Der rumänische Klarinettist Marius Birtea, die französische Cellistin Madeleine Douçot und die ungarische Pianistin Emese Badi haben in Salzburg 2017 das »Trio Tempora« gegründet.
Ihre Ausbildung absolvierten sie jeweils bei ihren Dozenten Clemens Hagen, Alois Brandhofer, Imre Rohmann und Cordelia Höfer-Teutsch. Aus ihrer gemeinsamen Liebe zur Kammermusik vereinten sich die drei Solisten zu einem besonderen Ensemble. Ein Trio aus Klarinette, Cello und Klavier ist eine seltener anzutreffende Formation. Die drei jungen Musiker gaben dem klanglichen Reiz dieser Kombination überzeugenden Ausdruck und erwiesen sich als wunderbare Nachwuchsbegabungen von großem Format.
Unter dem Motto »Der Dichter spricht« ließen sie die Komponisten musikalisch zu Wort kommen. Ludwig van Beethovens Klarinettentrio Es-Dur, op. 38 machte den Anfang. Das sechsätzige Stück ging aus dem 1799 entstandenen Septett in Es-Dur op. 20 hervor. Beethoven selbst arrangierte es kurz nach Entstehen zum Trio.
Das Trio Tempora brachte mit spielerischer Verve den serenadenhaften Charakter und das melodische Fließen zum Funkeln. Volkstümliche Anklänge blitzten auf im Reichtum an variierenden Einfällen. Die Klarinette formte zauberhafte Kantilenen, grundiert vom dunkel schimmernden Cello. Die Pianistin reicherte mit flinken Läufen an und hatte zartsinnige Tonanschläge ebenso parat wie gewichtige Akkordik. Ein liebenswertes Werk voll melodischer Schönheit im fröhlich unbeschwerten Charakter.
Nach einer kurzen Pause folgte das Klarinettentrio d-Moll op.3 von Alexander Zemlinsky. Der Komponist zählt zu den Vorläufern der Wiener Schule, war aber ein großer Verehrer von Johannes Brahms. So mutet die Klangsprache seines Trios auch recht »brahmsisch« an. Es ist ein Werk voll dramatischer Kraft, reicher Dynamik mit imponierenden Steigerungen. Die drei Musiziernden legten sich mächtig ins Zeug, formten jede musikalische Phrase mit Inbrunst und pulsierender Bewegung. Dramatische Brisanz wechselte mit ausgefeilten Kantilenen, von der Klarinette klangsinnlich angeführt, sensibel mit dem Cello korrespondierend.
Die Pianistin beeindruckte durch ihren vielseitig differenzierten Anschlag, ihre technische Brillanz und akzentuierte Rhythmik sowie ihr Einfühlungsvermögen in die musikalische Gestik im Zusammenspiel. Im Andante wechselte der Klarinettist zur höheren Klarinette, im ersten und dritten Satz nützte er die tiefere Variante. Der Andante Satz zeigte sich als Gegenstück zum leidenschaftlichen Impetus, berührte durch empfindsame Stimmung in ruhigem Fließen. Zum Abschluss machte höchst wirkungsvoll das Fantasy Trio, op. 26 von Robert Muczynski aus dem Jahr 1969 einen weiteren blendenden Eindruck der künstlerischen Ernsthaftigkeit des musizierenden Künstlers. Der amerikanisch-polnische Komponist ist eine in Europa wenig bekannte Größe, zählt aber in USA, wo er lebte, als einer der renommiertesten Vertreter der Neoklassik.
Sein Trio verlangte den Interpreten einiges ab an Spieltechnik, Einsatzkraft und komplizierter Rhythmik. Es bestach durch eine Kombination besonderer Klangfarben in einer Fülle von Tonüberlagerungen. Die Stimmung konnte von melancholisch zu nervig aufgeregt wechseln. Bisweilen ragte das Klavier sozusagen als Oberstimme in hellerer Farbe heraus. Die drei jungen Musiker gaben dem Werk bewegende Intensität und hinterließen, bereits zum zweiten Mal in Traunstein, eine eindrückliche Visitenkarte ihres musikalischen Könnens. Bewundernder Applaus in der Klosterkirche war ihnen sicher. Elisabeth Aumiller