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Isabel Benker (links) und Ulrike Ruf beseelten ihre Gäste mit ihrem Auftritt. (Foto: Sojer)

Sinnliches Kammerkonzert mit Flöte und Orgel

Einen kammermusikalischen Höhepunkt für Flöte und Orgel haben bei den »Musiktagen Waging« Isabel Benker und Ulrike Ruf präsentiert. Mit den Werken großer Komponisten balancierten die Künstlerinnen zwischen Querflöte und »Truhenorgel« auf einer Ausgewogenheit von sinnlich und feinfühlig interpretierten Klängen.


Flötistin Isabel Benker erzählte zu jedem Komponisten eine kurze Geschichte. Begonnen wurde mit den frühen Werken von Michel Blavet (1700 bis 1768) mit der Sonata IV aus op. 2 mit La Lumague, Allemanda, Siziliana, Presto und Le Lutin. »Blavet war sehr humorvoll, und schrieb als erster Komponist eine französische komische Oper« erklärte Isabel Benker. Michel Blavet brachte sich das Spielen auf fast jedem Instrument selbst bei, spezialisierte sich dann aber auf Fagott und Flöte. Blavet galt schon in den jungen Jahren als bester französischer Flötist, und einer der berühmtesten linksseitigen Spieler.

Mit etwas bewegterem Tempo ging es durch die Romanik: mit drei Sätzen – Nr. 1 Andantino, Nr. II Allegretto und Nr. V Allegro – aus »Cinq pièces brèves« op.  39 von Jules Mouquet (1867 bis 1946). Das Werk »Cinq pièces brèves« wurde im Jahre 1925 zum ersten Mal veröffentlicht.

Zum Gedenken an den 100. Todestag von Claude Debussy (1862 bis 1918) spielte Isabel Benker das Solostück »Syrinx« und erzählte die Geschichte aus der griechischen Mythologie: Die Nymphe Syrinx flüchtete vor dem liebestrunkenen Gott Pan. Sie kam an den Fluss Ladon, der so tief war, dass sie Pan nicht mehr entkommen konnte. Daraufhin flehte sie die Schutzgöttin Artemis an, sie in ein Schilfrohr zu verwandeln. Artemis tat ihr den Gefallen, und genau als Pan sie erwischte, hielt er nur ein Schilfrohr in den Händen. Um mit ihr vereint zu sein, schnitt er das Schilfrohr in sieben Teile und verband diese mit Wachs. Auf diese Weise entstand die Hirtenflöte.

Syrinx ist daher der griechische Name für die Panflöte. Diesen Namen trug Debussys Stück für Soloflöte allerdings nicht von Anfang an. Vorher hieß es »La flute de Pan«. Ursprünglich war es für ein Melodram mit dem Titel »Psyche« von Dramatiker Gabriel Mourey, bestimmt. Das Solostück für Flöte war die einzige Musik, die Debussy für »Psyche« komponiert hatte.

Ulrike Ruf spielte hinter der »Truhenorgel« ein Solostück von Carl Philipp Emanuel Bach (1714 bis 1788), während Isabel Benker die Klangregister an der Orgel zog. Mit der Sonate in B-Dur in drei Sätzen »Allegro«, »Arioso« und »Allegro«, war eine gewisse Lebhaftigkeit mit ausdrucksvoller Melodik zu verspüren.

Zum Abschluss gab es Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) mit der Sonate 1 nach der Triosonate für Orgel zu hören. Die Triosonaten gehören zu den ganz wenigen Orgelwerken Bachs, von denen es noch eigenhändige Niederschriften gibt.

Mit der Zugabe »Suite antique Prelude I« von John Rutter verabschiedeten sich die beiden Künstlerinnen von ihren Zuhörern. Beim Cookham-Festival 1979 ließ sich der Brite zu »Suite antique« inspirieren. Erst entstand eine Version für Flöte, Cembalo und Streicher, später arrangierte Rutter es für die Flöte und Keyboard. Die »Suite antique« war ein wunderbares Stück, bei dem die weiche und rührende Melodie den barocken Geist erweckt, mit einem zarten Hauch französischer Elegance. Brigitte Sojer

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