bereits im Alter von 15 Jahren wurde sie als Jungstudentin für Klassische Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in München aufgenommen. Sie studierte dort später Komposition für Film und Fernsehen sowie an der Filmakademie Baden-Württemberg Filmmusik und Sounddesign. 2006 schuf sie die Musik für den Kinderfilm »Mondmann«, die heute wie andere ihrer sinfonischen Werke auch von Orchestern als Konzertmusik aufgeführt werden. 2007 startete mit »Reine Geschmackssache« der erste Kinofilm mit ihrer Musik. Auch zu einigen Fernsehkrimis schrieb sie den Soundtrack – beispielsweise für den Tatort »Waldlust« des Südwestrundfunks, für den sie 2018 den Deutschen Filmmusikpreis (Beste Musik im Film) erhielt. Eisenreich komponierte zudem die Musik für zahlreiche Hörspiele – darunter die NDR-Produktionen »Tannöd« und »Stiller« – sowie für Theaterproduktionen. Auch auf der Bühne kann Eisenreich große Erfolge feiern. Als Geigerin spielt sie mit ihren beiden Ensembles: dem »Trio Lauschgold« und dem »Martina Eisenreich Quartett«. Zusammen mit ihrem Mann, dem Schlagzeuger Wolfgang Lohmeier, brachte sie mehrere Alben und Konzertprogramme heraus. Eisenreich unterrichtet an der Münchner Filmhochschule und widmet sich seit einigen Jahren auch der Orchesterarbeit und dem Dirigieren.
Martina Eisenreich sei eine herausragende, unvergleichliche Musikerin und Dirigentin, so Münchens Altoberbürgermeister Christian Ude in seiner Laudatio. Sie habe bewiesen, dass höchste Kulturleistungen auch aus kleineren Städten hervorgehen und Frauen auch hervorragend komponieren und dirigieren können, auch wenn es die Männerwelt befremdlich lange für unmöglich gehalten habe. Ganz aktuell verriet Ude, dass Martina Eisenreich für den deutschen Filmmusikpreis nominiert worden sei.
»Der Preis trifft mich im Herzen«, sagte Martina Eisenreich. Die Auszeichnung bedeute ihr deshalb sehr viel, weil sie aus ihrer Heimat komme.
Die »Interessengemeinschaft Jazz Burghausen« (IG Jazz) veranstaltet seit einem halben Jahrhundert Konzerte und Festivals rund um das Thema Jazz. Gegründet wurde sie 1971 als Verein von Helmut Viertl zusammen mit dem Münchner Saxophonisten Joe Viera. Beide hatten bereits ein Jahr zuvor die Internationale Jazzwoche Burghausen ins Leben gerufen. Das Festival entwickelte sich dank der Auftritte bekannter deutscher Jazzmusikerinnen und -musiker bald auch zu einem Ort für internationale Jazzgrößen wie Ella Fitzgerald, Count Basie, Michel Petrucciani, Albert Mangelsdorff und Chet Baker.
Seit 1982 hat das Festival mit der Wackerhalle einen festen Spielort für große Konzerte. Das Zusammenspiel mit den vielen kleineren Locations für Jazznights und Jam-Sessions macht den besonderen Charme der Jazzwoche aus.
Joe Viera, der das Festival musikalisch leitet, gründete 1972 das Studienzentrum für zeitgenössische Musik, das hochrangig besetzte Jazzkurse anbietet und über einen Förderverein Stipendien vergibt. Seit 2009 verleiht die IG Jazz den renommierten »Europäischen Burghauser Nachwuchs-Jazzpreis«. Darüber hinaus ermöglicht sie Newcomern beim »Next Generation Day« einen Auftritt auf der Internationalen Jazzwoche.
Ein weiteres Aushängeschild der IG Jazz ist die seit fast 50 Jahren bestehende Big Band, in der die arriviertesten Jazzmusikerinnen und -musiker der Region mitwirken. Die Leitung der IG Jazz liegt in den Händen von Herbert Rißel, der das Amt 2004 nach dem Tod von Herbert Hebertinger übernommen hat. Joe Viera ist bis heute als lebende Jazzlegende musikalischer Vordenker der IG Jazz.
In seiner Laudatio würdigte Hans Steindl, Altbürgermeister der Stadt Burghausen, die Interessengemeinschaft Jazz als eine Familiengemeinschaft, die vieles selber mache, vom Bühnenaufbau bis zum Abholen der Künstler. »Die IG Jazz hat Burghausen zum Mekka des Jazz in der bayerischen Provinz entwickelt.«
Herbert Rißel, der die Auszeichnung entgegennahm, betonte, dass es ohne Engagement seiner Mitstreiter nicht möglich gewesen sei, die IG zum Laufen zu bringen.
ga