Das C-Dur-Konzert ist überwiegend von anmutigem Charakter, ein paar kurz eingestreute Moll-Wendungen geben der heiteren Grundstimmung Tiefe. Thielemann führt das Stück über den Divertimento-Grundcharakter hinaus. Zügiges Musizieren mit den nötigen Ruhepunkten dazwischen gibt dem Werk eine gewisse Größendimension, die von heiterer Schwerelosigkeit überstrahlt ist.
Der Klavierpart ist ein dankbares Feld für den Pianisten, ihre Virtuosität mit Eleganz einzubringen. Trifonov spielt mit anmutiger Geläufigkeit, die im Anschlag und Klangergebnis flügelleicht federnd erscheint und bei aller Bravour »mozartisch graziös« wirkt. In seinen eigenen Kadenzen lebt er sich dann pianistisch stärker aus, schafft individuelle Eigenkreationen, die flüchtig Themen des Konzerts variierend miteinbeziehen. Ein spannender Dialog entwickelte sich zwischen Klavier und Bläsern und bereicherte die Klangstruktur. Die Dresdner Musiker spielten mit Transparenz und Sensibilität. Das Zuhören war ein Vergnügen.
Und nach der Pause fand das Hörvergnügen noch bedeutende Fortsetzung. Die Symphonie Nr. 4 Es-Dur, die sogenannte »Romantische« von Anton Bruckner, fand in der Ausdeutung von Thielemann mit seinem Orchester eine Wiedergabe von großer Klangästhetik in einem spannenden Miteinander von beeindruckender Kraft in strömendem Pulsieren. Eindringlich zu Beginn das Horn, das sogleich die wache Aufmerksamkeit des Zuhörers auf den Plan ruft. Es wird der Symphonie gerne ein programmatischer Hintergrund unterlegt von Waldromantik, Jagdszenen und diversen Naturschilderungen.
Deutlich romantische Klangwellen sprechen die Emotion an und die Klanglichkeit bewegt sich in ständigem Wechsel vom feinsten Pianissimo zum plötzlichen Vollklang. Der starke Kontrast dieser Dynamik fügt sich dennoch organisch zueinander und ist von großer Lebendigkeit. Das Pianissimo ist wieder hauchzart vom Feinsten. Die Hörner, solistisch und als Gruppe, sind stets aufs Neue vorrangig präsent, nehmen die Themen wieder auf.
Die übrigen Blechbläsergruppen sind ebenso klangbrillant durchgängig erneut gefordert. Leuchtend glänzen die Einwürfe der Soloflöte wie der Oboe und mehr integriert spinnen die Klarinetten und Fagotte ihre Linien dazu. Der leise Paukenwirbel ist so hauchdünn unterschwellig wahrnehmbar, wie man ihn äußerst selten so subtil hören kann. Es ist wie ein grummelndes Murmeln, das das gesamte Klingen fast samtig unterfüttert. Die Dynamik der Pauke, die im Gegenzug auch mit praller Wucht auftrumpfen kann, ist enorm in ihrer vielfältigen Differenzierung. Alle Instrumentengruppen sind präsent herausgeschält und doch stets Teil des großen Ganzen. Ruhige Linien kontrastieren heiter Bewegtes und auch melancholische Melodik kommt zu ihrem Recht. Mächtiges Auftrumpfen zum Ende hin, das dann strahlend fast unvermittelt ausklingt.
Große Begeisterung der gesamten Zuhörerschaft beim lautstarken Schlussapplaus. Das Konzert ist am Ostersonntag um 19 Uhr im Großen Festspielhaus nochmals zu hören. Elisabeth Aumiller