Für ihre herausragenden Verdienste um das Kulturleben in Traunstein erhielt Imke von Keisenberg im Dezember 2019 die Ehrenmedaille der Stadt Traunstein. Völlig unerwartet ist die 76-Jährige beinahe genau ein Jahr später nach kurzer, schwerer Krankheit in Traunstein verstorben. Sie hinterlässt als langjährige Intendantin der Traunsteiner Sommerkonzerte und zweite Vorsitzende der Kulturfördervereinigung ARTS eine große Lücke.
Nicht nur Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer ist erschüttert. »Unsere Stadt verliert mit ihr eine große Persönlichkeit, die sich um das kulturelle Leben, insbesondere die hochklassigen Traunsteiner Sommerkonzerte verdient gemacht hat«, so der OB in einer Stellungnahme.
Imke von Keisenberg übernahm im Jahr 2012 die künstlerische und organisatorische Leitung der Traunsteiner Sommerkonzerte, hatte sich aber schon lange vorher mit ihrer Vorgängerin Dorothee Ehrensberger große Verdienste um die Organisation der Kammermusik-Konzertreihe erworben, die seit 1980 jährlich im September Musikliebhaber aus ganz Deutschland anzieht. Frau von Keisenberg stellte jedes Jahr ein hochkarätiges Programm mit international bekannten Künstlern wie Aribert Reimann, Paul Gulda, Christine Schäfer oder Fazil Say zusam-men, um nur einige zu nennen. Auch im September 2020 – dem 40. Jubiläumsjahr der Sommerkonzerte – gelang ihr trotz der vielfachen Corona-Auflagen ein wunderbares Festival für viele Besucher in der frisch renovierten Traunsteiner Klosterkirche. Jedes der Konzerte wurde mehrfach aufgeführt, damit nicht zu viele Besucher das Kulturforum gleichzeitig betraten.
Imke von Keisenberg wurde am 5. Februar 1943 in Mühlhausen, Thüringen, geboren. Nach dem Abitur in Bad Godesberg bei Bonn absolvierte sie ein Studium zur Toningenieurin in Düssel-dorf und studierte anschließend Musikwissenschaften in Freiburg, unter anderem bei dem bekannten Professor für historische Musikwissenschaft, Hans Heinrich Eggebrecht (1919 bis 1999). Während des Studiums lernte sie ihren späteren Mann Jochen von Keisenberg kennen. Das Paar heiratete 1970 und bekam drei Kinder. Die Familie lebte zuerst in Düsseldorf und zog nach einem einjährigen Aufenthalt in Brüssel 1979 nach Trostberg, wo Imke von Keisenberg bald Dorothee Ehrensberger kennenlernte und sie bei ihrer Arbeit unterstützte.
Die Verstorbene hatte nicht nur die künstlerische Leitung des Traunsteiner Kammermusik-Festivals inne, sondern organisierte die genauen Abläufe mit einem Helferteam von Anfang bis Ende. Sie sprach mit Musikern und Agenturen und pflegte jahrelange freundschaftliche Beziehungen zu international herausragenden Künstlern. Die kamen auf diese Weise immer wieder sehr gerne nach Traunstein, sodass das Festival eine ganz besondere persönliche Atmosphäre ausstrahlte, die Künstler ebenso wie Besucher beglückte. Auch die umfangreiche Pressearbeit im Vorfeld übernahm Imke von Keisenberg so erfolgreich, dass es von fast allen Sommerkonzerten Live-Übertragungen und bundesweite Ausstrahlungen im Bayerischen Rundfunk und im Deutschlandfunk Kultur gab.
Zusammen mit der Kulturfördervereinigung ARTS, deren zweite Vorsitzende sie seit 2016 war, prägte Frau von Keisenberg das Kulturleben der Stadt entscheidend mit. So organisierte sie zusammen mit der langjährigen Vorsitzenden von ARTS, Sigrid Ackermann, einmal pro Monat das ARTS-Kino mit künstlerisch wertvollen, selten gespielten Filmen, die bald ein festes Fan-Publikum hatten. Sigrid Ackermann, die ebenso wie alle Freunde vom plötzlichen Tod überrascht wurden, berichtete, dass die Verstorbene bereits das gesamte Programm für die Sommerkonzerte 2021 organisiert hat.
In ihrer bescheidenen Art scheute Imke von Keisenberg das Rampenlicht für sich selbst. Auch bei der Verleihung der Ehrenmedaille der Stadt Traunstein wollte sie keine lange Laudatio in den Medien, wenn auch die Auszeichnungen und vielen Konzertbesucher sie mit Stolz und Freude erfüllten. Imke von Keisenberg hinterlässt ihren Mann Jochen, eine Tochter und zwei Söhne sowie ihre vierjährige Enkelin Pina, die sie in den letzten Jahren besonders ins Herz geschlossen hatte. Musikfreunde und viele Kulturschaffende sind Imke von Keisenberg sehr dankbar.
Die Region hat eine herausragende Persönlichkeit verloren. Christiane Giesen