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Die Fotos von unserer Bilderleiste des »Loud«-Festivals in Siegsdorfer zeigen die Mustard Tubes (l.) und Christian Buchter von der Band Breakout. (Fotos: Kewitsch)
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Sechs Bands an einem Abend

»Loud« – der Name war Programm. Laut war es schon beim ersten Konzert-Festival für die Siegsdorfer Jugend im dortigen Festsaal. Aber das war weder anders gewollt, noch hätte es leise wirklich Spaß gemacht.


Sechs Bands an einem Abend, volles Programm, volles Rohr für die Facebook-Generation, derer viele kamen. Knapp 400 Gäste, junge, jugendliche und ein paar vereinzelte im mittleren Alter waren zugegen und genossen sowohl die jeweiligen Soundchecks (die Drummer gaben allesamt Vollgas) als auch die 30- bis 50-minütigen Konzerte der jungen, aufstrebenden Bands.

Den Abend eröffnete die Formation Strategy of Nothing (allererster Auftritt für Julian Schnell, Simon Plützer, Florian Kolb und Simon Weiß), gefolgt von Room 45 (Punkrock, Indie) und den Targets of Principal aus Traunstein (Debüt-Album »Amsterdam«). Satter Sound und große Spielfreude schon von Beginn an auf der Siegsdorfer Festbühne, die normalerweise beschaulichere und volkstümlichere Klänge gewohnt ist.In der zweiten Hälfte dann galt es für die drei Mannen der Band List, den Kessel weiter anzuheizen. Erik Mätze am Bass gab sich alle Mühe, das Klischee des stoischen Bassisten erfolgreich zu zerstören. Er rockte auf und ab, während der Mann am Mikro und mit der Gitarre, Felix Hofer, sich ebenfalls mächtig ins Zeug legte und besten Indie-Rock zelebrierte. Steter Nebel verdüsterte nicht die Stimmung, sondern war für die Finalisten des Newcomer Contests Bayern eher Ansporn, die durch den guten Sound verursachte Mystik aufrecht zu erhalten. Nach kurzer Umbaupause benötigte dann die Rock-Combo Breakout nur wenige Minuten, um Tempo aufzunehmen und an die »Vorgruppe« anzuknüpfen. Dominik Dell, jung und charismatisch, peitsche nach vorn, begleitet von Christian Buchöster (Bass) und Johannes Speckbacher (Gitarre) sowie Fabian Haubold, der seinem Namen an den Drums alle Ehre machte. Einen Kick melodischer als die Band List und insgesamt nachhaltiger, legte Breakout ein eindrucksvolles musikalische Zeugnis ab. Spielfreude, ein klarer Beat und der nach vorne ziehende Gesang wussten zu begeistern.

Last but not least, die Mustard Tubes, kein unbeschriebenes Blatt in der Chiemgauer Musikszene. »Tanzbarer Sound mit Ohrwurmcharakter« so die eigene Beschreibung der Jungs, die 2010 sogar schon den School Contest gewannen und 2011 den Wettbewerb »Newcomer Band« für sich entscheiden konnten. Auftritte in Amerika und jüngst in Belgrad brachten erste internationale Erfahrungen. Daniel Mügge am Mikro, kraftstrotzend und offensiv: ein Genuss für Auge und Ohr. Seine Freunde Emanuel Walter an der Gitarre und Tobias Rachl am Bass eine Bank ebenso wie Franz Mangs an den Drums, denen er kräftig und kompetent Leben einhauchte.

Das Publikum war angetan, wenngleich sich durch die Umbauten stete Wanderungen von einem Mobilfunkstandort zum anderen ergaben und der Saal dadurch fortwährend zwischen halb voll und voll wechselte, was aber weder der – trotz des kompletten Verzichts auf den Ausschank von alkoholischen Getränken an diesem Abend – guten Laune Abbruch tat noch der lockeren Festivalstimmung. Udo Kewitsch

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