Im Rahmen der Mozartwoche im Kultur- und Bildungszentrum Kloster Seeon richtete das Trio Fortepiano seinen Fokus auf jene Zeit, in der auch die Familie Mozart ganze 18 Monate in London weilte. Am 24. April 1764 erreichten die Mozarts nach einem Frankreich-Aufenthalt London. Der kleine Wolfgang war gerade erst acht Jahre alt und wurde von Vater Leopold als »Wunder der Natur« angekündigt und vermarktet.
Auf historischen Instrumenten ließen Julia Huber (Violine), Anja Enderle (Violoncello) und Miriam Altmann (Hammerflügel) wunderbare Klaviertrio-Literatur im Festsaal erklingen, die mit zeitgenössischen Berichten, Briefen und Anekdoten verknüpft, einen Hauch jener Zeit aufleben ließ, die für Mozart prägend war. So war das erste Werk im Programm nicht von Mozart, sondern von einem seiner hoch geachteten Lehrer, dem jüngsten Bach-Sohn Johann Christian Bach, dem er in London begegnet war.
Die zweisätzige Sonta in C-Dur op. 15,1 markierte einen ganz bedeutenden Schritt auf dem Wege zur Gleichberechtigung der Streicher mit dem Tasteninstrument. Charaktervoll, ausdrucksstark, intensiv und emotional ansprechend interpretierte das Trio Fortepiano Bachs einfallreiche Komposition, welche Wegbereiter für Mozarts Sonate in F KV 13 war, die im Anschluss im Festsaal auf Begeisterung stieß. Die Tatsache, dass dieses Werk in der Londoner Zeit als Widmung an die musikliebende Königin Charlotte von einem erst achtjährigen Buben komponiert wurde, ist schwer zu glauben, aber wahr.
Als »Maßstab für gute Musik« bezeichneten Zeitgenossen die Werke des Bach-Kollegen und engen Freundes Carl Friedrich Abel. Grund genug für Mozart und Sohn, wo man doch in London weilte, dem Herrn einen Besuch abzustatten, denn schließlich studierte Wunderkind Mozart gerade Abels kompositorischen Satz. Die Gäste im Seeoner Festsaal bekamen mit Abels Sonata A-Dur op. 5,5 in den Sätzen Vivace und Allegro assai eine herrlich entspannte und unterhaltsame Kostprobe dessen, was Mozart damals inspiriert hatte und, wie man spürte, auch die drei jungen Musikerinnen bis heute noch begeistert.
Mit Mozarts Trio in G KV 564 – es war sein letztes Klaviertrio, 1788 in Wien komponiert, war dann der Zeitsprung der im Programm gespielten Werke doch beachtlich und wie die Konzertbesucher der Mozartwoche erfuhren, sei das Werk eher als »Zusammenfassung von Mozarts Schaffen« zu sehen. Das Klavier führt im ersten Satz das erste Thema ein, Geige- und Cellostimme setzte Mozart der Klavierstimme entgegen und ließ sie das Thema übernehmen. Im Verlauf überlassen sich die drei Instrumente stets im Wechsel einander die Führung und erfreuen den Zuhörer mit gefälliger Heiterkeit, die so ganz im Kontrast zu Mozarts misslicher persönlicher Lage oder der allgemein schwierigen, politischen und wirtschaftlichen Situation dieser Zeit steht.
Der britische Komponist Stephen Storace war einer der vielen großen Tonschöpfer und Zeitgenossen, die von Mozarts Kompositionen inspiriert selbst absolut Hörenswertes hinterließen: Die Sonata C-Dur No. 2 in drei Sätzen hätte, so könnte man meinen, genauso gut aus Mozarts Kompositionsschaffen stammen können. Sie passte also trefflich ins Programm und somit in die Mozartwoche. Das traf ebenso auf das Trio in Es Hob. XV:29 von Joseph Haydn zu, welches den Konzertabend beschloss.
Im Seeoner Festsaal hatte für zwei Stunden der Geist des späten 18. Jahrhunderts gewirkt. Die Gäste bedankten sich mit einem kräftigen Applaus und erklatschten sich als Zugabe ein schottisches Lied von Haydn. Kirsten Benekam